Handwerk in KölnKölner Traditionsbetrieb im Veedel muss schließen: Aktion nach Weihnachten

Die Metzgerei Stock auf der Neusser Straße in Köln-Nippes.

Seit fast 60 Jahren im Veedel: Die Metzgerei Stock auf der Neusser Straße in Köln-Nippes.

Bitter: Bis Heiligabend läuft das Geschäft noch, dann schließt die Metzgerei Stock auf der Neusser Straße in Köln.

von Bastian Ebel  (bas)

Bei Christoph Stock ging es immer um die Wurst. Seit 60 Jahren steht der Nachname für bestes Metzger-Handwerk im Veedel. Auf der Neusser Straße in Nippes startete einst sein Vater, seit 27 Jahren ist Christoph verantwortlich für die Metzgerei.

Ein deftiges Stück Nippes. Da war es fast schon klar, dass Christoph Stock in der Session 2018 ein „Kölscher Boor“ im Dreigestirn wurde. Doch die Sorgen wurden danach immer größer. „Seit diesem Sommer kaue ich darauf rum, jetzt musste ich einen Schlussstrich ziehen“, hadert der Metzgermeister. Der Grund: Stock findet keine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr.

Köln: Metzgerei Stock in Nippes muss schließen

Das Geschäft florierte und war ein beliebter Anlaufpunkt im Veedel. „Das ist ja das Schlimme: Ein gut funktionierender Laden muss geschlossen werden, weil wir auf dem Arbeitsmarkt einfach nichts finden. Wir sind ja nicht insolvent, im Gegenteil. Seit Jahren suchen wir eine Spülkraft oder einen Gesellen – nichts ist dabei rumgekommen“, hadert Stock.

Alles zum Thema Dreigestirn

Er weiß: „So wie mir geht es vielen Betrieben im Handwerk. Das Handwerk muss wieder attraktiver werden. In Realschulen und Gymnasien muss das wieder stärker zur Geltung kommen.“ Das kommt leider zu spät für die Metzgerei Stock. „An Heiligabend schließen wir definitiv.“

Christoph Stock (hier bei einem Essen 2018) ist Inhaber der Metzgerei Stock in Köln-Nippes.

Christoph Stock (hier 2018) ist Metzgermeister und Ex-Bauer im Kölner Dreigestirn.

Als letztes Dankeschön an die Kundschaft hat sich Stock noch eine besondere Aktion ausgedacht: Wer vom 11. bis 24. Dezember bei ihm eingekauft hat und ein Kassenbon dabeihat, wird am 27. und 28. Dezember „beschenkt“. „Dann muss die Ware raus. Deshalb verschenke ich in haushaltsüblichen Mengen das, was noch da ist.“

Die bittere Nachricht ist auch bei der Kölner Fleischer-Innung angekommen. „Seit Jahren beschäftigen wir uns mit dem Thema Fachkräftemangel“, sagt Geschäftsführer Artur Tybussek. „Hier werden wir in den kommenden Tagen noch einmal aktiv und wollen uns dagegenstemmen.“ So werden nun Azubis aus Indien nach Köln geholt.

Er sagt aber auch: „Das Phänomen gilt für das gesamte Handwerk. Zudem haben es einzelne Metzgereien, abhängig vom Veedel, in Köln natürlich schwer.“ Er verweist aber auch auf positive Beispiele. „In Rodenkirchen am Maternusplatz wurde vergangene Woche eine neue Metzgerei eröffnet.“ Seine Innung wolle weiterkämpfen, damit das Metzger-Handwerk in Köln nicht ausstirbt.