Explosionen, Geiselnahme„Mocro-Maffia“: Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Polizisten

In einer Fensterscheibe sind zwei Einschusslöcher, die Polizei hat beide markiert.

Auf ein Wohnhaus am Kölnberg wurde am 27. Juli erst geschossen, kurz darauf kam es zu einer Explosion. Auch die Tat soll auf das Konto der „Mocro Maffia“ gehen.

Entführungen und Explosionen in Nordrhein-Westfalen, darunter in Köln, tragen die Handschrift der niederländischen „Mocro-Maffia“. Nun wird auch gegen einen Polizisten ermittelt.

Mehrere Explosionen, zwei Entführungen, bei einer wurden die Opfer gefoltert: Köln scheint im Zentrum eines eskalierenden Drogenkriegs zu stehen. Erst in der Nacht zu Montag kam es zu einem Sprengstoffanschlag vor einem Wohnhaus in Köln-Zündorf.

Jetzt ist im Konflikt zwischen mutmaßlichen Drogenhändlern mit Verbindungen in die Niederlande ein Bonner Polizist ins Visier der Ermittler und Ermittlerinnen geraten.

Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Polizisten

„Wir ermitteln gegen den Mann wegen des Anfangsverdachts der Strafvereitelung im Amt, des Verrats von Dienstgeheimnissen und der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der landläufig bezeichneten ‚Mocro-Maffia‘“, sagte Staatsanwalt Ulrich Bremer. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte darüber berichtet.

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Im Kern gehe es um zwei Vorwürfe, sagte Bremer. Zum einen soll der Polizist aus dem Kreis der Beschuldigten Informationen zu dem Kriminalfall erhalten haben, die er aber, so der Verdacht, nicht entsprechend an Kollegen weitergegeben habe. Zudem stehe im Raum, dass der Mann Abfragen im Personendatensystem der Polizei getätigt und „in die andere Richtung“ weitergegeben haben soll – gegen Geld.

Die Bonner Polizei bestätigte, dass ein 25 Jahre alter Polizeikommissar nach „sorgfältiger Prüfung der Verdachtslage und unter Berücksichtigung der Schwere der Anschuldigungen“ von seinen Dienstgeschäften entbunden worden sei. Seine Waffe habe man unter Verschluss genommen. „Die Vorwürfe wiegen außerordentlich schwer“, erklärte ein Sprecher.

Mutmaßlicher Drogenlogistiker und Polizist: freundschaftlicher Umgang

Der Recherche des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zufolge waren die Strafverfolger durch abgehörte Telefonate auf den Polizisten aufmerksam geworden. Ein mutmaßlicher Drogenlogistiker habe geprahlt, dass er mit einem befreundeten Polizisten ein Video aufgenommen habe, das im Kontext des Drogenkonfliktes stehen soll. Auch legten die Telefonate einen „freundschaftlichen Umgang“ beider Seiten nahe.

In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Explosionen in Köln, zuletzt in Zündorf, aber auch etwa in Engelskirchen und Duisburg gegeben, die Aufsehen erregten.

Nach vorläufigen Erkenntnissen der Polizei sollen diese – genau wie eine brutale Geiselnahme in Köln-Rodenkirchen – im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden auch aus den Niederlanden stehen.

Die Ermittler und Ermittlerinnen gehen davon aus, dass der Diebstahl einer großen Menge Cannabis aus eine Lagerhalle in Hürth Auslöser für die Eskalation gewesen sein könnte. (mit dpa)