Nach Pfiffen in Leipzig und BudapestRod Stewart spricht über Krieg in Ukraine – Köln zeigt andere Haltung

Rod Stewart begeistert seine Fans.

Rod Stewart begeisterte am Dienstagabend (25. Juni 2024) seine Fans in der Lanxess-Arena.

Rod Stewart hat bei seinem zweistündigen Konzert in der Kölner Lanxess-Arena sein erfolgreiches Repertoire präsentiert. Zudem gab es auch wieder ein politisches Statement zum Krieg in der Ukraine.

von Marcel Schwamborn (msw)

Bei der Planung der „One Last Time“-Tour hat das Management von Rod Stewart (79) nicht richtig aufgepasst. Während in Deutschland die Fußball-EM tobt, muss der Sänger, der bekanntermaßen ein riesiger Fußballfan und Anhänger von Celtic Glasgow ist, Abend für Abend auf die Bühne.

Als seine Schotten das Eröffnungsspiel gegen Deutschland bestritten, sang der von der Königin zum Ritter ernannte Star in Leipzig. Als am Dienstagabend (25. Juni 2024) die Engländer in Köln gastierten, stand er acht Kilometer entfernt in der ausverkauften Lanxess-Arena auf der Bühne.

Rod Stewart begeistert rund 15.000 Fans in der Lanxess-Arena

Dennoch geriet der Köln-Besuch für den Mann mit der Reibeisen-Stimme zum äußerst erfreulichen Abend. Denn während die Three Lions in Müngersdorf für ihr schwaches Spiel gegen Slowenien ausgebuht wurden, gab es für Stewart Applaus. Das war zuletzt nicht immer so.

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Vor dem Klassiker „Rhythm of my Heart“ zieht sich der Sänger traditionell um. Im blauen Anzug und gelben Hemd singt er dann das Lied von 1991 und widmet dies dem ukrainischen Volk. Zudem berichtet er von seiner Unterstützung für das vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Land. Stewart hat in Großbritannien ein Haus für eine ukrainische Familie gemietet, Ukrainer für seine Tour-Crew engagiert und dafür gesorgt, dass Lebensmittel ins Land geschafft werden.

Rod Stewart begeistert seine Fans.

Mit großer – überwiegend blonder und weiblicher – Band trat Rod Stewart in Köln vor sein Publikum und präsentierte seine Hits.

Das Ganze gipfelt beim Konzert dann in den Moment, in dem ein Bild des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der Leinwand erscheint und der Musiker davor salutiert. Bei vorangegangenen Konzerten in Leipzig und Budapest quittierten viele im Publikum diese Haltung und den Ausruf „Fuck Putin“ mit Buhrufen und Pfiffen.

In Köln verzichtet Stewart auf die Beschimpfungen des russischen Kriegstreibers. Und das Publikum reagiert im Gegensatz zu dem im Osten der Republik mit Applaus und zustimmenden Pfiffen. Die rund 15.000 Menschen in der Lanxess-Arena zeigen ein komplett anderes Gesicht.

Der Rest des Abends ist frei von politischen Statements. Da geht es einfach darum, ein paar zeitlose Pop- und Rockklassiker auf der hellglänzenden Bühne zum Besten zu geben. Ob das Bonnie-Tyler-Cover „It’s a Heartache“, „Tonight's the Night“, der Cat-Stevens-Klassiker „The First Cut Is the Deepest“ oder der „Downtown Train“ von Tom Waits – die Songs hat der Mann mit dem weit geöffneten Hemd alle locker drauf.

Strubbel-Sturmfrisur, hautenge Röhrenjeans, Nietengürtel, Glitzer-Jackett, Ketten, ausgefallene Schuhe – so gefällt sich der Musiker. Hinter ihm stehen zahlreiche blonde Musikerinnen und Sängerinnen mit ultrakurzen Röcken und Stilettos. Dieses Rollenverständnis darf bei ihm so sein.

Sechs Monate vor seinem 80. Geburtstag ist der britische Rock- und Pop-Sänger, der mehr als 250 Millionen Tonträger verkauft hat, immer noch zappelig und gelenkig auf der Bühne unterwegs. Mit „Baby Jane“, „Da Ya Think I'm Sexy?“ und „Sailing“ gibt es zum Finale noch die größten Kracher aus dem Stewart-Repertoire.

Dabei wirft der Frontmann dann doch noch traditionell ein paar Bälle ins Publikum. Denn so ganz ohne Fußball geht es in diesen Tagen in Deutschland doch nicht.