Schwangere (†35) getötetEmotionale Momente vor Kölner Gericht – aber Angeklagter (34) schweigt

Zwei Frauen sitzen im Gerichtssaal und zeigen ein Bild.

Tochter und Schwester verloren: Zum Prozessauftakt am Dienstag (23. April) zeigten die Mutter und die Schwester der getöteten Frau ihr Bild.

Er soll eine Schwangere in Leverkusen getötet haben. Seit Dienstag (23. April) läuft in Köln der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Sie hält ein Bild ihrer getöteten Tochter vor sich, neben der Mutter sitzt ihre andere Tochter mit versteinerter Miene. Prozessauftakt im Mordfall um eine Schwangere in Leverkusen!

Der Fall aus Herbst 2023 erschüttert noch immer die ganze Region. Der Gerichtssaal im Kölner Landgericht ist am Dienstagmorgen (23. April 2024) bis auf den letzten Platz gefüllt, man hört vereinzeltes Weinen und Schluchzen.

Fall aus Leverkusen erschütterte die Region: Mann (34) jetzt in Köln vor Gericht

Kurz darauf wird der Angeklagte (34) in den Saal geführt. Die Vorwürfe gegen ihn sind grausam. Als die Anklage verlesen wird, verdeckt sich der Mann mit einer Hand seine Augen – als könne er die Blicke der Angehörigen des Opfers, die ihm direkt gegenüber sitzen, nicht ertragen. Die Eltern sowie Schwester und Bruder sind bei dem Prozess Nebenkläger beziehungsweise Nebenklägerinnen.

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Am 27. Oktober gegen 20.30 Uhr war die werdende Mutter (†35) auf dem Weg zu einem Mehrfamilienhaus in Leverkusen-Rheindorf, in dem der Angeklagte unter anderem mit seiner Mutter lebte. Vorher hatte sie ihm in einem Chat den Besuch angekündigt: Sie wolle seine Mutter von ihrer Beziehung und der Schwangerschaft erzählen.

Ein Angeklagter betritt mit seinem Verteidiger einen Gerichtssaal.

Der Angeklagte machte zum Prozessauftakt keine Angaben zur Tat.

Der Angeklagte hatte das laut Anklage bislang gegenüber seiner muslimischen Familie geheim gehalten. Er soll einen Ansehensverlust durch ein uneheliches Kind befürchtet und daher beschlossen haben, die im 4. Monat schwangere Frau und den Fötus zu töten.

Die Anklage wirft ihm vor, dazu ein Küchenmesser mit Holzgriff und 14 Zentimeter langer Klinge eingesteckt und die 35-Jährige vor dem Haus abgepasst zu haben.

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Dort kam es zu einem Streit, bei dem er ihr das Handy aus der Hand gerissen haben soll. Dann verlagerte sich die Situation in Richtung eines Wendehammers.

Dort soll der Angeklagte in Tötungsabsicht mehrfach massiv auf die 35-Jährige eingestochen haben. Die Schwangere erlitt mindestens zehn Stich- und Schnittverletzungen insbesondere im Bauchbereich. Für sie und das Kind in ihrem Bauch kam jede Hilfe zu spät.

Zum Prozessauftakt erklärt der Verteidiger, dass sein Mandant an dem Tag keine Angaben machen werde. Der Vorsitzende Richter gibt bekannt, dass die Familie des Angeklagten gar nicht aussagen möchte und von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch mache.

Kölner Polizist erzählt vom Tattag: „Das fanden wir auch verwunderlich“

Ein Beamter (30) der Kölner Polizei war mit einem Kollegen als erster vor Ort gewesen und hatte den Angeklagten auf dem Gehweg sitzend angetroffen. „Er war apathisch, hat mit leerem Blick geradeaus gestarrt“, erzählt er jetzt im Zeugenstand.

Der Mann sei voller Blut gewesen und habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Er sei aber nur bedingt kooperativ gewesen, habe nur auf gezielte Nachfragen geantwortet und behauptet, dass seine schwangere Freundin ihm fremd gegangen sei.

Ob er sich nach der Frau erkundigt habe, zum Beispiel, ob sie noch lebt, will der Vorsitzende Richter wissen. Der Zeuge: „Nein, zu keinem Zeitpunkt. Das fanden auch wir verwunderlich, es kam keine Nachfrage.“

Der Angeklagte war wegen Totschlags in U-Haft gekommen. Die Anklage gegen ihn lautet jedoch auf Mord in Tateinheit mit Schwangerschaftsabbruch. Die Kölner Staatsanwaltschaft sieht niedrige Beweggründe als Mordmerkmal erfüllt.

Der Prozess wird fortgesetzt. Das Urteil am Kölner Landgericht soll am 24. Mai fallen.