Schwere Radunfälle in KölnTaxifahrer klagt: Niemand setzt mein Patent um

Zülfikar Celik hat ein Patent für eine Sicherheitstechnik gegen Dooring-Unfälle

Zülfikar Celik zeigt sein Patent für eine Sicherheitstechnik, die Dooring-Unfälle verhindern soll. 

von Ayhan Demirci  (ade)

Köln – Es ist der Schrecken jedes Radfahrers: Bei voller Fahrt öffnet sich plötzlich die Tür eines parkenden Autos. Oft kann der Radler nicht mehr bremsen oder ausweichen und kollidiert mit der Tür. Lebensgefahr!

Die Kölner Statistik der letzten Jahre:- In 2017 kam es zu 129 sogenannten Dooring-Unfällen (vom englischen „Door” für Tür).

- In 2018 waren es 140

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- In 2019 bislang 134

Dooring verbreitet Ängste unter Radfahrern. Und wenn es dann passiert, werden sie häufig schwer verletzt, wie in diesen drei Fällen aus diesem Jahr:

14. November, Südstadt: Eine Fahrradfahrerin (44) biegt von der Severinstraße in die Jakobstraße ab, als ein VW-Fahrer (57) seine Autotür öffnet, um auszusteigen. Die Radlerin kann nicht mehr ausweichen und kollidiert mit der Tür: schwer verletzt, Klinik!

Dooring-Gefahr

Wenn Autofahrer unachtsam die Tür öffnen, kann es zu Dooring-Unfällen (vom englischen Door für Tür) kommen. 

11. Oktober, Ehrenfeld: Ein Fahrradfahrer (70) kollidiert mit der unachtsam aufgerissenen Beifahrertür eines Fiat Ducato. Der Senior stürzt und schlägt mit dem Kopf auf dem Bordstein auf: Klinik!

19. August, Innenstadt: Ein Radfahrer (52) fährt auf dem Radstreifen über den Hohenstaufenring. Er schildert der Polizei später: „Plötzlich öffnete sich die Fahrertür eines Fiats. Ich konnte nicht mehr ausweichen. Mein Lenker verhakte sich und ich bin gefallen.” Auch dieser Radfahrer wird schwer verletzt.

Dooring-Unfälle: Vier Todesopfer in Berlin

Gegen diese Art von Unfällen, bei denen Autofahrer den wichtigen Schulterblick vergessen, gibt es ein technisches Mittel, sagt ein erfinderischer Taxifahrer, der täglich diese Gefahrensituationen erlebt. Zülfikar Celik (50) aus Wesel hat sogar ein Bundespatent auf seine Idee. Er erklärt: „So viele Dooring-Unfälle – und manchen enden auch dramatisch, es gab zum Beispiel in zwei Jahren vier tödliche Unfälle in Berlin – könnten verhindert werden."

Celiks Entwurf: Das in Autos vorhandene Lichtsystem wird einfach modifiziert, so dass die Schlussleuchten und/oder die Bremsleuchten aufleuchten, sobald der Fahrer den Türgriff betätigt. Der herannahende Radfahrer wird so um die vielleicht entscheidenden Bruchteile eienr Sekunde vorgewarnt, dass Gefahr droht. So simpel, dass es genial ist.

„Dazu muss quasi nur der Bordcomputer eingestellt werden, es entstehen gar keine Mehrkosten für die Autobauer", meint Celik. Allerdings würden weder Gesetzgeber noch die Autoindustrie die Idee richtig beherzigen.

Prototyp: Ford arbeitet an anderer Problemlösung

Tatsächlich verfolgt zum Beispiel Ford zur Zeit eine andere Lösung. Sprecherin Monika Wagener: „Ford testet zur Zeit an einem Prototyp den Einbau einer visuellen und akustischen Warnung für den Fahrer."

Signallicht im Außenspiegel und vibrierende Autogriffe

Sensoren an der Karosserie würden erkennen, dass ein Radfahrer im Anrollen ist. „Sobald das System das erkennt, sieht der Autoinsasse ein Warnzeichen im Seitenspiegel, gleichzeitig ertönt ein Warnton." Eine weitere Variante, die Ford testet: Sobald sich ein Radfahrer von hinten nähert, beginnen die Türgriffe des Autos zu vibrieren und warnen den Autofahrer.

Ein Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradverbandes in Köln erklärte, man favorisiere eine Lösung, die den Autofahrer in die Pflicht nehme. Das sei ein Nachteil bei der Idee des Taxifahrers Zülfikar Celik, denn da müsse der Radfahrer auf die Autobeleuchtung achten.

Autotür öffnen wie die Holländer

Ein klassisches Hilfsmittel sei zudem ein Trick, der vor allem in Holland verbreitet sei. Autofahrer dort nehmen beim Aussteigen die rechte Hand (Beifahrer die linke). Durch die Benutzung der weiter entfernten Hand dreht sich der Oberkörper automatisch zur Seite und führt so zum Schulterblick.

Die Kölner Fahrradunfallstatistik für das Jahr 2018

Insgesamt verunglückten auf Kölner Straßen im vergangenen Jahr 2065 Radfahrer, acht starben, 282 wurden schwer verletzt.