Die neue Virus-Mutante Omikron sorgt für Sorgen. Im Köln-Talk „Loss mer schwade“ gab Top-Mediziner Pro. Dr. Michael Hallek einen Einblick zur aktuellen Corona-Lage in der Uniklinik.
„Starren auf Omikron“Kölner Top-Mediziner erklärt aktuelle Lage auf Intensivstation der Uniklinik
Wie geht es in der Corona-Pandemie weiter? Die neue Virus-Mutante Omikron schüttelt uns zum Jahreswechsel komplett durch. Beim Köln-Talk „Loss mer schwade“ lieferte Prof. Dr. Michael Hallek Erkenntnisse, wie es derzeit auf der Intensivstation der Uniklinik aussieht und legte den Finger in die Wunden, was Fehler in der Pandemiebekämpfung betrifft.
Prof. Dr. Hallek über Omikron und die Lage in der Kölner Uniklinik
Zu Beginn der Runde um Moderator JP Weber gab der Klinikdirektor einen Statusbericht über die Situation derzeit in Köln: „Die Karnevalsereignisse, obwohl sie für einige befremdlich waren, all diese Dinge haben nicht dazu beigetragen, dass es eine massive Zunahme der Fallzahlen gab. Wir sind in NRW deutlich besser durch die 4. Welle gekommen, als der Süden der Republik oder Sachsen. Das liegt an der deutlich höheren Impfquote im Rheinland und hier in Köln.“
Hallek weiter: „Wir haben aber ein Dutzend Covid-Patienten auf der Intensivstation, die sind übrigens alle jung, zwischen 30-50 Jahre alt. Wir schielen und starren alle auf Omikron. Das wird kommen, wir können nur hoffen, dass wir gemeinsam klug agieren und das Schlimmste verhindern. Es werden noch große Opfer von Karnevalisten gebracht werden müssen, die ich extrem würdige und positiv finde.“
Noch liege derzeit nur ein einziger Omikron-Patient auf der Intensivstation der Uniklinik, doch das werde bald anders sein, so der Mediziner.
„Das ist noch mal wie ein anderes Virus“, so Hallek. „Die Erkrankung ist anders. Sie scheint eher den Rachen zu betreffen. Wir wissen noch nicht sicher, ob es kränker macht. Eines ist sicher: Es steckt deutlich schneller an. Es wird rasend schnell gehen.“
Es bestehe die Sorge, dass die Infrastruktur nicht mehr funktioniere, so dass es zu Engpässen kommt. „Wir sollten nicht panisch werden, aber es ist ein neues Virus, das nichts damit zu tun hat, was wir vorher hatten. Was hier besonders ist, ist die Geschwindigkeit und dass Leute, die zweimal geimpft sind, sich schnell anstecken können. Das ist neu. Es heißt boostern, boostern, boostern.“
Natürlich haben auch Hallek die Meldungen von neuen Ansteckungen erreicht, so zum Beispiel in einem Kölner Brauhaus, in dem sich bei einer Weihnachtsfeier eine ganze Gruppe infizierte.
Er sagt: „Wir wissen von den Superspreading-Events, dass die in Innenräumen aufgetreten sind. Einer war infiziert und am Ende des Abends sind es alle. In Außenräumen ist es weniger ansteckend, aber wieviel weniger, können wir jetzt nicht mit Sicherheit sagen.“
Für Omikron gelten neue Gesetze, so der Mediziner und äußerte sich zu einer„ goldenen Regel“, wie er sagte: „Wenn man schnell und entschlossen reagiert, kann man schneller wieder öffnen. Geschwindigkeit ist Trumpf. Dass die Menschen so dicht aneinander laufen, wie auf den Weihnachtsmärkten, ist keine glückliche Situation.“
In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an die Zustände auf der Zülpicher Straße am 11.11.: „Ich habe Bilder gesehen und Schilderungen von Freunden, da ist das Kontrollsystem zusammengebrochen. Das Problem ist, dass wir uns als Gesellschaft Regeln geben und diese nicht durchsetzen.“
Köln: Prof. Dr. Hallek kritisiert Politiker in der Corona-Krise
Beim 1.FC Köln sei dies indes anders, lobte Hallek: „Das ist ein gutes Konzept. Selbst bei 45 000 Menschen gab es im Nachgang keine Steigerung der Infektionszahlen. Wir sehen und merken es sonst zwei Wochen später im Krankenhaus. Darauf können die Kölner auch stolz sein. Daher hat es mich geärgert, dass man im Karneval nicht überall in der Lage war, die Regeln zu kontrollieren.“
Mit Kritik an den handelnden Personen der Politik sparte der Mediziner nicht: „Die erste Welle, da konnte keiner ahnen, was kommt. Danach haben wir zu langsam reagiert. Es existierte ein Machtvakuum, es wurde nicht mehr viel entschieden. Diese 4. Welle hätten wir vermeiden können, wenn wir vorgebeugt hätten mit Impfkampagnen, die den Namen verdienen. Es war ein Irrtum auszurufen, es sei vorbei.“