Letztes Europa-Konzert„Du Hurensohn!“ – US-Superstar wickelt sein Publikum in Köln um den Finger

Konzert von Thirty Seconds to Mars mit Leadsänger Jared Leto in der Lanxess-Arena.

US-Star Jared Leto spielte mit seiner Band Thirty Seconds to Mars am Sonntagabend (16. Juni 2024) in der Lanxess-Arena.

Die amerikanische Alternative-Rock-Band Thirty Seconds to Mars hat Köln mal wieder einen Besuch abgestattet. In der Lanxess-Arena wurde mächtig aufgefahren – das Konzert gerät zum Fest für die Sinne.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Der Countdown zählt von 100 runter, ehe er genau bei 30 stoppt. Während die Stimme aus den Lautsprechern jede Zahl auf Deutsch ansagt, erscheint auf den Leinwänden Jared Leto (52) und zeigt, wie der US-Star durch die Katakomben der Lanxess-Arena Richtung Bühne geht. Er trägt eine Art Korsage, darüber ein ausladendes weißes Jackett, futuristische Handschuhe und eine spacige Sonnenbrille.

Mit knapp zweimonatiger Verspätung hat es also geklappt mit dem Besuch von Thirty Seconds to Mars. Das ursprünglich für Ende April geplante Konzert musste verschoben werden, weil Leto kurzfristig in Dreharbeiten gebunden war.

Thirty Seconds to Mars: Konzert sollte schon Ende April steigen

Der schillernde Kopf der Zwei-Mann-Band ist nämlich ein absoluter Alleskönner. Als Schauspieler erhielt er für seine Rolle als Transgender-Frau im Film „Dallas Buyers Club“ einen Oscar. Zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Shannon macht er zudem seit 26 Jahren überaus erfolgreich Musik. Der Mann aus Los Angeles versteht es perfekt, die Menschen um den Finger zu wickeln.

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Dass die Kölner Halle am Sonntag (16. Juni 2024) mit gut 10.000 Fans bei weitem nicht ausverkauft ist, überspielt der Frontmann gekonnt. „Das ist die größte Arena, die ich je in meinem Leben gesehen habe“, sagt er begeistert und lädt die Menschen, die sich ganz oben in den Oberrang verloren haben, ein, nach unten zu kommen: „Die Security weiß Bescheid. Kommt gerne näher“.

Konzert von Thirty Seconds to Mars mit Leadsänger Jared Leto in der Lanxess-Arena.

Jared Leto mit Fan Jan auf der Bühne. Der Sauerländer genoss den besonderen Moment mit dem Star ausgiebig.

Köln war die letzte Europa-Station auf der „Seasons“-Tour. Und zum Finale haut das Duo – ergänzt um Gitarrist Stevie Aiello – noch mal das ganze Programm raus. Das Konzert sorgt fast schon für Reizüberflutung. Die Halle wurde schon Stunden vor Show-Beginn mit reichlich Nebel eingehüllt. Der zog durch die Gänge und bis in die Tiefgarage. Aber so wirken die beeindruckende Lichtshow und die gigantischen Videoprojektionen noch besser.

„Up in the Air“, „Kings and Queens“, „Walk on Water“ – gleich zum Auftakt gibt es Hit an Hit. Der epische Alternative-Rock ist wie gemacht für die großen Hallen. Vieles kommt dabei zwar vom Band, aber wie sich Jared Leto wirklich die Seele aus dem Leib singt und schreit, das spürt jeder. In der zweistündigen Live-Show gönnt er auch dem Publikum nur wenige Pausen. In die Knie, hüpfen, Handys in die Luft, Fäuste hoch, Klatschen – keine Zeit zum Ausruhen.

Konzert von Thirty Seconds to Mars mit Leadsänger Jared Leto in der Lanxess-Arena.

Die Fans von Thirty Seconds to Mars im Konfetti-Regen. Bei der Show in der Lanxess-Arena wurde einiges aufgefahren.

Tradition bei Thirty Seconds to Mars hat auch, dass immer mal wieder Fans mit auf die Bühne dürfen – nicht nur beim großen Finale mit „Closer to the Edge“. Vor „Rescue me“ schnappt sich der Sänger mit der langen Mähne Fan Jan aus Meschede. Der soll ihm einen dreckigen deutschen Begriff beibringen. „Du Hurensohn“, ist das Ergebnis, was der US-Amerikaner laut lachend zum Besten gibt.

Diese Interaktion ist es, die der Band seit Jahren diese treue Anhängerschaft beschert. Ähnlich authentisch wird es im Mittelteil. Als die laute Synthie- und Schlagzeug-Begleitung mal Pause hat, sollen die Menschen Wunschlieder nennen. Ein Fan hat ein Schild gebastelt. Beim „Song Roulette“ versteckt sich unter jedem Feld ein Lied der Band. Leto öffnet die Türchen wie einen Adventskalender und spielt spontan die Titel – wenn auch mit Texthängern.

Danach geht es ins wilde Finale. Pyrotechnik, Konfetti, schwarze Plastikbälle in der Luft – mit „Attack“, „Stuck“ und „The Kill“ gibt es dabei noch mal die ganze Ladung der typischen Mitsingpassagen, die oft aus „Ahs“ und „Ohs“ bestehen, auf die Ohren.

„Das war die beste Show bisher“, sagt Leto, bevor er verschwindet. Bei seinem guten Schauspiel-Talent ist nicht zu erkennen, wie ehrlich er es meint. Aber sicher ist, dass dieser Köln-Besuch bestimmt noch nicht der letzte gewesen ist.