„Nicht mehr identifizierbar“Frank (†55) lag ein Jahr tot in seiner Wohnung – Albtraum für Kölner Bruder

Ein Mann sitzt auf einer Couch und schaut in die Kamera

Frank Weil wurde nach über einem Jahr tot in seiner Wohnung aufgefunden. Hier ist er im Wohnzimmer seines Elternhauses in Frechen in den 1990er-Jahren zu sehen.

In Frechen ist es zu einem tragischen Todesfall gekommen. Der Bruder des Verstorbenen schildert, wie er den Verlust erlebt hat.

von Adnan Akyüz  (aa)

Der gebürtige Kölner Volker Weil aus der Eifel trauert um seinen Bruder Frank (†55). Der Frechener ist in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Rhein-Erft-Kreis tot aufgefunden worden – nach über einem Jahr. Das traurige Erlebnis rund um das Ableben seines Bruders kommt Volker Weil unwirklich vor: „Ich fühle mich wie in einem Film“.

Volker und Frank Weil hatten ein gutes Verhältnis. „Wir waren Brüder, wie Brüder halt sind. Wenn wir uns gesehen haben, sind wir gut miteinander ausgekommen. Es gab aber auch Zeiten, da haben wir über sechs Monate keinen Kontakt zueinander gehabt“, sagt Volker Weil im Gespräch mit EXPRESS.de.

Frechen: Mann liegt über ein Jahr tot in seiner Wohnung

Volker Weil hat stets nach seinem Bruder geschaut, wenn er das Grab seiner Eltern in Frechen besucht hat. So auch zuletzt im Mai 2024. Als er vor dem Acht-Parteien-Haus zu der Wohnung im 1. Stock seines Bruders schaute, sah er, dass die Fenster gekippt sind, „seine komischen Vorhänge“ zu sehen sind, und die Balkontür offensteht. „Ich habe geklingelt und gerufen – nix“, sagt Volker Weil, der in der Eifel ein Café betreibt.

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Was er da noch nicht wusste, ist, dass sein Bruder schon längst tot war. Dass der Briefkasten voll war, sei nicht ungewöhnlich gewesen. „Er hat es nicht so mit Briefe öffnen und Rechnungen bezahlen. Er hat von der Erbschaft meiner Mutter gelebt“, sagt der Bruder. Dann ist er mit seiner Frau wieder davongefahren, „aber so langsam machte ich mir Sorgen.“

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Volker Weil war dann eine Woche auf Zypern im Urlaub. Zurück zu Hause fand er dann einen Brief der Kriminalpolizei im Briefkasten. „Das war ein Schock. Kein Schlaf. Was habe ich falsch gemacht? Ich hatte Angst und Panik“, schildert er.

Am nächsten Morgen hat er dann von der Kripo erfahren, dass sein Bruder Frank in seiner Wohnung tot aufgefunden wurde. Der Vermieter habe wegen ausbleibender Mietzahlungen die Wohnung durch einen Schlüsseldienst aufmachen lassen. „Mein Bruder war nicht mehr identifizierbar. Er war schon zu lange tot“, erklärt Weil.

Ein Mann hockt neben einem Auto.

Frank Weil mit seinem Traumauto, einem Ford 17 M, Ende der 1980er-Jahre.

Heute sagt er, dass er froh sei, dass der Vermieter die Wohnung habe öffnen lassen, da ihn der Anblick „vermutlich mein ganzes Leben verfolgt“ hätte. Was ihn nicht in Ruhe lässt: „Hat niemand in dem Haus so lange irgendwas bemerkt?“

In der Zwischenzeit wurde von der Polizei ein DNA-Test zur Klärung der Identität veranlasst. Da der Körper von Frank Weil aber so stark verwest war, habe sich das über mehrere Wochen hingezogen. Für Frank Weil bedeutete das, wie er selbst schildert, „banges Warten mit Heulattacken“. Ein Arzt habe ihm Beruhigungsmittel verschrieben.

Nach einer Woche hieß es von der Polizei, dass keine brauchbare DNA gefunden werden konnte. Nun müssten Zähne des Verstorbenen aufgesägt werden, um DNA-Reste zu finden. Nach insgesamt vier Wochen konnte das Verwandtschaftsverhältnis festgestellt werden. „Es ist mein Bruder Frank Weil. Da sind dann noch mal alle Dämme gebrochen. Ich hatte Heulattacken. Meine Nerven spielen nicht mehr mit“, berichtet Volker Weil, was er erlebt hat.

Ein Mann schaut in die Kamera.

Volker Weil, hier eine aktuelle Aufnahme, trauert um seinen Bruder Frank.

Doch „der Film“, in dem sich Volker Weil fühlt, hört nicht auf. Der Leichnam seines Bruders wird von der Staatsanwältin noch nicht freigegeben. Wieder warten. Da der Todeszeitpunkt aufgrund der starken Verwesung nicht festgestellt werden konnte, hat die Kölner Gerichtsmedizin keine Sterbeurkunde ausstellen können.

Die Sterbeurkunde benötigte der Bruder etwa, um Zutritt zur Wohnung des Verstorbenen zu erhalten oder um Sachen wie etwa Strom und Mietverhältnis kündigen zu können.

„Ich wollte von der Bank auch erfahren, wann es zuletzt eine Bewegung auf seinem Konto gegeben hat, um nachzuvollziehen, wann er gestorben sein könnte. Doch ohne den Totenschein, habe ich keine Auskunft bekommen“, sagt Volker Weil. Er geht davon aus, dass sein Bruder eines natürlichen Todes gestorben ist, „er ist wohl eingeschlafen“.

Auf der Sterbeurkunde steht als Tag des Todes: „Zwischen dem 18. Mai 2023, 16 Uhr, und dem 5. Juni 2024, 16.45 Uhr“. Volker Weil vermutet aber, dass sein Bruder Ende Februar/Anfang März 2023 verstorben sein muss: „Da lagen Prospekte von Ende Februar und Wurstverpackungen mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum von Ende Februar und Anfang März. Mein Bruder hätte sie nicht einfach auf dem Boden liegengelassen. Er hätte sie in eine Tüte gepackt.“

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Am Donnerstag (11. Juli) hat er dann endlich die Sterbeurkunde seines Bruders erhalten und eine Entrümpelungsfirma beauftragt, um die Wohnung leer zu bekommen. „Ich selber kann das nicht.“ Nachdem der Leichnam jetzt von der Gerichtsmedizin freigegeben worden ist, will Volker Weil seinen Bruder in Mechernich beisetzen, „weil es dort 1006 Euro günstiger ist als in Frechen“, sagt der Bruder. Er müsse als einziger verbleibender Angehöriger für alle Kosten aufkommen, „ob ich was erbe oder nicht.“

Nach dem ganzen Erlebten macht sich Volker Weil jetzt selbst den Vorwurf, dass er intensiver nach seinem Bruder hätte schauen können und sagt: „Ich kann allen nur raten, sich um die Angehörigen zu kümmern und nicht zu sehr alleine zu lassen.“