Los Angeles – Nein, auf der Nebenstraße in Los Angeles (im US-Bundesstaat Kalifornien) ist keine Milch ausgelaufen. Und auch keine Farbe. Die Stadt färbt ihre Straßen weiß – auch aus politischen Gründen.

Seit 2017 testet die Stadtverwaltung den neuen weißen Straßenbelag, Projekt „Cool Pavement” genannt. Das hat für die Bewohner des heißen Golden State einen angenehmen Effekt: Denn vor allen Dingen in der Innenstadt stellt die große Hitze ein massives Problem dar.

Weiße Straße in Los Angeles ist ein kühles Pflaster

Der weiße Belag allerdings kühlt die Straßen ab. Laut Behörden ist der schwarze Asphalt schon morgens 93 Grad Fahrenheit heiß. Das entspricht etwa 33 Grad Celsius. Und die große Hitze im Sommer wird auch an die Umgebung abgestrahlt.

Ein örtlicher Verkehrspolitiker teilte vor kurzem einen Twitter-Post, auf dem er die Temperatur der Straßen gemessen hat. Ohne weißen Belag war die Straße 136 Fahrenheit warm (57,8 Grad), mit Belag „nur” knapp 124 (51 Grad).

Der Grund: Die weiße Farbe reflektiert die Sonneneinstrahlung anstatt sie anzuziehen. „Endlich könnten wir nicht mehr Eier auf der Straße braten”, erklärte Ratsmitglied Bob Blumenfield aus dem Bezirk Canoga Park.

Hitze auf den Straßen von Los Angeles: Asphalt soll kühler werden

Los Angeles, das seit längerem versucht, mit Erdgas-Müllwagen und Bio-Konzepten ökologischer zu werden, treibt auch die Entwicklung des kühlenden Pflasters voran. Ziel ist es, die Temperaturen entlang der vielen Meilen von Asphaltstraßen zu senken.

Die Bewohner müssten weniger ihre Klimaanlagen nutzen, Erderwärmung kann entgegengewirkt werden. Mittlerweile sei der Belag an mindestens 15 Stellen der Stadt angebracht worden, berichtet die „Los Angeles Times”.

Das Ziel: In zehn Jahren sollen ungefähr 1500 der am stärksten von Hitze betroffenen Wohnblöcke die „Behandlung” bekommen. Auch für Häuser raten Experten zu hellen Flächen.

Gegen Hitze: Weiße Straßen sollen Leben retten

In der Stadt ist der Klimawandel besonders spürbar. Es gibt immer öfter extrem heiße Tage gibt mit zahlreichen Hitzetoten. Es gebe mehr Hitzetote als Tote durch Überschwemmungen, Stürme und Blitze zusammen, schreibt die „Los Angeles Times”. Grund sei auch der „urbane Wärmeinseleffekt”, der Städte stärker aufheize als das Land.

Wissenschaftler rechnen damit, dass die Anzahl der sehr heißen Tage sich innerhalb weniger Jahrzehnte verdoppeln, gar verdreifachen könnte. Das heißt: Noch mehr Leben sind bedroht.

Weiße Schienen in Deutschland und Österreich

Um die Hitze zu bekämpfen, soll nicht nur der Straßenbelag helfen. Sondern auch mehr Bäume. Die Anwohner jedenfalls sind begeistert: Sie sagen, sofort die erträglicheren Temperaturen zu spüren.

Auch Deutschland, Österreich und die Schweiz testen den weißen Belag, allerdings vorerst auf Schienen: Die weiße Farbe soll etwa in Würzburg (Bayern) verhindern, dass sie zu heiß werden und sich verbiegen. Dort führt die Deutsche Bahn seit Juli Versuche durch.

„Studien zeigen, dass mit dem hellen Anstrich die Schienen bis zu sieben Grad kühler bleiben”, sagt ein Bahnfachmann.

Ob die weiße Farbe irgendwann auch hierzulande auf die Straßen kommen, um Temperaturen in den Städten zu senken, ist noch unklar. Noch gibt es andere Wege: In Berlin werden etwa Straßen zur Abkühlung mit Wasser besprüht.

Tatsache ist aber: Auch hierzulande gab es zuletzt immer mehr Hitzetote.

Weißer Straßenbelag als Zeichen gegen Donald Trump

Weiße Farbe gegen Hitze – L.A. verfolgt mit dem Straßenbelag auch ein anderes Ziel: Es ist ein Zeichen an Donald Trump, der den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen erklärte.

Schon nach der Ankündigung sagten verschiedene US-Bürgermeister und Politiker, die Klimaziele trotzdem wie geplant umsetzen zu wollen. Darunter auch der Bürgermeister von L.A., Eric Garcetti.

Mit dem weißen Straßenbelag kämpft er nun gegen den Klimawandel und setzt ein deutliches Zeichen. Und: Er möchte Leben retten. (mg)