Irre Bürokratie-Posse in NRWStadt zäunt Haus ein, 95-Jährige kommt nicht mehr raus
Bielefeld – Es klingt unglaublich: Seniorin Johanna Pohlmann (95) ist in ihrem eigenen Haus in Bielefeld eingezäunt worden. Grund ist eine Bürokratie-Posse, die einen sprachlos zurücklässt.
Irre Bürokratie-Posse in Bielefeld
Stadt zäunt Seniorin in ihrem Zuhause ein
95-jährige kann nicht mehr aus dem Haus
Seit Ende 2020 stand er plötzlich da: Ein 1,20 Meter hoher Metallzaun. Die Stadt hatte ihn nach einem Bauvorhaben, das dann doch wieder fallengelassen wurde, errichtet. Direkt vor dem Haus der 95-Jährigen.
Kein Scherz: Stadt Bielefeld zäunt Seniorin in Haus ein
Es klingt nach einem schlechten Scherz. Doch die Rentnerin ist von diesem Zaun in ihrem eigenen Zuhause eingesperrt worden. Denn das für die ältere Dame unüberwindbare Bauwerk geht nicht nur um ihr Haus, sondern versperrt ihr auch den direkten Zugang zur Straße.
Eine Tür, eine Pforte, eine Lücke im Zaun? Gibt es nicht.
Die Folgen sind haarsträubend.
Johanna Pohlmann (95): „Ich bin jetzt ein Pflegefall geworden“
„Ich kann ja gar nicht mehr raus. Das hat mich gesundheitlich extrem niedergerissen“, erklärt Johanna Pohlmann gegenüber RTL (siehe auch Video oben).
„Ich konnte davor trotz meines Alters jeden Tag noch immer zwei bis vier Stunden im Garten arbeiten. Und bin auch noch bis zur Post und zum Einkaufen gekommen. Aber seitdem ist das alles jetzt ganz weg.“
Die Seniorin weiter: „Ich bin jetzt tatsächlich ein Pflegefall geworden.“
Bielefeld: Seniorin nutzte Grünstreifen seit 40 Jahren
Das völlig Unglaubliche an der Situation: Die 95-Jährige nutzt den Grünstreifen direkt vor ihrer Tür wie ihren eigenen Garten. Schon seit vierzig Jahren. Und pflegt ihn auch, unentgeltlich.
Das Problem: Das Grundstück gehört der Stadt. Seit 2017 heißt es, die Straße soll ausgebaut werden.
Aber, so die Stadt Bielefeld: „Im Zuge des Ausbaus der Voltmannstraße hat sich herausgestellt, dass das Flurstück 1040 für den Straßenausbau nicht benötigt wurde.“
Familie Pohlmann will Flurstück in Bielefeld nicht kaufen
Was vorher anscheinend niemandem aufgefallen war, wird plötzlich zu einem Verwaltungsanliegen. Daraufhin bietet die Stadt der Familie das Flurstück zum Kauf an. Die Rede ist angeblich von rund 30.000 Euro.
Die Pohlmanns lehnen ab.
Deshalb scheint die Stadt davon auszugehen, dass die Familie das Grundstück nicht mehr nutzen will.
Stadt Bielefeld macht Vorgarten platt und stellt Zaun auf
Ende 2020 wird die Vorgarten-Idylle dann wortwörtlich platt gemacht und der Zaun aufgestellt. Der Garten wird also deutlich verkleinert, alle über Jahre angebauten Pflanzen entnommen und durch ein kleines Bäumchen und eine dünne Rasensaat ausgetauscht.
Da kann man nur ungläubig den Kopf schütteln. Doch Rentnerin Johanna Pohlmann will trotz allem Ärger nicht die Hoffnung verlieren. „Es wird ja vielleicht noch jemanden bei der Stadt geben, der etwas Grips im Kopf hat“, sagt sie etwas zynisch.
Haus eingezäunt: Stadt Bielefeld lenkt offenbar doch noch ein
Anscheinend ist das wirklich der Fall. Denn das Ganze soll ein Missverständnis sein. Die Stadt Bielefeld lenkt jetzt jedenfalls ein.
Die Stadt gegenüber RTL: „Nachdem nunmehr sehr deutlich geworden ist, dass dieses Einvernehmen nicht besteht, strebt die Stadt an, der Familie Pohlmann wieder Zugang zur Voltmannstraße zu ermöglichen.“
Gespräche habe es bislang aber noch nicht gegeben. Aus dem Rathaus heißt es, die Familie habe alle Termine abgesagt. (jv)