FluglärmBonner sauer über knatternde Hubschrauber-Flotte

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Der Schulungshubschrauber EC-120 der Bundespolizei fliegt am Posttower vorbei. Viele Bonner ärgern sich über den Fluglärm.

Sankt Augustin/Bonn – Wenn die blauen Hubschrauber der Bundespolizei – teils zu viert oder sechst – am Bonner Himmel knattern, klingt das bedrohlich. Und ist einfach laut. Hintergrund des Fluglärms: Die Schüler der Luftfahrerschule für den Polizeidienst in Sankt Augustin sind aus dem Urlaub zurück, fliegen wieder vermehrt über Wohnviertel.

Klar, dass sich viele Bonner über den Krach ärgern. Die Stadt Bonn bestätigt, dass sich vermehrt Leute über Hubschrauberlärm beschweren.

Bonner sauer über Polizei-Hubschrauber: Wer ist zuständig?

Doch wer ist eigentlich zuständig, wenn es um Fluglärm geht? Wer ist verantwortlich? Gar nicht so leicht, das rauszufinden. Die Stadt Bonn verweist EXPRESS an die Bezirksregierung in Düsseldorf. Antwort: Die sei zwar für „normalen“ Fluglärm – zum Beispiel beim Flughafen Hangelar – zuständig, aber nicht für „polizeilichen Flugbetrieb“.

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Man müsse sich an die Bundespolizei in Sankt Augustin wenden. Die aber gaben ab – an die Kollegen in Berlin. Am Ende der Kette gab Fiona Roloff von der Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizei-Fliegergruppe Auskunft. Die sitzt in Sankt Augustin.

Roloff erklärt: „Im Vergleich zu den Vorjahren liegt uns ein vermehrtes Aufkommen an Beschwerden nicht vor beziehungsweise ist uns nicht bekannt.“ Grundsätzlich gäbe es im Sommer mehr Beschwerden, da sich die Leute viel draußen aufhalten.

Ärger über Polizei-Hubschrauber: Was machen die in Sankt Augustin?

Vom Flugplatz in Hangelar starten Polizei-Hubschrauber zu Rettungsaktionen, Fahndungen und Katastrophenhilfe – aktuell häufig zur Waldbrandbekämpfung. Mittwochs trainiert die Spezial-Einheit der Bundespolizei, die berühmte GSG-9.

In Sankt Augustin bildet die Bundespolizei (früher: Bundesgrenzschutz) seit 1957 Hubschrauberbesatzungen und technisches Personal aus. Seit 2009 gibt es eine gemeinsame Luftfahrerschule für den Polizeidienst. Hier werden angehende Polizei-Piloten aus 13 Bundesländern auf wichtige Einsätze in der Luft vorbereitet. Ihre Übungsflüge starten und landen über den Köpfen der Bonner und Sankt Augustiner.

Ärger über Polizei-Hubschrauber: Zurück aus dem Urlaub

Bis zum 10. August waren die Flugschüler im Sommerurlaub. „Seit Dienstag letzter Woche sind wir wieder in der Luft", sagt Ausbildungsleiter Michael Marx. An der Flugschule laufen immer zwei Ausbildungslehrgänge überlappend.

Sankt Augustin: Flugschüler starten mit acht Hubschraubern

Die einen sind noch in der Anfangsphase und üben mit dem einmotorigen Schulungshubschrauber EC-120. Dieser 41. Lehrgang bildet 30 Piloten und Flugtechniker aus und startet laut Marx aktuell mit vier bis fünf Hubschraubern pro Tag.

Der fortgeschrittene Lehrgang mit 18 Piloten fliegt täglich mit zwei bis drei zweimotorigen Maschinen. Acht Beamte des Lehrgangs sind aber nicht mehr in Sankt Augustin und werden an ihren Staffelstandorten weiter trainiert.

Flugschule Polizei in Sankt Augustin: Übungsflüge nur unter der Woche

Die Übungsflüge finden laut Bundespolizei nur an Werktagen statt. „Morgens um neun Uhr laufen wir an, kommen mittags gegen 12 Uhr zurück, um zu tanken. Zwischen 13 und 16 Uhr fliegen wir dann wieder raus", sagt Marx.

Flugschule Polizei in Sankt Augustin: Wohin geht`s?

Und wo wird geflogen? „Die verteilen sich querbeet", sagt Marx. Ein Teil fliegt Richtung Westen in die Voreifel oder in den Norden Richtung Mönchengladbach. Für die anderen geht es Richtung Buchholz und Much ins Bergische Land.

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Ein Hubschrauber vom Typ EC-135 fliegt über den Petersberg. Mit diesem Schulungshubschrauber trainieren die fortgeschrittenen Flugschüler.

„Eigentlich fliegen wir nicht über Bonn und Sankt Augustin", sagt Marx. Der Knackpunkt sind Abflug und Landung in Hangelar. Nicht jede Woche fliegen die Polizei-Schüler aus, aber die Praxis-Phasen nehmen im Laufe der zweieinhalbjährigen Ausbildung zu.

Knatternde Polizei-Hubschrauber: Bonner hören Start und Landung

In der Ausbildung fliegen die Hubschrauber einzeln, nicht im Geschwader. „Die starten aber innerhalb von fünf bis zehn Minuten hintereinander", sagt Marx. Von unten kann das für die Bonner dann ganz schön heftig knattern.

Übungsflüge in Formation gibt es laut Marx erst gegen Ende der Ausbildung, wenn die Schüler schon die Fluglizenz haben: „Dafür fliegen wir dann eine Woche quer durch Deutschland, um das Bonner Gebiet zu entlasten."

Das Personal der Luftfahrerschule sei immer bemüht, die Belastung für Anwohner und Umwelt möglichst gering zu halten, fügt Roloff von der Bundespolizei hinzu.

Polizei-Flugschule: Nicht nur in Sankt Augustin wird trainiert

In der Schule werden nicht nur Bundespolizisten, sondern auch Landespolizisten aus ganz Deutschland ausgebildet, erzählt Marx. Die Lehrgänge seien immer in etwa 50:50 besetzt. Nicht nur in Sankt Augustin werde geübt.

„Es gibt 21 externe Betriebsstätten. Alle Landespolizeien haben unterschiedliche Hubschrauber", sagt Marx. Die Landespolizisten würden dann auch zunehmend in ihren Ländern geschult.

Jeder Schüler muss 125 Flugstunden für die Ausbildung absolvieren, nicht alle werden aber in Bonn stattfinden. Ein kleiner Trost für die lärmgeplagten Anwohner.

Fluglärm: Warum unternimmt die Stadt Bonn nichts?

Bleibt die Frage: Warum unternimmt die Stadt Bonn nichts gegen den Hubschrauberlärm? Reicht es nicht, dass Bonn vor Eröffnung der Flugschule schon als lauteste Stadt in NRW galt? Die Verwaltung hält sich – noch – bedeckt: „Die Stadt Bonn ist nicht für die Genehmigung von Hubschrauberflügen der Bundespolizei zuständig. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“ (lmc)