Ex-BSC-BossJohn Viol tot in Bonner Hotel aufgefunden
Bonn – Trauer beim Bonner SC und in der ganzen Stadt. Montag starb der frühere BSC-Präsident John Viol (72) in einem Bonner Hotel. Das bestätigte die Polizei dem EXPRESS auf Anfrage. Die Beamten gehen von einem natürlichen Tod aus – es gab keinerlei Hinweise auf ein Fremdverschulden.
Am Nachmittag wurde ein Bestatter in das Hotel in Bonn-Duisdorf gerufen. Der 72-Jährige wurde tot in seinem Zimmer aufgefunden. Nach EXPRESS-Infos war Viol gut mit dem Hotelier befreundet – er stieg regelmäßig dort ab.
John Viol war „Mister BSC“
John Viol und der BSC: Über Jahre hinweg waren diese ab den 1990er Jahren untrennbar. 16 Jahre lang war Viol als Präsident „Mister BSC“.
Auf seiner Facebook-Seite schreibt der Verein, dass Viol auch nach seinem Abgang beim BSC öfters zu Gast im Sportpark Nord war. "John Viol wird immer ein großer Teil der Geschichte des Bonner SC sein - wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken in blau-rot bewahren", so der Verein.
Viol träumte von glorreichen Zeiten, wollte sogar in die 2. Bundesliga. Doch spielerisch waren die Bonner Kicker weit von seinen Vorstellungen entfernt. Viol „verschliss“ in der Zeit etliche Trainer.
Außerdem schimpfte er regelmäßig über die Bonner Wirtschaft, die sich in seinen Augen mehr beim BSC engagieren müsste.
Kubanische Nationalmannschaft sollte für den BSC auflaufen
Unvergessen Viols Coup aus dem Jahr 1998: Damals wollte er die kubanische Nationalmannschaft für den BSC auflaufen lassen. Das brachte den damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes so auf die Palme (er wetterte über „Sklavenhandel“), dass er die Aktion stoppte.
10 Millionen Euro in Rheinlöwen investiert
Mit Marmor und Granit machte Viol sein Geld, war dafür regelmäßig in der ganzen Welt unterwegs. Nach eigenen Angaben steckte er rund 10 Millionen Euro in den Bonner SC.
Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass der Verein im Sommer 2010 in die Insolvenz geriet, keine Mannschaft auf Verbandsebene aufstellen durfte. Viol trat zurück – ohne Entlastung durch die Mitglieder. 2011 war „Mister BSC“ Geschichte.
BSC-Geschäftstellenleiter Didi Sebus hielt Kontakt zu Viol
2016 kehrte er noch mal zu seiner „alten Liebe“ im Sportplatz Nord zurück. Einer, der über die Jahre immer den Kontakt zu John (eigentlich Hans-Robert) Viol hielt, war BSC-Geschäftsstellenleiter Dietmar Sebus.
Als EXPRESS ihn über die Todesnachricht informiert, ist er schwer erschüttert: „Ich habe vor 14 Tagen noch mit ihm telefoniert, wollte ihn zum Heimspiel gegen Essen einladen. Er wollte sich melden…"
2016 besuchte Viol noch mal seine „alte Liebe“ im Sportpark Nord. Dabei gab er dem EXPRESS nachfolgendes Interview.
Lange hat man den ehemaligen BSC-Präsidenten und größten Sponsor John Viol nicht mehr im Sportpark Nord gesehen. Jetzt, wo „seine Jungs“ in die Regionalliga aufgestiegen sind, da möchte auch er den Erfolg verfolgen. Beim 3:1 gegen RW Ahlen saß der Ex-Boss auf der Tribüne. Die Bonner Löwen stehen gerade auf dem zweiten Tabellenplatz und das freut ihn wirklich.
„Ich war 15 Jahre hautnah dabei. Da ist es doch nicht verwunderlich, dass ich auch jetzt die Mannschaft anfeuere“, erklärte Viol. „Es macht mir Spaß den Jungs zuzuschauen. Mittlerweile haben sie auch ein gutes Niveau erreicht. Das einzige, was noch fehlt, ist ein guter Stürmer, der die Torchancen besser umsetzt“, erklärt er.
Aber mit dem Gedanken, sich wieder in den Verein einzubringen, spielt er nicht: „Nein. Wenn ich in der Nähe bin, dann schaue ich mir die Spiele an, aber mehr nicht“, erklärt Viol.
Viol war die Geldquelle des BSC
Seit Mitte der 90er Jahre war Viol der Strippenzieher bei den Bonner Löwen. Der Unternehmer und Mineralienhändler war über Jahre die einzige Geldquelle des BSC.
Wenn er an seine Zeit denkt, dann schwingt etwas Wehmut mit. „Ich habe lange Jahre eine Million jährlich reingesteckt, bis es irgendwann nicht mehr ging“, berichtet er. „Ich war damals ein Einzelkämpfer und habe von keiner Seite Unterstützung bekommen. Es ist beschämend für eine Stadt wie Bonn, die so reich ist und so viele reiche Firmen hat, dass diese nicht mehr für den BSC tun“, erklärt er.
„Ich habe meine Aufgabe getan und bin ehrlicherweise gescheitert, weil ich alleine war.“
Enttäuschung über Bonner Firmen
Heute frustriert ihn noch: „Wir hatten einen super Trainer, eine super Mannschaft, dann so hängengelassen zu werden von den Bonner Firmen. Das hat mich sehr getroffen", so Viol traurig.
Rückblick: Im Sommer 2005 gelang ihm sein größter Trainer-Coup. Mit Reinhold Fanz (62) holte Viol einen bundesligaerfahrenen Trainer. Ausgestattet mit einem Vierjahres-Vertrag sollte der Durchmarsch bis zur 2. Bundesliga gelingen. Den Aufstieg im Sommer 2006 in die Regionalliga verpasste man knapp - in der nachfolgenden Saison scheiterte man zunächst sportlich, dann der finanzielle Absturz. Trainer Fanz trat am 9. Spieltag zurück.
Der Ex-Präsident war auf der ganzen Welt zu Hause
Viol: „Ich könnte ein paar Bücher schreiben über meine Zeit aber da würden sich einige auf die Füße getreten fühlen. Es ist vielleicht besser so, dass ich nichts mehr aktiv damit zu tun habe.“
Aber: „Mich freut es, den BSC wieder siegen zu sehen und das mit so einem bescheidenen Etat.“
Und wo fühlt sich der Ex-Boss inzwischen zu Hause? „Das ist auf der ganzen Welt“, und lacht.