Ärger mit Linie 66Grüner Verkehrsexperte: „Bonner Stadtwerke bekommen es nicht hin“
Bonn/Siegburg – Immer Ärger mit der Linie 66. ÖPNV-Kunden, aber auch Politiker kritisieren, dass es ausgerechnet auf der „schnellen Linie“ zwischen Bonn und Siegburg zu Verspätungen oder Ausfällen kommt.
Grüner kritisiert Bonner Stadtwerke wegen Linie 66
Jetzt meldet sich auch Rolf Beu, Verkehrsexperte der Bonner Grünen, zu Wort: „Die Linie 66 verbindet Bonn mit seinem ICE-Fernbahnhof in Siegburg. Gerade auf dieser Linie dürfen deshalb keine Bahnen ausfallen. Es kann doch nicht hingenommen werden, dass die Fahrgäste drei Bahnen früher fahren müssen, um halbwegs sicher zu sein, dass sie ihren Zug noch bekommen, weil ja manchmal sogar zwei 66 nacheinander ausfallen.“
Beu deutlich: „Leider bekommen die Stadtwerke dies nicht hin. Auch die Information der Fahrgäste über Verspätungen, Ausfälle und deren Gründe lässt zu wünschen übrig. Und dies im Jahr 2019. Wahrlich ein Armutszeugnis. Die Verärgerung des Rhein-Sieg-Kreises ist nur zu verständlich. Schließlich sind es die Kommunalpolitiker, die täglich von den Fahrgästen auf die mangelnde Zuverlässigkeit der 66 angesprochen werden und den Ärger der Menschen abbekommen.“
Politiker aus dem Rhein-Sieg-Kreis kritisiert Bonner Stadtwerke
In der letzten Woche hatte Ingo Steiner am eigenen Leib erfahren, was Probleme auf der Linie 66 bedeuten. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Rhein-Sieg schilderte sein übles Erlebnis.
Probleme mit den Türen hatten im Sommer für einen krassen Vorfall gesorgt (hier lesen Sie mehr dazu).
Ärger mit der Linie 66: Wütender Brief an Bonner Stadtwerke
Steiner schrieb einen geharnischten Brief an Anja Wenmakers, Geschäftsführerin Verkehr bei den SWB. „Ich bin gegen 17 Uhr aus Frankfurt mit dem ICE in Siegburg angekommen. Für die Linie 66 wurde auf dem Display angezeigt, dass es zu Betriebsstörungen kommt. Diese Anzeige wurde dann wiederholt durch Anzeigen wie zum Beispiel „nächste Linie kommt in 6 Minuten“ korrigiert. Es gab keine Ansagen oder Hinweise.“
Warten auf die Linie 66: Bonner Stadtwerke in der Kritik
Als Steiner ankam, sei der Bahnsteig bereits mit etwa „100 Leuten befüllt“ gewesen. Der Grünen-Politiker weiter: „Es kam bis ca. 17:25 kein Hinweis, nur dass eine Betriebsstörung vorliegt. Ich habe dann in der Leitstelle angerufen und dort die Auskunft bekommen, es würden ja regelmäßig Ansagen getätigt. Auf meinen Hinweis, dass in den letzten 30 Minuten keine Ansage erfolgt ist, wollte er es nochmals prüfen. Dann kam ca. 5 Minuten später eine Ansage, dass es auf der Linie 66 zu Verspätungen kommt.“ Steiner sarkastisch: „Die mittlerweile rund 200 Menschen am Bahnsteig waren „sehr froh“ über diese neue wichtige Information.“
Linie 66: Kündigt der Rhein-Sieg-Kreis den Vertrag?
Dann geht Ingo Steiner gegenüber Wenmakers in die Vollen: „Ich schreibe das hier mit aller Deutlichkeit: Für mich ist aktuell die SWBV nicht mehr als Betriebsführer der Linie 66 geeignet. Ich werde mir überlegen und dieses mit meinen Kollegen der anderen Parteien beraten, ob wir hier nicht mir einer Prüfung der Kündigung der Verträge die Notbremse ziehen müssen.“
Der Fraktionschef will sich auch nicht mehr vertrösten lassen: „Ich bin aber auch nicht mehr bereit, mich von irgendwelchen Aussagen einer möglichen Verbesserung beruhigen zu lassen. Entweder wird hier von Seiten der SWBV und der Stadt Bonn nun konsequent und effektiv gehandelt oder wir müssen als Rhein-Sieg-Kreis andere Wege finden, die Mobilität in de Region und vor allem der Linie 66 sicher zu stellen.“
Ärger mit Linie 66: Bonner Stadtwerke reagieren
Anja Wenmakers, Geschäftsführerin von SWB Bus und Bahn reagiert besonnen auf die Attacke: „Die Emotionalität von Herrn Steiner kann ich gut verstehen“, erklärt wie. „Ich möchte aber eindringlich darum bitten, die Diskussion zu versachlichen.“
Sie erklärt: „In den zurückliegenden Sitzungen des Aufsichtsrates von SWB Bus und Bahn und der Gesellschafterversammlung der Elektrischen Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises (SSB) ist deutlich geworden, mit welchen Lösungsansätzen SWB Bus und Bahn positiv in die Zukunft blickt. Wir arbeiten intensiv daran, den Personalmangel – der bundesweit Nahverkehrsunternehmen stark beeinträchtigt – abzuschwächen. Wir bilden verstärkt aus und suchen mit Kampagnen und Maßnahmen, wie Schnuppertagen, geeignetes Personal. Dies auch mit Erfolg. Die Situation hat sich in den letzten beiden Wochen stetig verbessert. Das lässt sich auch in Zahlen belegen“.
Hier mehr zu den Plänen von SWB und Stadt Bonn lesen.
Bonner Stadtwerken bedauern Vorfall mit Linie 66
„Natürlich bedauern wir, dass unsere Fahrgäste auf der Linie 66 dieses Erlebnis hatten“, so Michael Henseler, stellvertretender Pressesprecher der Stadtwerke Bonn.
Gegen 17 Uhr habe es eine Störung auf der Linie 62, die auch Auswirkungen auf die Linie 66 hatte, gegeben. Stadtbahnen der Linie 66 standen hinter der defekten Bahn der Linie 62 fest. Henseler: „Die unmittelbare Störungsbehebung hatte oberste Priorität und war in dem Moment wichtiger, als Durchsagen für die Linie 66 zu tätigen.“
Bonner Stadtwerke haben Ärger mit Stau-Monat November
Der SWB-Sprecher fügt hinzu: „Aktuell macht uns vielmehr das Thema Pünktlichkeit Probleme. Die extreme Staulage der letzten Tage in Bonn und die damit verbundenen Verspätungen auf allen Bus- und Bahnlinien führen zu Ausfällen, die wir nicht beeinflussen können. Hier müssen schnellstmöglich Lösungen, wie gesonderte Busspuren und Beschleunigungen für die Bahnlinien, gefunden werden.“ (ms)