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Starker EinsatzDüsseldorfer Anwalt übernimmt kostenlos Rassismusfälle

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Rechtsanwalt Blaise Francis El Mourabit vertritt in seiner Freizeit kostenlos Opfer von Rassismus.

Düsseldorf – Rassismus – ein Thema, das seit dem Mord am Afroamerikaner George Floyd Ende Mai endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es schon längst gebraucht hätte. Auf der ganzen Welt sind trotz Corona Proteste ausgebrochen und die Existenz rassistischer Strukturen hat auch die Aufmerksamkeit des Weißen Mainstreams erreicht.

Auch in Deutschland werden Menschen mit dunkler Hautfarbe immer wieder diskriminiert. Blaise Francis El Mourabit (36) ist Anwalt, kommt aus dem Raum Düsseldorf und arbeitet hauptberuflich in einem internationalen Konzern als Compliance Officer. Mittlerweile übernimmt er in seiner Freizeit kostenlos eine Vielzahl von Rassismusfällen.

Nach rassistischem Video: Blaise Francis verkündet auf Instagram, dass er kostenlos Rassismusfälle übernimmt

Nachdem er ein Video von einem weiteren rassistischen Vorfall in Deutschland gesehen hat, war Blaise Francis El Mourabit so wütend, dass er sich ein Profil auf der Social Media Plattform Instagram erstellt hat. Dort hat er angeboten, rassistische Fälle kostenlos zu vertreten. „Ich hatte vorher nicht wirklich was mit Social Media zu tun. Ich dachte, dass da nur halbnackte Urlaubsfotos gepostet werden“, gestand der 36-Jährige.

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Auf der „Black Lives Matter“-Demo in Düsseldorf hat er erfahren, dass auf der Plattform auch viele politische Inhalte geteilt werden. „Nachdem ich das Video gesehen habe hat mein Herz als Schwarzer Anwalt aufgeschrien. Ich konnte nicht mehr tatenlos bleiben.“

Ansturm an Anfragen für pro bono Fällen: „Das hebe ich total unterschätzt“

Und das Angebot kam sehr gut an: „Ich habe das total unterschätzt. Das ist, wie man auf neu-deutsch sagt, viral gegangen. Innerhalb von ein bis zwei Tagen hatte ich über 100 rechtliche Anfragen.“ Mittlerweile folgen ihm 12 700 Menschen.

Die vielen Anfragen bedeuteten eine ganze Menge Stress für den Anwalt. Er bearbeitet die pro bono Fälle nach Feierabend, hat anfangs sogar sogenannte ‚One-Nighter ‘ gemacht. Das heißt, dass er abwechselnd eine Nacht mit höchstens zwei bis drei Stunden Schlaf durchgearbeitet und die nächste Nacht normal geschlafen hat. Mittlerweile hat er ca. 250 Fälle übernommen. Dafür investiert er pro Tag ca. fünf Stunden seiner Freizeit.

Blaise Francis: „Ich stelle mir mittlerweile sogar Wecker, damit ich das Essen nicht vergesse.“

„Es werden immer mehr Anfragen. Ich bin von Natur aus kein Mensch, der ‚Nein‘ sagen kann, wenn mir Menschen von rassistischen Erfahrungen berichten. Das muss ich jetzt aber zwangsläufig lernen. Jede rassistische Erfahrung ist schrecklich. Aber ich stelle mir mittlerweile sogar den Wecker, damit ich das Essen nicht vergesse. Außerdem bemerke langsam körperliche Warnsignale, die mir sagen, dass ich etwas runterfahren muss. Daher muss ich die Anfragen filtern. Wenn mich Personen anrufen, deren Fälle nicht ganz so schwerwiegend sind, erzähle ich ihnen 15 Minuten am Telefon, was sie rechtlich als Nächstes machen sollten. Dann muss ich sie leider alleine weiterlaufen lassen. Anders schaffe ich das sonst nicht“, berichtete Blaise Francis El Mourabit.

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Im Express-Interview erzählt Rechtsanwalt Blaise Francis El Mourabit unserer Reporterin von seiner Arbeit.

Er möchte mit seinem Engagement für Menschenrechte auf jeden Fall weitermachen, auch wenn er das Arbeitsaufkommen unterschätzt hat. „Es erfüllt mich, den Menschen zu helfen. Auch die kleinen Erfolge. Wenn ein Junge zum Beispiel von seinem Lehrer rassistisch beleidigt wird und keinen Termin beim Direktor bekommt, reicht ein Anruf von mir und sein Fall wird zur Priorität des Direktors. Oder wenn Menschen mir einfach nur danken, dass ich ihnen zuhöre. Das ist mir sehr wichtig. Ich möchte unbedingt weiter machen“, erzählt er.

Rassismusfälle kostenlos übernommen: Drohungen spornen den Anwalt nur an

Sein Engagement kommt fast überall sehr gut an. Ab und zu bekommt er auch Drohungen von Rechten, davon lässt sich der Anwalt aber nicht unterkriegen: „Die Drohungen sind ein Ansporn für mich: Scheinbar ist das Rassismusproblem in Deutschland so groß, dass ich noch nicht genug mache.“

Und genau das ist so wichtig. Denn die Fälle, die Blaise Francis El Mourabit vertritt, sind erschütternd. Zu seinen Mandanten gehört zum Beispiel eine Familie, deren Baby brutal angegriffen wurde. Die Familie besuchte Bekannte in Düsseldorf, als eine Nachbarin Mutter und Baby im Hausflur gegen eine Wand drückte und dem Einjährigen Pfefferspray ins Gesicht sprühte.

Ein Mandant aus Essen wurde nach einem Streit mit seiner Lebensgefährtin, bei dem es nicht zu Gewalt kam, von der Polizei rassistisch beleidigt, brutal geschlagen, an den Armen festgehalten und gewürgt. Als er verkündete, dass er Anzeige erstatten möchte, sagte der Polizist nur: „Du machst hier gar nichts. Du bist hier in meinem Land. Ich bin Polizist und du schwarzer Ausländer. Du verschwendest nur dein Geld.“ Blaise Francis El Mourabit berichtet: „Auch die Lebensgefährtin war von dem Verhalten der Polizei schockiert und hat gegen die Polizisten ausgesagt.“

Solche Situationen kennt er aus seinem Arbeitsleben so nicht. „Ich war früher Strafverteidiger im Wirtschaftsstrafrecht. Ich bin Konfrontationen gewöhnt. Aber bei Rassismusfällen fühle ich mich persönlich betroffen. Es fühlt sich an, als wäre ich selber dabei. Diese Fälle lassen mich auch nicht mehr los“, erklärt Blaise Francis El Mourabit seine neue Situation.

Blaise Francis: „Durch die Aufmerksamkeit kann ich aufklären und der Schwarzen Community Gehör verschaffen.“

Und er hat gemerkt, dass er viel mehr bewegen kann, als Einzelschicksale zu vertreten: „Ich habe die Reichweite von Social Media erkannt. Durch die Aufmerksamkeit kann ich aufklären und der Schwarzen Community Gehör verschaffen.“

Er wünscht sich allerdings auch, dass sich Weiße Menschen für Anti-Rassistische Bereiche engagieren. „Rassismus ist kein Problem von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Es ist ein Problem der Weißen Mehrheitsgesellschaft. Und ich bin natürlich froh, dass ich mich in den Medien öffentlich äußern darf. Aber ich würde mir wünschen, dass sich auch Weiße Menschen dort hinstellen und für Gleichbehandlung für Menschen mit dunkler Hautfarbe kämpfen.“

Blaise Francis möchte Politik und Gesetzgebung beeinflussen

Langfristig möchte er Einfluss auf die Politik und Gesetzgebung ausüben. Er arbeitet innerhalb der „Black Lives Matter“-Bewegung an Gesetzesvorschlägen, die unter anderem eine unabhängige Behörde für Ermittlungen gegen die Polizei vorsehen.

„Es gibt Rassismus bei der Polizei. Und es kann nicht sein, dass bei Anzeigen gegen Polizisten andere Kollegen von der Polizei ermitteln“, erklärt er. Außerdem möchte er unter anderem durchsetzen, dass es für Polizisten Pflicht wird, ihre Body Cam einzuschalten, wenn sie in Grundrechte von Bürgern eingreifen.