+++ EILMELDUNG +++ Dramatischer Einsatz Feuer in Kölner Reihenhaus – eine Person kommt ums Leben

+++ EILMELDUNG +++ Dramatischer Einsatz Feuer in Kölner Reihenhaus – eine Person kommt ums Leben

Silvesternacht in DüsseldorfPolizisten: „Wir wurden in Böller-Hinterhalt gelockt“

Die beiden betroffenen Polizisten Frank U. (links) und Matthias G. im Gespräch mit EXPRESS-Redakteur Michael Kerst und Wachleiter Frank Spinnraths.

Nach den brutalen Silvester-Angriffen: Die beiden betroffenen Polizisten Frank U. (links) und Matthias G. im Gespräch mit EXPRESS-Redakteur Michael Kerst und Wachleiter Frank Spinnraths.(Foto vom 10.1.2

Nein, ihren vollen Namen und ihr Gesicht möchten sie lieber nicht in der Zeitung sehen. Kein Wunder, denn Hauptkommissar Matthias G. (57) und Kommissar Frank U. (28) sehen sich bei ihren Einsätzen tagtäglich zunehmender Gewalt gegenüber.

von Michael Kerst  (mik)

Und genau darum soll es bei diesem Gespräch gehen: Die beiden Polizisten waren mitten drin in einer Attacke gegen Einsatzkräfte in der Silvesternacht.

Um 0.24 Uhr wurden sie auf die Fürstenberger Straße in Hassels gerufen: Dort brannte eine Barrikade auf einer Straße – und die Feuerwehr wurde bereits von einer johlenden Menge angegriffen.

Sicherheit für Feuerwehr hatte Vorrang

Mit Helmen konnten sich die Beamten schützen, um nicht schlimmste Verletzungen davonzutragen. „Aber als ein Böller – und zwar ein ziemlich heftiger – direkt an meinem Bein explodierte, habe ich bei mir gedacht: Das ist doch ein Einsatz, bei dem man auf sich achtgeben muss!“ berichtet Matthias G.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Eigentlich ist die Aufgabe der Polizisten in diesen Fällen, den Feuerwehreinsatz abzusichern. Und genau das machten sie dann, indem sie mit zwei Ketten aus Beamten auf beiden Seiten die Randalierer auf Abstand hielten. „Aber die waren die ganze Zeit über in Sichtweite.“

Die Angreifer zur Verantwortung zu ziehen, das war in dieser Situation gar nicht möglich. Aber es gibt die Bilder aus den Bodycams an den Uniformen und den Dashcams aus den Streifenwagen, die jetzt ausgewertet werden. Gegen die Randalierer wurde ein Strafverfahren eingeleitet – jetzt wird es darum gehen, sie zu identifizieren und im Nachhinein dingfest zu machen.

Denn eines ist den Polizisten, die durch diese „Silvester-Hölle“ gegangen, sind klar: Die Attacken waren keine spontane Aktion aus einer Laune heraus – sie waren geplant und vorbereitet: „Wir hatten zwei dieser Fälle gleichzeitig, neben dem an der Fürstenberger Straße auch einen gleichgelagerten in Wersten“, erläutert der Leiter der zuständigen Wache in Wersten, Frank Spinnraths. „Beide liefen so ab, dass zuerst Barrikaden angezündet wurden, um die Feuerwehr an den Ort zu holen, und dann gezielt Böller und Flaschen geworfen wurden. Und viele der Täter waren dabei auch noch maskiert ... die haben uns regelrecht in die Falle gelockt.“

Gewalt gegen Polizisten immer schlimmer

Für Matthias G. und Frank U. sind solche Gewalttätigkeiten inzwischen ihr täglich Brot. „Das ist über die Jahre immer schlimmer geworden“, sagt der dienstältere G. Dennoch ergänzt sein Kollege: „Ich hatte auch so etwas wie Vorfreude auf den Silvester-Einsatz, weil man da an einem Abend so viel erlebt wie sonst in zwei Wochen“. Und er ergänzt: „Mir macht der Job einfach Spaß“ ... trotzdem, möchte man ergänzen. Beide sind Polizisten aus Überzeugung, stellen ihren Beruf trotz solcher Erfahrungen wie beim Jahreswechsel nicht in Frage.

Aber sie räumen auch ein, dass die Einsätze immer belastender werden: „Wo wir früher mit einem Streifenwagen hinfahren mussten, brauchen wir heute immer häufiger einen zweiten, dessen Kollegen – wie wir das nennen – die Außensicherung übernehmen, damit den eigentlichen Einsatzkräften nichts passiert.“

Brennende Barrikaden: So ähnlich wie hier in Leipzig war auch die Szenerie, die die Düsseldorfer Polizisten in Wersten erlebten.

Brennende Barrikaden: So ähnlich wie hier in Leipzig war auch die Szenerie, die die Düsseldorfer Polizisten in Wersten erlebten. (Foto vom 1.1.2025)

Was bleibt für sie nach dieser Silvesternacht? „Fassungslosigkeit“, sagt Frank U. „Da ist man das ganze Jahr über in einer Gegend unterwegs, um den Menschen zu helfen. Und dann wird man am Ende des Jahre auf diese Weise vor den Kopf gestoßen ...“

Und das sagt die Polizeipräsidentin

Der EXPRESS sprach auch mit Polizeipräsidentin Miriam Brauns über die Vorfälle in der Silvesternacht.

Sie bringt die brutalen Angriffe in der Silvesternacht auf ihre Kollegen so auf den Punkt: „Sie wurden bewusst in einen Hinterhalt gelockt“, sagt Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Und was die beiden Polizisten aus ihrer Erfahrung sagen, nämlich, dass solche Attacken immer häufiger werden, kann ihre Chefin auch mit Zahlen untermauern: „Wir hatten in Düsseldorf 2022 genau 330 tätliche Angriffe auf Polizeibeamte, 2023 waren es schon 471 und bis November 2024 sogar 553.“ Da kommen dann in die Jahresstatistik die Dezember-Zahlen noch hinzu, insbesondere die aus der Silvesternacht, so dass sich die Angriffe in zwei Jahren nahezu verdoppelt haben dürften.

Und wichtig ist auch: Dabei handelt es sich nur um die körperlichen Angriffe. Hinzu kommen Pöbeleien und Beleidigungen, die an der Tagesordnung sind. „Das sind insbesondere auch Beleidigungen auf sexueller Grundlage gegen weibliche Beamtinnen – da ist das F-Wort noch harmlos“, sagt Miriam Brauns. „Männliche Kollegen bekommen dann eher zu hören, dass man Geschlechtsverkehr mit ihrer Mutter haben werde ...“

Präsidentin: „Es fehlen Respekt und Empathie"

Was die Präsidentin beklagt, ist die Tatsache, dass jeglicher Respekt vor der Polizei verloren gegangen zu sein scheint. „Den haben allenfalls noch Menschen in der Altersgruppe Ü50.“ Und was sie auch festgestellt hat: „Es sind nicht nur die vermeintlichen üblichen Verdächtigen, die zu Gewalt und Beleidigungen neigen, sondern das geht durch alle Gesellschaftsschichten.“ Und sie seufzt: „Manchmal sind die vermeintlich guten Häuser viel schlimmer als andere.“

Den Angreifern fehle jede Empathie: „Sie denken gar nicht darüber nach, dass in der Uniform eines Feuerwehrmannes oder eines Polizisten auch ein Mensch steckt.“

Um auf solche Situationen immer besser vorbereitet zu sein, setzt die Polizei einerseits auf neuere technische Mittel wie Taser oder Bodycams, andererseits aber auch auf immer mehr Aus- und Fortbildung: „Wir hatten mal ein Programm ET 24, wobei ET für Einsatztraining steht und die 24 für die Stunden, die man absolvieren muss“, erläutert Miriam Brauns. „Inzwischen sind wir bei ET42.“

Erschüttert ist die Präsidentin, dass es Vorfälle wie in Hassels oder Wersten im „friedlichen Düsseldorf“ gebe: „Wir sind weit weg von Hamburg und Berlin, aber mir ist wichtig, deutlich zu machen, dass es solche Auswüchse in allen Großstädten gibt – leider auch bei uns.“

In die Diskussion um ein mögliches Böllerverbot möchte sie sich allerdings nicht einbringen: „Das ist Sache der Politik und der Polizeigewerkschaften, auch wenn ich sagen muss: Es würde den Kollegen helfen, weil es ein Mittel wäre, Verletzungen zu verhindern.“