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Flut-Katastrophe in NRWRetter arbeiten am Limit – unzählige Tiere vermisst

Mitarbeiter der Essener Tierrettung ziehen ein Pony durch das Hochwasser im Kreis Düren.

Mitarbeiter der Essener Tierrettung, hier am 16. Juli 2021, ziehen ein hilfloses Pony durch das Hochwasser im Kreis Düren.

Die Flut-Katastrophe sorgte in Rheinland-Pfalz und in NRW für Verwüstung. Zahleiche Menschen starben, viele stehen vor dem Nichts. Auch unzählige Tiere kamen bei der schweren Naturkatastrophe ums Leben oder werden seitdem vermisst.

Essen/Wachtberg/Düren. Es sind grauenhafte Bilder der Zerstörung: Die Flut-Katastrophe sorgte in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen für Chaos und Verwüstung. Ganze Ortschaften wurden dem Erdboden gleichgemacht. Viele Menschen haben alles verloren.

Für die Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins Wachtberg, Iris Tenorth, ist das trauriger Alltag geworden – denn die Wassermassen entrissen zahlreichen Besitzern auch ihre geliebten Haustiere. Unzählige kamen in den Fluten ums Leben, viele werden gelten weiterhin als vermisst.

„Wenn Menschen aus den Häusern kommen, mit Schlamm bis zum Hals und ihr Tier auf dem Arm halten, weil es das Einzige ist, das ihnen geblieben ist - das berührt.“

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Flut-Katastrophe: Anzahl der vermissten Tiere ist groß

Bei der Flut-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz konnten sich viele Menschen erst in letzter Sekunde vor dem Wasser retten - und mussten ihre geliebten Tiere zurücklassen. In den ersten Tagen ging es darum, aufzuräumen, vermisste Menschen zu suchen und das Erlebte zu verarbeiten. „Die ersten zwei Tage gab es eine Ohnmacht bei den Leuten“, sagt Tenorth. Die Arbeit der Tierschützer begann kurze Zeit später: Tiere aus verlassenen Häusern holen, Besitzer ausfindig machen, Pflegestellen finden.

„So langsam kommen die Menschen jetzt aus ihrer Ohnmacht raus“, sagt Tenorth. „Es werden unheimliche viele Tiere vermisst.“ Das Team aus dem Rhein-Sieg-Kreis arbeitet ehrenamtlich und seit der Flut-Katastrophe sind die Mitarbeiter fast im Dauereinsatz. „In der ersten Woche war unser Problem, dass wir die Leute gar nicht erreicht haben“, sagt Tenorth. Selbst wenn das Team die Namen der Besitzer kannte - niemand war nach der Katastrophe noch an seiner offiziellen Anschrift.

Etwa 30 Tiere habe der Tierschutzverein Wachtberg in den ersten Tagen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gerettet - Hunde, Katzen Schafe, Enten. Viele von ihnen waren ölverschmiert oder verletzt.

Viele Tiere müssen nach Fund in Quarantäne

Auch Claus-Peter Krah, Vorsitzender des Tierheims und Tierschutzvereins Kreis Ahrweiler, direkt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, hat dramatische Zustände erlebt. „Wir haben explodierende Tierarztkosten“, sagt er. Die meisten Tiere müssten nach ihrem Fund zunächst für mindestens 10 bis 14 Tage in Quarantäne. „Kein Tier hat logischerweise seinen Impfpass dabei.“

Sein Team hat bei der Flut-Katastrophe mehrere dutzend Tiere gerettet, unter anderem Ringelboas, Vogelspinnen, Enten, Schafe und Pferde. „Die ersten Tage waren sehr schwierig. Da hatten wir das Buch gefüllt mit Notfallfahrten, die wir sonst eigentlich nur nachts haben“, sagt Krah.

Zwei Wochen nach der Flut-Katastrophe rückt nun die Vermittlung der Tiere in den Fokus. „Mindestens zehn Leute rufen pro Tag an, um nach ihren vermissten Tieren zu fragen. Das wird jetzt immer mehr.“

Tierrettung Essen e.V geleitet zwei Ponys aus Fluten

Die Tierrettung Essen e.V. war ebenfalls während der Katastrophe unterwegs, unter anderem in den stark betroffenen Ortschaften Düren und Erftstadt.

In Düren wurden sie gerufen, als zwei Ponys im brusthohen Wasser standen, sagt Leiter Stephan Witte. Die Tiere konnten gerettet werden. Mittlerweile würden immer weniger Tiere lebend gefunden, immer öfter gehe es auch um die Bergung von toten Tieren.

NRW: Umweltministerium liegen noch keine Todeszahlen vor

Dem Umweltministerium in Düsseldorf liegen noch keine Zahlen zu vermissten oder gestorbenen Tieren während der Hochwasserkatastrophe vor, wie ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Verlässliche Zahlen, auch zu Schäden in der Landwirtschaft, gebe es wohl erst in ein paar Wochen.

Einzelne Fälle sind aber bekannt: „Ein Vorfall ereignete sich im Kreis Euskirchen: Hier kam es zu einer Überschwemmung eines Putenstalles, in dessen Folge ca. 3000 Puten verendet sind und entsorgt werden mussten“, schreibt das Ministerium.

Gesperrte Straßen und Zerstörungen erschweren Rettung

Die Tierretter arbeiten derweil weiter, um Tiere und Besitzer wieder zu vereinen. Die Arbeit ist nicht ungefährlich. „Wir haben viele Tiere aus verlassenen Häusern rausgeholt, sind immer mit mindestens zwei Leuten reingegangen zur Sicherung“, sagt Tenorth.

Gesperrte Straßen und die zerstörte Infrastruktur erschweren die Arbeit zusätzlich. „Wir sind auch in Orte, die abgeschnitten waren, mit dem Quad durch die Berge gefahren, weil wir anders nicht hingekommen sind“, sagt Tenorth. Es gab auch Gebiete, in denen Tiere auf sich allein gestellt waren: „Rund um die Steinbachtalsperre war es einfach zu gefährlich.“

Das Team will auch in den kommenden Tagen weitermachen. Wenn sie Menschen wieder mit ihren Tieren zusammenbringen können, sei es das wert. „Sie weinen viel am Telefon und sind unendlich erleichtert, wenn sie ihre Tiere finden“, sagt Tenorth. „Wir versuchen, unseren Beitrag zu leisten. Jeder tut eben, was er kann.“ (dpa/cw)