Heftige Regenfälle halten am Mittwoch (14. Juli) Nordrhein-Westfalen in Atem. Vielerorts kommt es zu Überflutungen. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. Am Morgen kam dabei in Altena ein Feuerwehrmann ums Leben. In Meckenheim droht eine Autobahn abzusacken.
Wetter-Drama in NRWAutobahn droht abzusacken, Feuerwehrmann ertrunken
Düsseldorf. Das Unwetter in NRW hat den Bahnverkehr am Mittwoch massiv beeinträchtigt. Im Tagesverlauf wurde auf zahlreichen Linien der Betrieb eingestellt. Die Deutsche Bahn berichtete unter anderem von Verspätungen und Ausfällen von Zügen zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Köln und Wuppertal.
Unwetter in NRW führt zu Bahn-Chaos
Die Strecken Köln-Koblenz waren auf beiden Seiten des Rheins nicht befahrbar. Auch auf der Strecke Köln-Aachen war kein Zugverkehr möglich. Am Abend stellte außerdem der RE6 zwischen Köln/Bonn Flughafen und Minden nach mehreren Unwetterschäden seinen Betrieb für den Rest des Tages ein. Die Deutsche Bahn riet allen Bahnreisenden, den Bereich Nordrhein-Westfalen weiträumig zu umfahren. „Bitte verschieben Sie Reisen von und nach NRW nach Möglichkeit auf die kommenden Tage“, hieß es in einer Mitteilung.
Auch der Autoverkehr ist stark vom Unwetter betroffen. Wie der WDR berichtet droht die A61 bei Meckenheim einzusacken. Dort war eine Stützwand weggebrochen. Die Autobahn ist in Richtung Koblenz nun zwischen Kreuz Meckenheim und Dreieck Sinzig gesperrt. Überflutete Fahrbahnen oder Unwetterschäden meldete der WDR am Abend auch auf den Autobahnen 43, 44, 59 und 553. Gegen 22.00 Uhr staute sich der Verkehr landesweit auf insgesamt 60 Kilometern.
Mettmann: Feuerwehr rettet Frau in letzter Minute
Im Landkreis Euskirchen mussten am Mittwochabend mehrere Ortschaften evakuiert werden. Nach heftigen Regenfällen läuft hier Wasser über Staumauer der Steinbachtalsperre. Das teilte die Feuerwehr Euskirchen um 22.46 Uhr auf Twitter mit. Die Staumauer sei jedoch nicht gebrochen. Die Bewohner werden in einem Euskirchener Berufskolleg untergebracht. Bei der Evakuierung sind nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger” Boote im Einsatz. Zudem wurde ein Hubschrauber angefordert.
Dramatische Szenen spielten sich am Mittwochmorgen an einem Seniorenheim in Mettmann ab: Die Feuerwehr wurde um 2.40 Uhr zu einer unter einem Baum eingeklemmten Person an einem Seniorenheim auf der Talstraße alarmiert.
Durch die starken, anhaltenden Regenfälle in der Nacht war der Mettmanner Bach über die Ufer getreten und Wasser in das Seniorenheim eingedrungen. Vor Ort befindliche Beschäftigte versuchten mit Hilfe von Sandsäcken, das Gebäude vor den Wassermassen zu schützen.
Unwetter in NRW: Frau unter Baum eingeklemmt
Während dieser Arbeiten stürzte ein Baum auf eine Mitarbeiterin und begrub sie unter sich. Sie wurde unter dem Baum eingeklemmt und konnte sich nicht eigenständig befreien. Lebensbedrohlich wurde die Situation für die Eingeklemmte, als das nachfließende Wasser auf dem Gelände weiter anstieg. Bis zum Eintreffen der ersten Feuerwehreinheiten hielt ein Ersthelfer den Kopf der Mitarbeiterin über Wasser und verhinderte so ein Ertrinken.
Die schwer verletzte Frau konnte schließlich von den Feuerwehrleuten befreit und in ein Krankenhaus gebracht werden. Auch die Ersthelfer wurden an der Einsatzstelle durch Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst betreut.
Im Anschluss übernahm die Feuerwehr Mettmann die weiteren Sicherungsmaßnahmen des Seniorenheims. Hierzu wurden zusätzliche Sandsäcke und mehrere Pumpen eingesetzt.
Altena: Feuerwehrmann ertrinkt bei Rettungseinsatz
In einem anderen Fall ging es nicht so glimpflich aus. Bei Rettungsarbeiten nach dem Starkregen ist in Altena im Sauerland ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis am Mittwoch (14. Juli). Er sei bei dem tragischen Unfall ertrunken. Der WDR hatte zuvor berichtet.
Der 46-Jährige war den Angaben der Polizei im Märkischen Kreis zufolge nach der erfolgreichen Bergung beim Einsteigen ins Feuerwehrfahrzeug ins Wasser gefallen und abgetrieben. Kurze Zeit später habe man ihn nur noch tot bergen können. Das tödliche Unglück ereignete sich gegen 17 Uhr.
Unwetter in Erkrath: Menschen sollen nicht mehr duschen
Nach schweren Überschwemmungen in Erkrath hat die Stadt die Anwohner am Mittwochmorgen über die Sozialen Medien angehalten, möglichst „kein weiteres Abwasser zu produzieren und möglichst nur noch die Toilette zu nutzen“.
Demnach sollen „Duschen, Waschen und die Nutzung der Spülmaschine“ unterlassen werden, „um die Situation nicht zu verschärfen.“ Aufgrund des anhaltenden starken Regenfalls seien die Abwasserkanäle stark überfüllt.
Unwetter in NRW: Überschwemmungen in Hagen und Düsseldorf
Auch die Düssel tritt an einigen Stellen schon über die Ufer. Autofahrer wurden gebeten, sich von den Wassermassen an bestimmten Stellen fernzuhalten. Man solle mit dem Auto auch nicht durch überflutete Stellen fahren.
In Düsseldorf versucht der Krisenstab am Mittwochnachmittag sogar einen ganzen Ortsteil zu räumen. Auf Twitter ruft die Stadt die Bürger dazu auf, das Gebiet der Ostpark-Siedlung in Grafenberg und Gerresheim freiwillig zu verlassen. Besonders betroffen vom steigenden Hochwasser der Nördlichen Düssel seien etwa 350 Gebäude der Ostparksiedlung, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Eine Betreuungsstelle für die Anwohner sei in einer Schule eingerichtet worden. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr fahren auf und ab und machen entsprechende Durchsagen.
Am Nachmittag sollt zudem aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der dortigen Trafo-Station der Strom abgeschaltet werden. Die Stadt rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Keller der Häuser mit Wasserständen von 1,50 bis zwei Metern Höhe überflutet werden. Erst in den kommenden Tagen könnten die Wassermassen kontrolliert abgepumpt werden.
Auf dem nördlichen Zubringer in Düsseldorf in Fahrtrichtung der Autobahn 44 lief die Fahrbahn auf einer Höhe von 60 Zentimetern mit Wasser voll, hier sperrte die Polizei vorsorglich die Straße.
Unwetter in Düsseldorf und Ratingen: Menschen mit Rettungsboot aus Tunnel gerettet
Außerdem sind aufgrund der Niederschlagsmenge die Tunnel der A44 im Abschnitt zwischen Ratingen und Düsseldorf mit Wasser vollgelaufen. Die Feuerwehr Ratingen rettete mit einem Rettungsboot drei Personen, die mit ihren Fahrzeugen im Tunnel liegengeblieben waren, aus der Unterführung A44 unterhalb der A52.
Das Wasser stand im Tunnel 50 bis 60 cm hoch. Die A44 wurde im betroffenen Abschnitt in beide Fahrrichtung gesperrt. Bei einem weiteren Einsatz wurden am blauen See eine Tauchpumpe bereitgestellt, um einen hohen Wasserstand in einem Stall abzupumpen.
Der Führungsstab der Feuerwehr berät mit Fachberatern des Tiefbauamtes und des Amtes für kommunales Dienste Einsatzschwerpunkte für die kommenden Stunden.
Unwetter in NRW: Hunderte Notrufe bei den Behörden
Wie ein Sprecher der Polizei Hagen am frühen Mittwochmorgen mitteilte, gingen über Nacht Hunderte Notrufe bei der Feuerwehr ein. „Die Leute sind verzweifelt“, sagte er. Viele Keller sind vollgelaufen. Außerdem seien aufgrund der überspülten Straßen stellenweise Fahrzeuge ins Rutschen gekommen. Verletzte Personen waren nicht bekannt.
Von Hängen wurden zudem Schlammmassen auf Straßen gespült, viele Ortsteile waren daher nicht befahrbar. Wegen Gerölls auf den Straßen können einige Ortsteile selbst von Einsatzfahrzeugen der Polizei und Feuerwehr nicht befahren werden, wie der Sprecher weiter mitteilte.
Unwetter in Hagen: Bewohner sollen zu Hause bleiben
In Hagen hat die Polizei angesichts zahlreicher Überschwemmungen jetzt an die Bürger appelliert, zu Hause zu bleiben. Wer das Haus unbedingt verlassen müsse, solle angesichts überspülter Straßen, womöglich gefährlichem Treibguts und umstürzender Bäume besonders achtgeben, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch.
Wer nicht unbedingt von außerhalb in die Ruhrgebietsstadt fahren müssen, solle möglichst verzichten. „Es ist gerade eine schlechte Idee, nach Hagen zu kommen.“
Die Feuerwehr Hagen bat die Bevölkerung via Facebook, Ruhe zu bewahren und den Notruf nur in wirklich dringenden Fällen zu wählen. „Einsätze mit Personenrettung haben oberste Priorität.“
Unwetter in Hagen: Seniorenheim evakuiert – „unbewohnbar“
Am Mittwochvormittag ist ein Altenheim wegen einströmender Wassermassen evakuiert worden. „Das Seniorenheim ist sehr stark betroffen und unbewohnbar geworden“, sagte ein Stadtsprecher.
Wie viele Senioren dort leben, war zunächst unklar. Zudem seien alle Eltern im gesamten Stadtgebiet am Morgen gebeten worden, ihre Kinder nicht in die Kita zu schicken und an dem Ferientag auch nicht die sonstige Betreuung der Grundschulen zu nutzen.
„Wir wollen so wenig Fahrten durch das Stadtgebiet haben wie möglich“, betonte der Sprecher. Es gebe auch Schäden in einigen Kitas nach den starken Regenfällen in der Nacht.
Unwetter in Hagen: Person verschüttet, Ortsteile abgeschnitten
Eine verschüttete Person sei leicht verletzt gerettet, mehrere Fahrer seien aus ihren von Wassermassen eingeschlossenen Autos befreit worden, schilderte der Sprecher. Der Krisenstab tage. Eine genaue Übersicht habe man noch nicht. Es gebe mindestens 200 Einsatzorte.
Besonders stark getroffen sei der Süden mit vier Stadtteilen, die zum Teil nicht mehr zu erreichen seien. Der Ortsteil Dahl sei praktisch abgeriegelt - außer für Einsatzkräfte, auch Ärzte könnten im Notfall durchkommen.
Unwetter in NRW: Erdrutsche in Altena im Sauerland
Auch in Altena im Sauerland haben die starken Regenfälle viele Schäden verursacht. Die Einsatzkräfte kämpften gegen Wasser-, Erd- und Geröllmassen, schilderte ein Feuerwehrsprecher am Mittwoch.
Von den umliegenden Hängen seien an mehreren Stellen größere Wassermengen auf die Stadt herabgestürzt, es sei zu „massiven Abrutschen“ gekommen. Die Feuerwehr werde auch von THW und DRK unterstützt, so der Sprecher. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Stadtzentrum.“ (dpa/mg/mie/pvr)