Gute Nachricht des TagesNiederlande investieren 60 Millionen Euro in Tierleid-freie Landwirtschaft

Kälber stehen im Stall eines Bullenmastbetriebs.

Bilder von Bullenmastbetrieben, wie hier am 29. Mai 2020 in NRW, könnten bald der Vergangenheit angehören. Die Niederlande investiert stark in tierleidfreie Landwirtschaft.

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Die Niederlande setzen mit der weltweit größten Investition für die zelluläre Landwirtschaft ein starkes Zeichen für eine nachhaltigere Lebensmittelindustrie. Die Regierung der Niederlande gab Anfang April bekannt, dass sie 60 Millionen Euro aus dem nationalen Wachstumsfond in die Erforschung und Ausbildung der zellulären Landwirtschaft investieren wird.

Damit tätigt sie die bisher weltweit größte öffentliche Investition in die Erforschung und Entwicklung dieser Industrie und macht einen wichtigen Schritt hin zu nachhaltiger Ernährung. Gegen Ende 2022 werden die Mittel voraussichtlich zur Verfügung stehen, berichtet das Good News Magazin.

Nachhaltiger Tierschutz: Wo kommt das Geld her?

Der „Nationale Wachstumsfond“ ist eine Initiative der Ministerien für Finanzen, Klima und Wirtschaft und umfasst 20 Milliarden Euro, die vom Kabinett bereitgestellt werden. Das Geld soll zwischen 2021 und 2025 in Projekte fließen, die dem Land ein langfristiges und nachhaltiges Wirtschaftswachstum sichern. Dabei wird in die drei Säulen „Wissensentwicklung“, „Forschung, Entwicklung und Innovation“ und „Infrastruktur“ investiert. Ein unabhängiger Ausschuss bewertet und berät die Projekte.

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Den Antrag für die Investition in die zelluläre Landwirtschaft hatte ein neu gegründetes Konsortium niederländischer Lebensmittelkonzerne, Universitäten, Nachhaltigkeits-Organisationen und Start-Ups unter dem Namen„ Cellular Agriculture Netherlands“ gestellt.

Fleisch und Milch: Tierische Produkte ohne Tierleid

In der Cellular Agriculture, also der zellulären Landwirtschaft, werden tierische Produkte wie Fleisch und Milch aus Zellkulturen gewonnen. Die Zellen können lebenden Tieren schmerzfrei entnommen und anschließend außerhalb des Organismus in Nährlösungen zu echten tierischen Produkten kultiviert werden. Für Endprodukte wie etwa Fleisch, Fisch, Eier, Fell und Leder müssen also keine Tiere aufgezogen oder geschlachtet werden. Sie sind gleichzeitig identisch in Geschmack, Aussehen und Nährwerten mit traditionellen Fleischprodukten.

Der Niederländer Willem van Eelen war einer der „Patinnen und Paten“ des kultivierten Fleischs, welches heute in kleinem Umfang in Tel Aviv und Singapur verkauft wird. „Diese ersten Erfindungen waren auch dank der öffentlichen Gelder der niederländischen Regierung möglich“, sagt seine Tochter, Ira van Eelen. „Seitdem hat sich daraus eine Industrie im Wert von einer Milliarde Euro entwickelt. Es ist fantastisch, dass die Niederlande bereits zum zweiten Mal Geld dafür bereitstellen wollen.“

Zelluläre Landwirtschaft verringert Gefahr von übertragbaren Krankheiten

Laut Prognosen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen wird die weltweite Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten in den kommenden Jahrzehnten steigen. Mit zellulärer Landwirtschaft möchte man dieser wachsenden Nachfrage auf eine tier- und umweltfreundliche Weise begegnen. Die Herstellungsprozesse kultivierter Produkte haben im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren geringere Auswirkungen auf das Klima und die biologische Vielfalt, verursachen weniger Abfall, verbrauchen weniger Wasser, benötigen weniger Fläche und können kontrollierter und transparenter ablaufen. Auch die Gefahr, dass von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten ausbrechen, ist bei der zellulären Landwirtschaft geringer.

Die 60 Millionen Euro sind ein erster Schritt eines umfassenden Wachstumsplans, den das Konsortium Cellular Agriculture Netherlands aufgestellt und dem nationalen Wachstumsfond vorgeschlagen hat. Laut diesem Plan sollen Investitionen von 252 bis 382 Millionen Euro in die zellulare Landwirtschaft investiert und damit die Ertragskraft und Nachhaltigkeit der Niederlande gesteigert werden. Das Ziel des Plans ist, das niederländische Bruttoinlandsprodukt bis 2050 jährlich um zehn bis 14 Milliarden Euro zu steigern. (gnm)