Mehr als nur tierisch gute RasenmäherPeter und seine große „Eselei“

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Gut drauf: Die Grautiere können hier ihren Lebensabend genießen. Viele wurden direkt aus dem Schlachthaus gerettet, wo Esel schnell landen, wenn sie ihren Besitzern lästig werden.

Zons – Am Anfang war es reine Bequemlichkeit. Der Zonser Peter Norff (60) hatte wenig Lust, immer und immer wieder seine 9000 Quadratmeter große Wiese selbst zu mähen. Ein Esel könnte helfen – den wollte er immer schon haben…

Für den Unternehmer, der in Zons einen Gebäudeservice betreibt, ist das der Moment, der sein Leben verändern sollte. Er informiert sich im Internet, in Büchern und Gesprächen über Esel, findet, dass das alles zu schaffen sei, durchforstet ebay-Kleinanzeigen.

Esel sind nicht gern alleine

Zwei Wochen später (für 450 Euro) steht „Charly“ auf seiner Wiese. Doch der ist schnell einsam. „Also haben wir eine Stute dazu geholt“, erinnert sich Peter Norff im Gespräch mit uns.

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Peter Norff bestreitet den Park aus Eigenmitteln – und mit Unterstützung eines Fördervereins. „Und es gibt Menschen, die bei uns gern mal Kraft tanken und uns unterstützen, da sind auch ein bekannter Fußballer und andere Prominente dabei!“

„Erst als Charly die fesche »Rosa« an seiner Seite hatte, war sein Glück vollkommen.“ Es ist die Geburtsstunde des heutigen Eselparks Zons.

Peter Norff nimmt seinen ersten Zirkusesel auf

Peter Norff lernt, dass es längst nicht allen Eseln so gut geht wie seinen. Und der Park wird zum Gnadenhof. Es begann mit dem Anruf eines Kölner Tierschutzvereins: In Merheim gastierte ein Wanderzirkus, in dem ein Esel und ein Maultier qualvoll vor sich hinvegetierten.

Die Kölner Tierschützer klopften bei den Zonsern an, die sagten natürlich nicht Nein – nichtsahnend, dass die Stute trächtig war. Nach ein paar Monaten wurde Fohlen „Hubertus“ geboren.

Norff: „So hatte ich nach knapp einem halben Jahr nicht einen rasenmähenden Esel – sondern gleich fünf Tiere.“

Immer bereit für Esel in Not

Fand er aber nicht schlimm: „Wenn man mit dem Esel-Virus infiziert ist, geht das alles ganz schnell.“ Inzwischen leben rund 20 Esel bei ihm in Zons. Es ist kein Tierpark für Besucher, man muss sich anmelden, wenn man die Esel sehen und erleben will. Immer kommen neue Esel hinzu, andere werden abgegeben, manche sterben.

Die Veterinärämter in NRW haben Zons ganz oben auf ihrer Telefonliste, wenn es um die Aufnahme notleidender Esel geht. Es sind auch Maulesel, Ponys, Schafe, Ziegen, zwei Hängebauchschweine, Hühner und Laufenten dazugekommen.

Nicht nur Esel finden bei Peter Norff ein neues Zuhause

Weihnachten fand sogar die als Festtagsbraten vorgesehene Gans „Erna“ hier Asyl. Das tapfere Tier war auf dem Gang zum Metzger aus der Herde ausgebrochen – und wurde von den menschlichen Rettern zu Norff gebracht.

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Der Eselpark Zons ist eine rein private Angelegenheit, keine öffentliche Begegnungsstätte. Die Esel besuchen kann man höchstens nach telefonischer Anmeldung (Tel.: 0171/ 6562818).

20 Esel – und jeder hat seine eigene Leidensgeschichte. Da ist z. B. „Toni“, ein Zwerg-Esel. „Er war schon im Vorraum zur Hölle beim Schlachter. Wir wussten durch einen Informanten, dass »Toni« noch nicht am Haken hing. Nach vielen Diskussionen haben wir ihn gerettet.“

Oder „Ina“, ein vom Veterinäramt beschlagnahmter Esel. Norff holte sie aus einem verwahrlosten Zuhause ab, sein Team brauchte zwei Tage, um das Tier zu säubern – um dann festzustellen, dass sie voller Krebsgeschwüre war. Medizinisch nichts mehr zu machen, doch „Ina“ hatte wenigstens noch ein paar schöne Wochen.

Esel: Heikler Schmusetierkauf

Dem Retter gehen diese Erlebnisse immer noch nahe. Wie kommt es überhaupt zu solchen Esel-Problemen? „Esel boomen“, weiß Norff.

„Sie werden angeschafft, weil sie genügsam sind und im Ruf stehen, pflegeleicht zu sein. Sie werden als Schmusetiere angeboten, damit kann man Geld verdienen. Da wird oft nicht groß gefragt, wohin die Reise geht. Und da gibt es keine Kontrollinstanz.“

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Hallo? Bitte einmal streicheln. Wie zuwendungsbedürftig die Esel nach der Coronaflaute sind, hat auch Reporter Horst Stellmacher erfahren. Er musste ordentlich schmusen.

Ein Schmusetier sollte auch „Max“ sein. Den haben sich Großeltern angeschafft, damit der Enkel bei Besuchen was zum Spielen und Schmusen hatte. Das ging gut, bis die Großeltern starben – und plötzlich war das Tier für alle Hinterbliebenen nur noch nervig. Der Esel kam auf den Schlachthof, doch „Max“ hatte Glück, er durfte nach Zons.

Esel sind gut als Therapietiere einsetzbar

Was sagt Norffs Frau eigentlich zu der „Eselei“ ihres Mannes? „Irgendwie habe ich es geschafft, dass sie bei mir bleibt“, lacht Peter Norff. „Wir beide haben unser Leben nach den Tieren ausgerichtet. Sieben-Tage-Job, kein Wochenende, keine Feiertage.“ Aber: „Die Esel wissen, dass sie vor dem Tod gerettet wurden. Ich spüre ihre Dankbarkeit.“

Das merkte er auch, als er selbst an Krebs erkrankte und einige Jahre später einen Herzinfarkt erlitt: „Meine Esel wussten es. Sie haben mir über diese Zeit geholfen.“ Esel sind therapeutisch eine echte Bank, „Manni“ wird gerade als Therapietier nach Duisburg vermittelt, auch die Seniorenheime von Dormagen und Umgebung freuen sich über Eselbesuch aus Zons.

Peters Esel arbeiten künftig mit Menschen mit Behinderung

Ein großes Projekt soll nach Ende der Coronazeit starten – mit der Lebenshilfe. Norff: „Menschen mit Behinderungen werden gemeinsam mit den Tieren arbeiten.“ Menschen brauchen Esel. Aber brauchen Esel auch Menschen?

Der Hof-Chef vermutet es. „Sie werden im Lauf der Zeit immer ruhiger, gewöhnen sich daran, dass wir kommen.“ In den harten Corona-Zeiten fiel es auf: „Wir hatten den Stall zu gelassen, es durften auch keine Helfer rein. Nach den ersten Lockerungen haben wir gesehen, wie froh die Tiere waren, wieder gewohnten Menschen zu begegnen.“