Verzweiflung, Wut, Fassungslosigkeit – die Bilder und Nachrichten, die uns seit Mittwoch aus Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erreichen, sind nicht in Worte zu fassen. Ein Kommentar.
KommentarErschütterndes Flut-Drama lässt sich nicht in Worte fassen
Köln. Ich sitze im Homeoffice, schaue ungläubig auf die Dramen, die sich in unserer unmittelbaren Nähe abspielen. Wie lächerlich mutet es da an, dass wir uns noch vor wenigen Tagen über Corona-Einschränkungen, langsame Internetverbindungen und lästige Telefonkonferenzen aufgeregt haben. Dass es für uns eine Zumutung war, Abende mit der Familie in den eigenen vier Wänden verbringen zu müssen. Die Flut hat das weggespült.
Ich denke an die Menschen, die heute alles dafür geben würden, in einer holprigen Videoschalte eine Nachricht von ihren Lieben aus Erftstadt oder Ahrweiler zu bekommen. Die gerne auf ihrem Sofa oder gemeinsam am Küchentisch lachen oder streiten würden. Und mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke, dass es diese Gespräche für viele Menschen nie wieder geben wird.
Unaufhörlich steigen die Todeszahlen. Menschen sind gefangen in ihren Häusern, die einzustürzen drohen oder von den Wassermassen mitgerissen werden. Unerreichbar für letzte Worte. Unerreichbar, um von den unermüdlich kämpfenden Hilfskräften gerettet zu werden.
Erftstadt: Hilfsbereitschaft ein Lichtblick
Es rührt mich, dass so viele Menschen ihre Hilfe anbieten. Das ist ein tolles Zeichen und es ist auch dringend notwendig. Denn es ist wirklich „nur“ das nackte Leben, was den Menschen in den betroffenen Gebieten bleibt.
Doch die Not ist und bleibt größer. Auch wenn Häuser irgendwann wieder aufgebaut, Straßen wieder asphaltiert werden – das wird nicht reichen. Die Natur hat uns vor Augen geführt, dass es dringend Zeit wird, den Klimawandel einzudämmen.
Die Flut-Katastrophe – sie ist ein Szenario, das sich niemand im Jahr 2021 mitten in Deutschland vorstellen konnte. Doch es ist eingetreten. Die Natur, die wir alle über Jahre – ob im Kleinen oder Großen – aufs Schändlichste behandelt haben, schlägt zurück. Es ist mehr als nur ein Schlag ins Gesicht.
Was bleibt von der Jahrhundert-Flut?
Doch was es jetzt nicht geben darf, sind Schuldzuweisungen. Hätte man früher reagieren müssen und wenn ja, wie? Wir alle müssen jetzt gemeinsam daran arbeiten, dass solche Katastrophen nicht zum Alltag werden.
Was wird bleiben von der Jahrhundertflut? Eine Welle der Hilfsbereitschaft – unbedingt! Zusammenhalt – auf jeden Fall! Ein Umdenken bei jedem Einzelnen, um dem Klimawandel gemeinsam gestärkt entgegenzuwirken – ohne Alternative!