Wo es neulich noch brannte, verwandeln sich nun Bäche in reißende Flüsse. Menschen müssen mit Schlauchbooten gerettet werden, es gibt bereits einen Toten – Griechenland erlebt „biblische Katastrophen“. Experten warnen vor mehr Regen als bei der Ahrtal-Katastrophe.
„Biblische Katastrophe“Heftige Unwetter erschüttern Griechenland – weitere Regenfälle erwartet
Gerade noch steht ein leerer Reisebus am Straßenrand geparkt, plötzlich kippt das große Gefährt einfach zur Seite und versinkt im Schlamm, weil der Regen die Straße weggespült hat: Die Wassermassen, die das Sturmtief „Daniel“ seit Montagabend (4. September 2023) über Mittelgriechenland ausschüttet, übertreffen alle Vorhersagen.
Autos werden von den Fluten einfach weggetragen, wie zahlreiche Videos der Bürger in sozialen Netzwerken und griechischen Medien zeigten. Menschen werden mit Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet, etwa in der Hafenstadt Volos, wo das Wasser am Dienstag zum Teil hüfthoch vorbeifloss. Und es soll weiterhin stark regnen, mindestens bis Donnerstag.
Ein Toter bei heftigen Regenfällen in Griechenland
Ein Mann kam ums Leben, als das Wasser eine Mauer zum Einsturz brachte, ein Mensch wird nach Angaben der Feuerwehr noch vermisst. Die Schäden sind schon jetzt enorm, die Wassermengen sind es auch – und es regnet weiter.
Der Deutsche Wetterdienst verglich das Sturmtief „Daniel“ mit der Flutkatastrophe vom Ahrtal, es sei aber noch schlimmer: Bis Donnerstag könnten in Mittelgriechenland örtlich von 500 bis zu 1500 Liter Regen je Quadratmeter fallen. „Das entspricht grob überschlagen der Jahresniederschlagssumme Deutschlands“, hieß es beim DWD.
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Die vorhergesagte Dauer ähnele der Situation bei Tief „Bernd“, das im Juli 2021 zum Ahrtal-Hochwasser führte – wobei die Niederschlagsmenge in Griechenland jene des Ahrtals bis zum Sechsfachen übersteigen könne. Die erwarteten Regenfälle seien so stark, dass die Wettervorhersagemodelle Probleme bei der Prognose hätte. Zumal der Regen mit schweren Gewittern einherging, die ohnehin schwieriger zu prognostizieren seien.
Und es gewitterte reichlich in der Nacht zum Dienstag: Allein in den Städten Larisa und Volos wurden laut Feuerwehr binnen zwei Stunden 12.000 Blitze gezählt. Auf der Insel Korfu fiel der Strom aus und es gab Probleme beim Betrieb des dortigen Flughafens. Auf den Sporadeninseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos blitzte und donnerte es zeitweise im Sekundentakt, es kam zu Erdrutschen. In der Region Elis im Westen der Halbinsel Peloponnes vernichtete Hagel Teile der anstehenden Olivenernte.
Vielerorts fiel der Strom aus, im Laufe des Dienstags waren in den betroffenen Regionen teilweise auch die Handynetze und das Internet beeinträchtigt oder funktionierten gar nicht. Wegen der andauernden Regenfälle und Überschwemmungen ordnete der Zivilschutz örtlich Fahrverbote an, unter anderem für die Bewohnerinnen und Bewohner der Hafenstadt Volos und der Sporaden-Insel Skiathos.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis rief die Bürgerinnen und Bürger am Dienstag vor Journalisten dazu auf, den Anordnungen des Zivilschutzes Folge zu leisten. Es sei äußerst schwierig, solche extremen Phänomene ohne die Mitarbeit der Menschen zu bewältigen. „Wenn der Katastrophenschutz die Bürger auffordert, zu Hause zu bleiben, dann sollten sie das auch tun“, sagte Mitsotakis.
Griechische Medien sprachen angesichts der Unwetter, die das Land nur kurz nach den schweren Waldbränden des Sommers treffen, von „biblischen Katastrophen“. (dpa)