Dass die gestohlenen Juwelen mehr als drei Jahre nach dem Raub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden wieder auftauchen, sorgte für Schlagzeilen. Jetzt schätzte ein Kunstdiebstahl-Experte den Fund ein.
„Das hätte ich nicht gedacht“Nach Juwelen-Fund von Dresden ist sogar Diebstahl-Experte überrascht
Der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist von dem Fund der Beute aus dem Grünen Gewölbe überrascht. Er sei nach dem Einbruch vor drei Jahren davon ausgegangen, dass sich die Täter bereits vor der Tat um den Absatz der Beute gekümmert hätten und sie deshalb nicht wiedergefunden werde.
„In dem Fall lag ich mit meiner Meinung gerne falsch“, sagte der Provenienzforscher, der sich mit länger zurückliegenden Kunstdiebstählen beschäftigt. „Ich bin überrascht, dass die Sachen noch in Berlin aufgefunden worden sind. Ich hätte gedacht, dass sie Deutschland schon längst verlassen hätten.“
Grünes Gewölbe in Dresden: Beute wohl wohlbehalten
Am Samstag (18. Dezember 2022) kam die überraschende Meldung der Staatsanwaltschaft: Ein Großteil der Beute aus dem Grünes-Gewölbe-Raub von 2019 wurde sichergestellt.
Nach Einschätzung des Kunstexperten sollte die Beute die Zeit seit dem Diebstahl gut überstanden haben. „Da es ja überwiegend Edelmetall und Steine sind, muss man nicht so sehr auf die Temperatur achten“, sagte Korte. „Ich denke, dass die Sachen noch in einem relativ guten Zustand sein dürften.“
Beim Kunstraub gebe es eine alte Regel, sagte Korte. „Das Klauen ist leichter als das Absetzen.“ Er habe den Einbruch immer eher als Juwelen-, statt als Kunstraub gesehen. „Ich dachte, dass sie die Juwelen rausbrechen und einzeln verkaufen werden, nicht die Kunst als Ganzes.“ Ermittlungsergebnisse bei Juwelendieben seien üblicherweise nicht sehr gut. Bei Kunstraub sei die Ermittlungsarbeit auch schwer, aber es gebe immer wieder Fälle, bei denen die Beute teils erst nach Jahren gefunden werde.
Die Freude über den Fund sei groß. „Die Objekte sind als unwiederbringlich einzuschätzen“, sagte der Kunstdiebstahl-Experte. „Sowas kann man nicht ersetzen.“ Nun bleibe nur zu hoffen, dass der Rest der Beute ebenfalls auftauche. „Das wäre schön, wenn alles erhalten geblieben wäre.“
Ein Großteil der historischen Stücke wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag in Berlin sichergestellt - einige davon wohl auch vollständig. Der Einbruch am frühen Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland.
Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Sie stahlen Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro. Danach entbrannte eine Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die bis heute anhält. (mac/afp)