Schilder sorgen für ShitstormKunde kommt in Edeka und traut seinen Augen nicht

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Auch Edeka reagierte inzwischen auf die Anschuldigungen (auf unserem Symbolfoto ist nicht die Filiale in Greifswald, sondern eine andere Filiale zu sehen).

Greifswald – Es sind Schilder, die man in jedem Supermarkt findet: „Fisch“, „Hygiene“ oder „Eiswürfel“ ist in der Edeka-Filiale in Greifswald zu lesen. Und natürlich findet man auch den bekannten Edeka-Slogan „Aus Liebe zur Region“.

Und doch kassierte Edeka einen großen Shitstorm. Etliche Menschen toben vor Wut. Inzwischen meldeten sich auch Sprecher der Unternehmens-Kette zu der Kontroverse.

Denn so unschuldig die Begriffe auf den Schildern in der Supermarkt-Filiale in Greifswald daherkommen, die gewählte Schriftart ist es für die meisten nicht. Der nicht ganz leicht von der Hand zu weisende Vorwurf: Die Schrift transportiere Nazi-Symbolik.

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Auch Twitter-User Kire Naj war offenbar in dem Greifswalder Edeka einkaufen – und traute seinen Augen nicht. Anstatt sich – wie ja eigentlich beabsichtigt – durch die Beschilderung in dem Markt besser zurechtfinden zu können, schienen die Schilder das genaue Gegenteil bei ihm zu bewirken. Nämlich ihn abzustoßen und den schnellsten Weg aus dem Geschäft zu suchen.

Twitter-User: „Schöne deutsche Grüße vom Edeka Greifswald“

Naj postete Fotos, die er in der Edeka-Filiale gemacht hatte. „Schöne deutsche Grüße vom Edeka Greifswald. Wir lieben das Reich... ähm... Lebensmittel“, schrieb er in bissig ironischem Unterton dazu (der Post wurde inzwischen wieder gelöscht).

Doch so witzig, wie der Tweet daherkommt, ist Kire Naj nicht wirklich zumute. „Dass die Wahl auf diese [Schriftart] fiel, ist entweder bewusst gewählt oder man ist komplett bescheuert!“, stellte er fest.

Naj vermutet beim Betreiber der Filiale einen rechten Hintergrund. „Für alle die, die meinen, 'Das wären nur Worte oder eine Schrift'! Stimmt! Ist eine Schrift! Aber welche? Man hätte viele nehmen können!“

Universität bestätigt: Es handelt sich um Frakturschrift „Tannenberg“

Nicht nur viele Twitter-User geben Naj recht und sind wütend, auch Experten der Universität Greifswald haben sich inzwischen zu Wort gemeldet. Sie haben die Schrift analysiert und kommen zu dem Ergebnis, es handele sich um die Schriftart „Tannenberg“.

„Tannenberg“ ist nach einer Schlacht im Ersten Weltkrieg benannt. Die Nazis nutzten die Frakturschrift bereits ab den 1930er Jahren zu Propagandazwecken.

Edeka reagierte inzwischen in einer schriftlichen Stellungnahme zu den schweren Vorwürfen. „Mit der ausgewählten Schriftart wollte der Kaufmann niemanden verletzen. Es war vielmehr ein Versuch, den Ladenbau den regionalen Besonderheiten des Gebäudes anzupassen“, heißt es von Seiten des Konzerns.

So Edeka reagiert auf die Anschuldigungen

Die Edeka-Filiale befindet sich nämlich in den historischen Hallen des Greifswalder Kraftwagenausbesserungswerkes, also einem Werk, wo früher Eisenbahnwaggons repariert wurden. „Bei der Marktplanung in dem denkmalgeschützten Gebäude wurde besonderer Wert auf die Erhaltung der Halle als Denkmal sowie auf die Bahnhofsatmosphäre gelegt“, so Edeka weiter.

Tatsächlich wurde die „Tannenberg“-Schrift von der Deutschen Bahn großflächig an Bahnhöfen verwendet – aber eben nur zwischen 1935 und 1941.

Edeka nehme die Kritik ernst und stehe in engem Austausch mit dem Kaufmann in der Greifswalder Filiale. Das Ladendesign werde nun einer intensiven Überprüfung unterzogen. (jv)