Das Vorgehen erinnerte an islamistische Attentäter. In dieses Raster passt der Täter von Magdeburg zwar nicht, doch auffällig war er. Was folgt daraus?
Nach Anschlag in MagdeburgTerror-Experte sieht bei Todesfahrer Merkmale von „Salatbar-Extremismus“
Nach dem tödlichen Anschlag von Magdeburg bemühen sich die Behörden weiter um Aufklärung.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Täters Taleb A. Zuletzt hatte sich dieser in sozialen Medien zunehmend wirrer und radikaler zu Wort gemeldet. In einem Interview zeigte sich der 50-Jährige jüngst als Fan von X-Inhaber Elon Musk und der AfD, die die gleichen Ziele wie er verfolge – bezeichnete sich aber als politisch links.
Anschlag von Magdeburg: Experte spricht von „Salatbar-Extremismus“
Für diese Einschätzung spricht auch die Entscheidung, dass das Verfahren vorerst weiter in Sachsen-Anhalt geführt wird. Der Generalbundesanwalt habe die Übernahme des Verfahrens abgelehnt, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU). Stattdessen hat nun die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg übernommen. Sie spricht von einer Amokfahrt, die Ermittler halten aber auch den Begriff Anschlag für zutreffend. Der Generalbundesanwalt ist zuständig für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes, also der politisch motivierten Kriminalität.
Im Interview mit dem „Spiegel“ beleuchtete der Terrorismus-Experte Peter Neumann die Hintergründe und auch die Besonderheiten des Falls. Besonders überraschend sei für ihn das ungewöhnliche Täterprofil, sagt er.
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Taleb A. sei mit 50 Jahren „deutlich älter“ sei als der „typische Terrorist“. Irritierend sei, dass ein bekennender Islamkritiker ein Attentat verübt habe, das stark an Methoden des „Islamischen Staats“ erinnere. Neumann vermutet, dass sich der Hass von Taleb A. zunehmend gegen den Staat und die deutsche Gesellschaft gerichtet habe. Es sei wahrscheinlich, dass sich Taleb A. selbst radikalisierte.
Klar sei, dass er dabei eine wirre Ideologie entwickelte, die Elemente von Islamfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien vereinte. Wie an einem Buffet aus verschiedenen Ideologien stellen sich Menschen wie er ihren Extremismus zusammen, „Salatbar-Extremismus“ nennt Neumann das. „Die britischen Behörden haben hierfür eine eigene Kategorie entwickelt, sie sprechen von Gefährdern mit ‚gemischter, unklarer und instabiler Ideologie‘. Das trifft es sehr gut. In Deutschland haben wir das nicht“, so der Experte.
Amokfahrer von Magdeburg: Er schwärmte von Musk und Trump
Die Frage, was den Mann zu der Tat trieb, haben die Ermittlungsbehörden bisher noch nicht beantworten können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 50-Jährigen, der sich zuletzt in sozialen Medien zuletzt zunehmend wirrer und radikaler geäußert hatte.
Taleb A. hat einem Bericht des „Spiegel“ zufolge in seinem Wagen ein Testament hinterlassen. Ermittler hätten das Dokument in dem Auto gefunden. Darin habe der 50-Jährige festgelegt, dass sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod an das Deutsche Rote Kreuz übergehen solle, politische Botschaften seien im Testament nicht enthalten.
Am 12. Dezember habe der Mann aus einem Hotel in Magdeburg einem „islamfeindlichen US-Blog“ ein Interview gegeben. Darin habe er unter anderem für Elon Musk geschwärmt, den Milliardär und Vertrauten des gewählten US-Präsidenten Donald Trump. (dpa/mg)