Pegel Köln weiter gesunkenNur 70 Zentimeter: Könnte man jetzt durch den Rhein laufen?

Rodenkirchen_Niedrigwasser_Rhein

Auch in Köln-Rodenkirchen hat sich der Rhein verzogen.

Köln – Der Pegelstand des Rheins fällt und fällt. Am Montagmorgen um 8.45 Uhr Uhr wurde ein erneuter Tiefstwert von 70 cm gemessen.

Für die kommenden Tage wird erst einmal keine Änderung erwartet.

Der Wahnsinns-Sommer trocknet den Fluss immer weiter aus. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) könnte 2018 eines der fünf trockensten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen werden.

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Unser Rhein, wie tief kann er sinken? EXPRESS klärt diese und andere Fragen zum Niedrigwasser.

Wie ist der Stand am Rhein?

In Köln, Düsseldorf und Bonn hat das Niedrigwasser Rekorde gebrochen. Mit unter 70 Zentimetern liegt der Kölner Pegel 11 Zentimeter unter der bisherigen Tiefstmarke vom 29. September 2003 – damals waren es 81 Zentimeter.

Und das ist noch nicht das Ende: Laut der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) wird am kommenden Dienstag ein Pegelstand von nur noch 67 Zentimetern erwartet.

In Düsseldorf zeigte die berühmte Pegeluhr am Altstadtufer 26 Zentimeter an. In Bonn liegt der Pegel bei 82 Zentimetern.

Kann man jetzt durch den Rhein laufen?

Könnte man. Aber nur theoretisch! Fakt ist, auch wenn der Pegel bei nur noch 77 Zentimetern liegt, gibt es noch die Fahrrinne für die Schiffe und Fähren, die in Köln rund einen Meter tief ist. Dort beträgt der Wasserstand also 1,77 Meter.

„Durchzulaufen, wäre lebensgefährlich“, warnt Gerald Fuchs von den Stadtentwässerungsbetrieben der Stadt Köln (StEB). „Denn die Fließgeschwindigkeit des Flusses verringert sich mit sinkenden Pegeln nicht.“

Wie sieht die Lage für die Schiffe auf dem Rhein aus?

Frachtschiffe können nur noch 30 Prozent ihrer üblichen Fracht laden, sagt Ramon van der Maat von der Wasserschutzpolizei Duisburg. Deshalb seien gerade selbstständige Binnenschiffer jetzt häufiger unterwegs.

Schiff_Niedrigwasser_Rhein

Viele Schiffe fahren derzeit mit deutlich weniger Fracht.

Folge: Es staut sich auf dem Rhein. Und das bei einer Fahrrinne, die immer enger wird.

Auch die Wirtschaft ist betroffen – etwa Ford. Normalerweise wird etwa ein Viertel der Fiesta-Produktion per Schiff transportiert, bis zu 300 Autos pro Schiff. Wegen des Niedrigwassers werden jetzt deutlich weniger Autos verladen.

Die Tankstellen werden ebenfalls nicht mehr in vollem Umfang beliefert. „Unsere Schiffe können ein Drittel weniger Diesel und Heizöl laden“, sagt Shell-Sprecher Jan Zeese.

Andere Tankschiffe fahren nur noch mit einem Drittel der normalen Ladung auf dem Rhein, es kam vereinzelt zu Lieferengpässen (hier mehr lesen).

Und die Personenschifffahrt?

Die KD Deutsche Rheinschiffahrt hat ihre Fahrten ins Siebengebirge gestrichen (hier mehr lesen). „Der Fahrplan wäre ohnehin am Sonntag geendet“, betont Sprecherin Nicole Becker. Panoramafahrten in Köln finden weiterhin statt.

Die Schiffe der Bonner Personenschifffahrt BPS fahren bei ihren Rundfahrten nur noch die Anleger Bonn-Alter Zoll, Bonner Bogen, Königswinter und Remagen an.

Was ist mit den Fähren?

„Die Lage ist kritisch“, sagt Rolf Küppers, Geschäftsführer der Fähre Hitdorf/Langel. „Aber wir tun alles, um den Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.“

Der Fährverkehr der Boote „Krokolino“ und „Krokodil“, die zwischen Köln-Weiß und Zündorf pendeln, ist eingestellt.

Hausschiff_Duesseldorf

Das Düsseldorfer Hausboot von Sandro Zivelonghi und Stefanie Ufer liegt wegen Niedrigwassers seit Anfang der Woche schief.

In Düsseldorf fahren beide Fähren (zwischen Langst und Kaiserswerth sowie zwischen Zons und Urdenbach) noch ohne Einschränkungen. Doch im Bereich Urdenbach ist die Fähre nur noch zehn Zentimeter vom Grund entfernt.

Bonner Kapitän zum Rhein-Pegel: „Bei Niedrigwasser lernt man, Schiffe zu fahren“

Die Rheinfähren im Bonner Bereich fahren weiterhin. Aber: Wegen des Niedrigwassers können keine schweren Lkw oder große landwirtschaftliche Maschinen mehr über den Rhein gebracht werden. Die Fähre in Bad Honnef stellte den Betrieb ein.

Für Montag sind Niederschläge angesagt. Steigen die Pegel dann wieder?

Nein. Laut Deutschem Wetterdienst regnen drei bis sechs Millimeter Regen pro Quadratmeter Fläche herunter. Das reicht nicht, um die Flüsse ansteigen zu lassen. Um das zu erreichen, muss es mehrere Tage durchgehend regnen.

Aber: Bis einschließlich Mittwoch regnet es definitiv nicht ausreichend. Auch danach bleibt es nach jetzigem Stand zu trocken.

Wird unser Trinkwasser durch das Niedrigwasser knapp?

„Das Niedrigwasser des Rheins hat keinen Einfluss auf unser Trinkwasser, denn wir beziehen dieses größtenteils über ein Grundwasserreservoir“, beruhigt Adrian Wolz von der RheinEnergie.

„Der Rhein sickert zwar ebenfalls ins Grundwasser ein, aber nur geringfügig. Das Reservoir füllt sich im Herbst und Winter, deswegen spielt die Dürre in den Sommermonaten kaum eine Rolle.“

Es müsse schon über mehrere Herbst- und Winterperioden trocken bleiben, damit man Auswirkungen spüre, so Wolz. „Die Trinkwasserversorgung ist auf Jahre hin gesichert.“

Was die Dürre in Deutschland sonst noch auslöst

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Auch die Kohlernte leidet unter der Dürre, so wie bei Betriebsleiter Johannes van der Breggen in Elsdorf.

Anhaltende Trockenheit macht auch den Landwirten zu schaffen. Die Getreide- und Gemüseernte im Sommer hat stark gelitten, beim Wintergemüse wie Kohl gibt es ebenfalls starke Einbußen.

So werden beispielsweise dem Obst- und Gemüseverarbeiter Stollenwerk derzeit 50 bis 60 Prozent weniger angeliefert als vereinbart.

Den Wäldern hat die Dürre ebenfalls zugesetzt. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände schätzt den Schaden, der 2018 durch Dürre-bedingte Brände, zerstörte Neuanpflanzungen und Schädlingsvermehrung entstanden ist, auf 5,4 Milliarden Euro.

Und die Dürre macht eine Gemeinde zum Retter: Täglich werden 180.000 Liter Trinkwasser aus Monschau (Eifel) in die nahegelegene belgische Gemeinde Bütgenbach gefahren. Dort liefern die Trinkwasserbrunnen wegen der Trockenheit nicht mehr genug Wasser.