„Ich glaub's ja nicht“ZDF-Moderatorin sagt, was Weselsky wirklich will – der reagiert stinksauer

GDL-Chef Claus Weselsky im Gespräch mit Moderatorin Mirjam Meinhardt im ZDF-Morgenmagazin am Montag, 6. September.

GDL-Chef Claus Weselsky im Gespräch mit Moderatorin Mirjam Meinhardt im ZDF-Morgenmagazin am Montag, 6. September.

GDL-Chef Claus Weselsky, er ist einer der Akteure, die derzeit Deutschlands Bahnverkehr lahmlegen. Im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin fühlte ihm Moderatorin Mirjam Meinhardt auf den Zahn – und bekam prompt die Retourkutsche. 

Berlin. Tag fünf im langen Bahn-Streik, das Ende der dritten Streikrunde in nur wenigen Wochen bei der Deutschen Bahn naht. Ab Dienstagmorgen (07. September) soll der reguläre Zugverkehr wieder anlaufen. Doch eine Annäherung der zerstrittenen Tarifparteien ist weiterhin nicht in Sicht.

Und GDL-Chef Claus Weselsky? Bleibt stur. Er betonte am Montag im ZDF-Morgenmagazin erneut, dass er derzeit keine Basis für Verhandlungen sehe. Die Gewerkschaft sei zu weiteren Gesprächen bereit, wenn ein verhandlungsfähiges Angebot von der Bahn komme, sagte er. Das „sogenannte Angebot“ der Bahn sei nur eine vorgetäuschte Verbesserung.

Die Bahn hatte vergangene Woche ein Angebot unter anderem mit einer kürzeren Tariflaufzeit von 36 statt 40 vorgelegt. Außerdem stellte sie noch für dieses Jahr eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro in Aussicht. Weselsky lehnte das Angebot ab.

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Der Streik finde auf den Rücken all jener statt, die Bahn fahren müssen, hakte Moderatorin Meinhardt ein. Wollte er sich nicht wieder an den Verhandlungstisch setzen, sollte ein Angebot der Bahn vorliegen, wollte sie wissen. Das sei nicht „verhandlungsfähig“, so Weselsky. Die Bahn täusche nur Verbesserung vor, es sei inhaltlich nicht akzeptabel.

Claus Weselsky im ZDF: „Es werden Grundrechte tangiert“

Die Bahn wolle die GDL auf Lokführer und Zugbegleiter beschränken und dieser verweigern, Tarifverträge für die Werkstatt und Verwaltung abzuschließen, sagte Weselsky. „Es passiert etwas, das Grundrechte tangiert“. Es solle dauerhaft verhindert werden, dass die GDL die Mehrheit im Betrieb habe. „Und dagegen wehren wir uns. Und das zurecht“, sagte der GDL-Chef. „Dass das auf den Rücken der Fahrgäste stattfindet, ist eine Schweinerei, die der Vorstand der Bahn zu vertreten hat.“

Trotzdem werde derzeit nicht miteinander gesprochen, um einen Kompromiss zu finden, so die „Moma“-Moderatorin. „Das wäre doch der Weg, um zu einer Lösung zu kommen.“ Weselsky wurde langsam lauter, blieb stur: „Frau Meinhardt, ich gebe Ihnen recht, das ist die Theorie. Die Praxis heißt: Wenn uns die Bahn in unseren Grundrechten beschränkt, ist das nichts, was man verhandelt.“ 

Claus Weselsky schimpft: „Ich glaub's ja wohl nicht“

Meinhardt hakte weiter nach: „Also geht es nicht um den aktuellen Tarifvertrag, sondern eigentlich um ihre Vormachtstellung, die Sie ausbauen wollen.“ Weselsky wurde pampig und schimpfte: „Was heißt denn hier Vormachtstellung?! Das Tarifeinheitsgesetz ist nicht von uns geschrieben worden, sondern von der Bundesregierung. Wenn wir uns nach diesem Recht und Gesetz richten und tatsächlich die Mehrheit im Betrieb organisieren wollen, dann macht man uns das zum Vorwurf. Ich glaub's ja wohl nicht! Wir können immer machen, was wir wollen. Wir sind immer diejenigen, die an den Pranger gestellt werden.“

Das Tarifeinheitsgesetz ist 2015 in Kraft getreten und sieht vor, dass in einem Unternehmen mit zwei Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. Bei der Bahn ist das aus Sicht des Konzerns in den meisten Betrieben die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die GDL aber will Tarifverträge aushandeln für alle Gesellschaften.

Claus Weselsky über Kritik des DGB-Chefs

Die GDL war am Wochenende erneut von mehreren Seiten für den Streik kritisiert worden, unter anderem vom Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann. Der hatte der GDL vorgeworfen, „dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt“.

Weselsky wies das zurück. Er wünsche sich, dass auch ein Vorsitzender eines Dachverbandes von Gewerkschaften Ursache und Wirkung im Blick behalte. Der DGB-Chef sei derjenige gewesen, der das Tarifeinheitsgesetz initiiert habe. Und jetzt werde der GDL vorgeworfen, für mehr Mitglieder zu werben. „Also ich weiß nicht ganz genau, für was das Gesetz denn geschaffen worden ist.“ Dieses sage ganz klar: Wer mehr Mitglieder im Betrieb habe, dessen Tarifverträge bleiben in die Zukunft hinein erhalten.

Mit dem bisherigen Streik bei der Deutschen Bahn sei die GDL „sehr zufrieden“, sagte Weselsky im ZDF. „Dass das für Kunden unschön ist, ist uns klar.“ (mg)