Kommentar zum TV-TriellSchon verloren? Armin Laschet hat heute Abend ein riesiges Problem

Armin Laschet sitzt mit Mund-Nasen-Schutz beim CSU-Parteitag am Samstag (11. September) in Nürnberg, hinter ihm klatschen die Delegierten.

Armin Laschet beim CSU-Parteitag am Samstag (11. September) in Nürnberg: Der Kanzlerkandidat der Union ging auf Angriff, hat die Krallen ausgefahren. Allerdings bleibt abzuwarten, ob derlei Attacken im TV-Triell am Sonntag zum Erfolg führen.

Beim zweiten TV-Triell muss Armin Laschet am Sonntag (12. September) endlich liefern. Doch er steckt tief in einer Zwickmühle. Ein Kommentar.

von Martin Gätke  (mg)

Köln. Der bislang glücklose Armin Laschet steht heute Abend beim zweiten TV-Triell vor einem echten Dilemma.

Zum einen hat Laschet ja schon beim CSU-Parteitag klargemacht, dass er auch auf Angriff gehen kann. Dass er bissig sein kann, wenn er denn will. Nach seinen Attacken gegen die SPD und gegen einen möglichen Linksrutsch haben ihn die Delegierten minutenlang gefeiert, haben erklärt, dass so der Kanzler Laschet aussieht. Viele hätten sich wohl gewünscht, dass Laschet schon früher so aufgetreten wäre.

Zum anderen aber könnte genau dieser laut schimpfende Laschet im TV-Triell neben dem nüchternen Olaf Scholz die Zuschauer abschrecken.

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Dabei hat er einen Kurswechsel bitter nötig. Denn ein Armin Laschet im Kampfmodus hat die Unterstützung seiner Partei sicher. Das zeigte sich nach der Rede in Nürnberg.

Sein bisheriger Schlafwagen-Wahlkampf hat kaum gezündet, dazu leistete er sich einen Fehler nach dem anderen. Viele Stammwähler der Union sind etwa nach seinem Lacher bei der Flutkatastrophe verunsichert, die Union verlor in den letzten Umfragen immer weiter an Boden, die SPD liegt vorn. Olaf Scholz hat sich am Ende irgendwie nach vorne manövriert – auch dank seiner ruhigen, staatsmännischen Art. Und dank der Fehler seiner Kontrahenten.

Und genau diese Art war es, die beim ersten TV-Triell viele Zuschauer überzeugte. Der SPD-Kanzlerkandidat hat laut einer Umfrage den Dreikampf gewonnen, Laschet wurde Schlusslicht.

Doch wie wird der CDU-Kanzlerkandidat, der jetzt den Kampfanzug angezogen hat, beim zweiten Triell auftreten? Wird er hier die SPD-Attacke, die er beim CSU-Parteitag losgetreten hat, fortsetzten?

Sollte er das tun, steht er vor einem Dilemma: Neben dem eiskalten Kühlschrank-Politiker Scholz, der bislang jede Kritik an sich abprallen ließ wie eine Teflon-Pfanne, könnte er schnell wie ein bockiges Kleinkind wirken.

Sollte der CDU-Kanzlerkandidat zu sehr losschießen, könnte das dem SPD-Kandidaten zupasskommen, der immer irgendwie über den Dingen zu schweben scheint und souverän kaum eine Augenbraue verzieht.

Klar ist auch: Nach dem Stolper-Wahlkampf darf Unionskanzlerkandidat Laschet sich keine weiteren Fehler erlauben. Es ist vielleicht seine letzte Chance, das Ruder nochmal herumzureißen.