Elke Heidenreich schockt bei LanzSie poltert gegen eine junge Grünen-Politikerin

Autorin Elke Heidenreich am 3. Juni 2021 bei einer Lit.Cologne-Veranstaltung in Köln. Bei „Markus Lanz“ äußerte sie sich zum Fall der Grünen-Politikerin Sarah-Lee Heinrich.

Autorin Elke Heidenreich, hier am 3. Juni 2021 bei einer Lit.Cologne-Veranstaltung in Köln. Bei „Markus Lanz“ äußerte sie sich zum Fall der Grünen-Politikerin Sarah-Lee Heinrich.

Der Twitter-Skandal um die Sprecherin der Grünen Jugend: Elke Heidenreich holte bei „Markus Lanz“ zum Rundumschlag aus. „Es ist alles etwas hysterisch geworden“, befand sie im ZDF-Talk.

Köln. „Über die Korruptionsvorwürfe gegen den österreichischen Ex-Kanzler Kurz, die Verhandlungen der Grünen mit SPD und FDP sowie über die inhaltliche und personelle Erneuerung der Union“: So beschreibt das ZDF die Gesprächsinhalte der jüngsten Ausgabe der Talkshow „Markus Lanz“.

Völlig korrekt so weit – richtig Fahrt nahm die Runde jedoch erst gegen Ende auf, als Elke Heidenreich eigentlich über ihr aktuelles Buch („Hier geht's lang!“) reden sollte, dann aber zum großen gesellschaftlichen Rundumschlag ausholte.

Streitpunkt Nummer eins war der Social-Media-Skandal um die junge Grünen-Politikerin Sarah-Lee Heinrich. „Das, was sie in jungen Jahren geschrieben hat, ist unerträglich“, befand zwar der bei „Markus Lanz“ anwesende Grünen-Veteran Jürgen Trittin, honorierte jedoch, dass seine Parteikollegin das selbst so eingeräumt habe. „Das finde ich in der Form des Umgangs mit der eigenen Geschichte in Ordnung.“

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Elke Heidenreich über Sarah Lee-Heinrich: „Unfähig mit Worten umzugehen“

Nachdem Gastgeber Markus Lanz in einem Einspielfilm belegt hatte, wie Sarah Lee-Heinrich sich in einer Diskussionssendung unlängst erst über die „eklig weiße Mehrheitsgesellschaft“ geärgert hatte, war Elke Heidenreich auf den Plan gerufen. „Sie hat überhaupt keine Sprache, sie kann gar nicht sprechen“, attackierte die Literaturkritikerin die 20-Jährige zunächst nicht inhaltlich, dafür aber umso härter im sprachlichen Ausdruck. „Das sind wieder Kinder, die nicht lesen. Das ist die Generation, von der ich immer wieder merke, wie sprachlos sie ist, unfähig mit Worten umzugehen.“

Dass Sarah Lee-Heinrich im Teenageralter einen Tweet mit „Heil“ unterschrieben habe, hält Heidenreich überdies für indiskutabel. „Es gibt gewisse Witze, die gehen gar nicht. Ich habe das Gefühl, dass das ein Mädchen ist, das nicht genug nachdenkt.“ Da hakte Lanz dezent empört ein: „Sie ist Sprecherin der Grünen Jugend!“, vermerkte der Moderator. „Sie kann ja gar nicht sprechen, sie muss ja erst mal lernen, richtig zu formulieren“, hielt Heidenreich dagegen. „Dass man sagt, Hauptsache divers, Hauptsache Migrationshintergrund, Hauptsache Quote - das ist eben der falsche Weg.“

Elke Heidenreich bei Lanz: „Möchte, dass wir wieder zu einer Art Normalität zurückgehen“

Da war der Weg nur noch kurz zu einem anderen Aufregerthema, zu dem die 78-Jährige eine stark gefestigte Haltung mitgebracht hatte: „Gendern ist für mich völlig unsinnig“, schimpfte sie über die „zerhackte Sprache“. Heidenreich: „Jeder will unbedingt in jedem Satz mitgenannt und beachtet sein. Eine einbeinige, chinesische Taubstumme mit Migrationshintergrund, die gerade zum Protestantismus konvertiert ist, fühlt sich nicht angesprochen, wenn ich irgendwie über Protestanten rede. Ich werde noch verrückt. Ich möchte, dass wir wieder zu einer Art Normalität zurückgehen.“

Als man ihr einst als Radiomoderatorin aufgetragen habe, „liebe Hörerinnen und Hörer“ zu sagen, habe sie sich einen Spaß erlaubt und die Anredefloskel ergänzt: „... daheim an den Radiogeräten und -gerätinnen“. Heidenreich: „Das habe ich drei Wochen lang gesagt. Keiner hat gemerkt, dass es Schwachsinn ist. So läuft das.“

Elke Heidenreich bei Lanz: „Es ist alles etwas hysterisch geworden“

Und noch etwas geht der Buchautorin und Journalistin gegen den Strich: dass das N-Wort in Literaturklassikern wie „Dr. Dolittle“ ersetzt wurde. Heidenreich artikulierte das Wort sogar in der Sendung und rechtfertigte sich: „Vor 100 Jahren wurde das so beschrieben.“ Nachträglich solche Texte umzuschreiben, verbiete sich. „Ein fertiges Kunstwerk ist ein fertiges Kunstwerk.“

„Es ist alles etwas hysterisch geworden“, resümierte Elke Heidenreich den Stand der Debattenkultur in Deutschland. „Aber ich mache mir keine Sorgen, das wird auch wieder runterkommen.“ Zu einem raschen Abkühlen dürfte ihr „Markus Lanz“-Auftritt jedoch eher nicht beigetragen haben. Beim Kurznachrichtendienst Twitter werden ihre Aussagen überwiegend empört kommentiert. (tsch)