„Natürlich habe ich Angst“: Journalistin Marina Owsjannikowa, die in den russischen Nachrichten mit einem Schild auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam machte, berichtete bei „Markus Lanz“ über ihre aktuelle Situation.
Sie protestierte live gegen PutinModeratorin bei „Markus Lanz“: „Natürlich habe ich Angst“
Ihre mutige Aktion wurde auf der ganzen Welt bewundert: Am 14. März stellte sich die russische Journalistin Marina Owsjannikowa mit einem Schild hinter die Moderatorin der Hauptnachrichten im russischen Staatsfernsehen und machte dort auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam, der in den Medien des Landes nicht als „Invasion“ oder „Krieg“ bezeichnet werden darf.
Inzwischen ist es auch unter Androhung hoher Haftstrafen verboten, Kriegsnachrichten aus der Ukraine verbreiten, die nicht der Kreml-Propaganda entsprechen. Trotz dieser Gefahr ist Marina Owsjannikowa bislang noch nicht verhaftet worden, am Donnerstagabend war sie bei „Markus Lanz“ zugeschaltet und konnte über ihre aktuelle Situation berichten.
Auch zu ihrer eigenen Verwunderung sei sie bislang nicht für die Störung der Sendung und die Verwendung des Plakats verurteilt worden, erklärte die Journalistin. Sie hätte bislang nur eine Verwaltungsstrafe bekommen, allerdings für einen Facebook-Post.
„Markus Lanz“: Owsjannikowa – „Natürlich habe ich Angst“
Es gebe aber Stimmen in der russischen Regierung, die eine harte Bestrafung für sie fordern würden. Auf die Frage, ob sie Angst habe, wie andere Kreml-Gegner in ein Lager gesteckt zu werden, sagte Owsjannikowa: „Natürlich habe ich Angst, dass ich strafrechtlich verfolgt werde.“
Auch ihr Arbeitgeber könne einen Prozess gegen sie anstrengen. „Die Anwälte sagen: Entspann dich auf gar keinen Fall. Wenn so eine Entscheidung getroffen wird, dann landest du auf jeden Fall im Gefängnis.“
Marina Owsjannikowa: „Ich suche kein warmes Plätzchen im Ausland“
Eine Flucht ins Ausland ins für Owsjannikowa indes keine Option: „Ich suche kein warmes Plätzchen im Ausland, das Ziel meiner Aktion war, der ganzen Welt zu vermitteln, dass die Mehrheit der russischen Bevölkerung tatsächlich gegen den Krieg ist“, erklärte sie. Sie wolle vielmehr ihr Land „wachrütteln“, das von der russischen Propaganda zu „Zombies“ geworden sei, momentan gebe es in ihrer Heimat ein „Informationsvakuum“.
Die Journalisten berichtete auch darüber, wie schwierig es war, ihre Aktion durchzuführen. Mittlerweile seien im russischen Staatsfernsehen Sicherheitskräfte vor Ort, sie habe ihre berufsbezogene Zugangserlaubnis genutzt, um ins Studio zu kommen, erzählte Owsjannikowa. Dafür habe sie aber einen „riesigen“ Wachmann passieren müssen. „Ich dachte, ich komme in dieses Studio gar nicht hinein. Ich hatte wirklich Angst.“ (tsch)