Bei „Maybrit Illner“ im ZDF musste sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstagabend scharfen Attacken stellen.
Hitziger ZDF-TalkScharfe Kritik an Lauterbach: „Wofür brauchen wir dann eine Regierung?“
von Jan Voß (jv)
Die Debatte um eine generelle Impfpflicht in Deutschland sorgt weiter für scharfe Debatten. Auch bei „Maybrit Illner“ ging es am Donnerstagabend im ZDF um das Thema. Vor allem an einer Entscheidung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach wurde Kritik laut.
Die Omikron-Welle stellt den Kampf gegen die Pandemie vor völlig neue Herausforderungen. Die hochansteckende Corona-Variante zieht immer neue Negativrekorde nach sich, die Infektionszahlen schießen in die Höhe. Die Testkapazitäten stoßen an ihre Grenzen.
Gesundheitsminister Lauterbach muss die PCR-Tests nun Priorisieren und Antigentests ins Spiel bringen – gezwungenermaßen. Denn viel Wahl bleibt dem Minister eigentlich nicht. Nicht nur das Material sei knapp, auch die Personallage ist es.
Dabei hatte sich Karl Lauterbach nicht immer überschwänglich zu den Schnelltests geäußert. „Die sind nicht so super“, hatte er noch im vergangenen Jahr gesagt.
„Maybrit Illner“: Karl Lauterbach verteidigt neue Test-Strategie
Bei „Maybrit Illner“ darauf angesprochen sagte Lauterbach am Donnerstag: „Ganz so schlecht sind die Antigentests auf keinen Fall!“ Vor allem bei Beschäftigten im Gesundheitswesen oder bei vulnerablen Gruppen. „Da muss ich sofort wissen, ist der Test positiv oder nicht.“
Die Antigentests seien nicht so genau und die ein oder andere Infektion werde übersehen. Das sei aber eben vor allem in der Frühphase eine Erkrankung der Fall, „aber da sind die Menschen auch nicht so ansteckend“, präzisierte Lauterbach. Sein Credo: „Man darf den Antigentest nicht kaputtreden.“
Scharfe Kritik kam unterdessen immer wieder aus der Ecke von Thorsten Frei. Der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion ging gleich bei mehreren Themen auf den Gesundheitsminister los.
Karl Lauterbach gesteht „Kommunikationsfehlleistung“ ein
Zunächst polterte gegen die Herabsetzung des Genesenenstatus von Infizierten von sechs auf drei Monate. Als Karl Lauterbach eine „Kommunikationsfehlleistung“ eingesteht, tritt Frei nach: „Das ist nicht nur eine Kommunikationspanne, sowas zerstört auch Vertrauen!“
Wie auch bei anderen Gelegenheit verteidigte Lauterbach den Schritt. Die Delta-Variante habe die Datenlage verändert, da sich Delta-Genesene nach drei Monaten bereits schon wieder mit der neuen Omikron-Variante infizieren könnten. Das hatte auch das Robert Koch-Insitut so empfohlen.
Bei Thema Impfpflicht biss sich der CDU-Mann dann richtig fest. Für Frei völlig unverständlich, warum die Bundesregierung keinen eigenen Gesetzentwurf beschlossen hat. „Warum haben Sie das nicht gemacht?“, fragte er Lauterbach in der ZDF-Sendung. „Weil wir uns dafür nicht entschieden haben. Wenn wir uns entscheiden, wir machen kein Gesetz, dann ist es die Entscheidung der Abgeordneten, eines zu machen“, so Lauterbachs Antwort.
Thorsten Frei: „Und wofür brauchen wir dann eine Regierung?“
Für Frei offenbar keine befriedigende Antwort. „Und wofür brauchen wir dann eine Regierung?“, stellte der Politiker provokativ in den Raum. Lauterbachs trockene Reaktion: „Für alles andere.“
Tatsächlich hatte Karl Lauterbach auch schon mehrfach erklärt, warum die Regierung und er selbst keinen Gesetzentwurf einbringen wollen. Es gehe dabei um eine ethische und nicht um eine wissenschaftliche Frage und somit auch um den Eingriff in Grundrechte. Deshalb brauche es eine offene Debatte im Parlament. (jv)