Angst ist größer als gedachtDruck auf Russland wächst: Schlinge um Putins Hals wird immer enger

Russlands Präsident Wladimir Putin (vorne) und Chinas Präsident Xi Jinping 2019 in Bishkek: Beide Länder haben nach Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine eine „grenzenlose Partnerschaft“ ausgerufen. Das könnte sich nun ändern.

Russlands Präsident Wladimir Putin (vorne) und Chinas Präsident Xi Jinping 2019 in Bishkek: Beide Länder haben nach Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine eine „grenzenlose Partnerschaft“ ausgerufen. Das könnte sich nun ändern.

Nach Putins Angriff auf die Ukraine haben sich zahlreiche westliche Banken aus Russland verabschiedet. In diese Lücke sind Geldhäuser aus China gestoßen, haben Milliardenkredite gewährt. Nun werden Risse in der russisch-chinesischen Beziehung deutlich.

von Martin Gätke  (mg)

Es ist knapp ein Jahr her, als Putin und Xi im März 2023 die Hände schüttelten. Beide Nationen übten den Schulterschluss – auf der einen Seite ein Staat, der nach dem Angriff gegen die Ukraine wirtschaftlich isoliert dasteht und immer abhängiger von China wird.

Auf der anderen Seite eine riesige Wirtschaftsmacht, die einen Drahtseilakt wagt. Und zum einen Russland dabei half, die Auswirkungen der westlichen Sanktionen abzumildern. Zum anderen aber extrem abhängig vom westlichen Markt ist. Nun wird deutlich, dass die Angst bei Xi Jinping größer sein muss, als er zugibt.

Russland: Zwei chinesische Staatsbanken brechen Verbindung ab

Eine „grenzenlose Partnerschaft“ riefen die beiden Staatsmänner im vergangenen Jahr aus. Und tatsächlich sind beide Nationen zusammengerückt: China exportiert Konsumgüter und Technologie, Russland wiederum verkauft Öl und Gas zu einem Spottpreis.

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Und während sich westliche Geldhäuser zunehmend aus Russland zurückgezogen haben, haben chinesische Banken Milliarden zur Verfügung gestellt. 2022 erreichte der Handel zwischen Russland und China ein Rekordvolumen.

Doch Chinas Tanz auf der Rasierklinge hat Folgen: China ist nach wie vor stark von den westlichen Märkten abhängig. Und das Land befindet sich aktuell in einer wirtschaftlichen Flaute.

China hat im vergangenen Jahr eine der schwächsten Entwicklungen seines Bruttoinlandsprodukts in mehr als 30 Jahren verzeichnet. Die Folge: Das Land geht dazu über, seine Knallhart-Haltung gegenüber den USA aufzuweichen. Und die chinesisch-russische Beziehung bekommt Risse.

Russland: Schlinge um Putins Hals wird jetzt enger

Wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtet, brechen gleich zwei chinesische Staatsbanken ihre Verbindungen zur russischen Kundschaft ab, um den Sanktionen des Westens nachzukommen. Sie prüfen nun, ob die Kundinnen und Kunden irgendwelche Verbindungen zu russischen Unternehmen haben, die von den USA sanktioniert wurden.

Zuletzt haben die USA die Sanktionen verschärft, um Schlupflöcher zu schließen und Unternehmen zu bestrafen, die Russland Geschäfte machen. China hat Moskau bislang dabei geholfen, diese Sanktionen wie etwa den Ausschluss aus dem Finanznachrichtensystem SWIFT zu überstehen.

Laut Bericht haben vor allen Dingen die USA Druck auf China ausgeübt, um Putins Wirtschaft noch engere Daumschrauben anzulegen.

„Die chinesische Reaktion auf die sekundären Sanktionen der USA deutet darauf hin, dass China Vorbehalte gegenüber der vom Kreml angestrebten grenzenlosen Partnerschaft zwischen den beiden Staaten hat“, schrieben Analysten der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW). Scheint so, als habe die sogenannte „grenzenlose Freundschaft“ zwischen den beiden Ländern doch Grenzen. Nämlich, wenn es ums Geld geht.