Der Rückstand in den Umfragen ist groß und die Zeit bis zur Wahl knapp. Kanzler Olaf Scholz dürfte daher angriffslustig in das Fernsehduell mit seinem Herausforderer Friedrich Merz gehen.
Scholz gegen MerzTV-Duell zur Bundestagswahl: Bundeskanzler im Attacke-Modus
![Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), kommt zum TV-Duell von ARD und ZDF am Studio an. Hier stellen sich Scholz und Merz, Unions-Kanzlerkandidat, im Studio Berlin-Adlershof zentralen Fragen und debattieren zu den wesentlichen Themen des Bundestagswahlkampfs.](https://static.express.de/__images/2025/02/09/439f48de-2e98-4628-9e47-cc6c99e10999.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1118&fm=jpeg&s=7d04e41538de32619731252f4f993ae8)
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Olaf Scholz (l.) und Friedrich Merz beim TV-Duell.
Zwei Wochen vor der Bundestagswahl treffen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Herausforderer Friedrich Merz (CDU) am Sonntagabend (9. Februar 2025) zu einem ersten TV-Duell aufeinander.
Bei der Debatte, die zeitgleich in ARD und ZDF übertragen wird, gelten besondere Regeln für Olaf Scholz und Friedrich Merz. 90 Minuten lang stellen sich die beiden Spitzenpolitiker dabei Fragen zur Zukunft Deutschlands und debattieren über wesentliche Themen des Wahlkampfs.
TV-Duell Scholz vs. Merz: Das Wichtigste im Liveticker
Merz geht mit großem Vorsprung in den Umfragen in das Duell. Die Union kommt derzeit auf 29 bis 34 Prozent, Scholz und die SPD liegen dagegen mit 15 bis 18 Prozent nur auf Platz drei hinter der AfD.
Das TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz im Liveticker:
- Letzte Frage: Mit welchem Satz würden Sie sich aus dieser Sendung verschieden? Merz: „Wir haben einen Plan für dieses Land. Wir trauen diesem Land viel zu. Ich traue mir zu, eine gute, neue erfolgreiche Regierung in diesem Land zu führen.“ Scholz: „Mit Sicherheit eine Regierung, die dafür sorgt, dass es in Deutschland weitergeht und stabil bleibt, gibt es nur mit einer Stimme für die SPD.“
- Können sich Merz und Scholz vorstellen, Koalitionsgespräche miteinander zu führen? Merz: „Ich gehe davon aus, dass wir die Wahl gewinnen und nur einen Partner brauchen. Dann werden wir selbstverständlich miteinander sprechen. Das Problem ist die AfD. Sie liegt jetzt bei 20 Prozent, das ist eine ernsthafte Bedrohung für unsere Demokratie. Her Scholz und die Grünen haben linke Politik gemacht. Dafür gibt es schon lange keine Mehrheit mehr in diesem Land. Alle, die mit uns regieren wollen, müssen sich bewegen, hin zur politischen Mitte.“
- Friedrich Merz zeigt Sympathien für den umstrittenen Beschluss Donald Trumps in den USA nur zwei Geschlechter anzuerkennen. „Ist eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann“, so der CDU-Chef. Olaf Scholz widerspricht: „Ich halte das für unangemessen. Jeder Mensch soll so glücklich sein, wie er glücklich sein möchte. Ich finde, wenn Menschen sich nicht einordnen wollen, dann soll ihnen das auch möglich gemacht werden.“
- Scholz betont, man müsse weiter täglich darum kämpfen, dass der Krieg Russlands sich nicht gegen die Nato richte. Ob die Ukraine Mitglied der Nato werden soll? „Die USA lehnen das ab.“
- Nun geht es um die Situation in der Ukraine: Merz sagt: „Man hätte den Krieg früher beenden können, wenn man der Ukraine beherzt und weniger zögerlich geholfen hätte.“ Weiter sagt er, es wäre gut, wenn die Europäer eine gemeinsame Strategie mit der USA hätten.
- Thema Spitzensteuersatz. Scholz: „Ich finde, wer drei Millionen verdient, soll ein bisschen mehr Steuern zahlen und das finden Sie nicht, das ist der Unterschied zwischen uns.“ Merz widerspricht nicht.
- Thema Bürgergeld: Merz sagt, schon der Name sein ein Fehler. Scholz: „Sie geben nur nen anderen Namen darüber und machen gar nichts anders.“ Beide sind sich aber einig: Das Bürgergeld habe harte Sanktionen und die brauche es auch. Scholz: „Wer arbeiten kann, soll es auch tun.“
- „Lebensmittel, Mieten, Heizen, Tanken – Entlastungsgesetze der Ampel haben nicht verhindert, dass die Menschen große Sorgen um ihre Zukunft haben.“ Maybrit Illner fragt Olaf Scholz: „Hat die Ampel die Menschen ärmer gemacht?“ Antwort: „Nein! Aber der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Energiepreis-Inflation, vorher das mit Corona war auch schon ziemlich heftig. Die Preissteigerungen haben alle stattgefunden, wir haben versuchen zu helfen, mit Steuerentlastungen über das ganze Spektrum der Steuerpflichtigen mit der Inflations-Ausgleichsprämie und indem wir die harte rigide Politik der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation unterstützt haben.“ Diesen Weg müsse man weitergehen. Aber Steuerentlastungen müssten im Mittelschichts-Einkommen einsetzen, nicht bei den Leuten, die sehr viel Geld verdienen. Er sei dafür, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel senken.
- „Wenn ich Kanzler bin, wird die Deutsch Bahn wieder...“ Scholz: „... saniert. Weiter saniert, weil wir zig Milliarden dafür mobilisiert haben.“ Merz: „Wir wollen Netz und Betrieb voneinander trennen. Das Netz muss in der Hand des Staates bleiben. Der Betrieb kann ein Wettbewerb sein.“
- Nun sollen beide die Sätze der Moderatorinnen vervollständigen. „Ein Bundestag ohne die FDP wäre ... Merz: ...„ ärmer, aber durchaus lebensfähig.“ Scholz schmunzelnd: „Ich kann es nicht besser formulieren.“
- Merz attackiert Scholz: „Ich bin erstaunt, welche Wahrnehmung Sie haben, Herr Bundeskanzler. Wir sind im dritten Jahr einer Rezension, das hat es in Deutschland noch nie gegeben. Wir haben drei Millionen Arbeitslose, Tendenz steigend. Wir haben eine Insolvenzwelle, wie nie in den letzten 15 Jahren. 50.000 Unternehmen sind in Ihrer Amtszeit in die Insolvenz gegangen.“
- Scholz sagt, man habe die Inflation „niedriger gekriegt, nachdem sie nach dem Stopp der Gaslieferungen aus Russland implodiert“ sei. Jetzt müsse etwas getan werden, um auf dieser Basis das Wachstum nach vorne zu bringen. Bürokratieabbau und Steuerausgleich lauten seine Vorschläge.
- Wir würden gerne die Zeit heute nutzen, nicht nur um über das Thema Migration zu reden, leitet Sandra Maischberger das nächste Thema ein: die Wirtschaft in Deutschland.
- Merz schlägt zurück, verweist auf einen Spiegel-Beitrag von Heinrich-August Winkler. Es sei möglich, Asylanträger an den Grenzen zurückzuweisen. Spätestens seit der Änderung des Grundgesetzes im Jahr 1993. „Das eigentliche Problem ist: Sie wollene s nicht, weil sie es in ihrer Restkoalition nicht durchbekommen.“
- Attacke von Scholz: Friedrich Merz halte noch schärfere Sicherheitsgesetze im Bundesrat auf, sagt er. Merz mache eine Show, wirft er seinem Konkurrenten vor.
![Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l), steht neben Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, vor dem TV-Duell von ARD und ZDF.](https://static.express.de/__images/2025/02/09/a1f841dc-6df6-4d2e-b02c-ed4d8c979669.jpeg?q=75&q=70&rect=296,0,3509,2632&w=2000&h=1316&fm=jpeg&s=be7f2ea57f4bfe2732d5ec1d59e26962)
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l), steht neben Friedrich Merz, CDU-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, vor dem TV-Duell von ARD und ZDF.
- Erstes großes Thema: Migration. Olaf Scholz: „Ich bin für einen harten, restriktiven Kurs, was irreguläre Migration betrifft.“ Merz kontert: „Sie kriegen das Thema Zurückweisungen an den Grenzen nicht so hin, wie es sein sollte.“ Die Debatte wird schärfer. Scholz hält dagegen: „Es hat noch nie schärfere Gesetze gegeben, als die, die ich durchgesetzt habe.“
- Olaf Scholz wiederholt seine Kritik, dass Friedrich Merz sein Wort gebrochen habe, man ihm nicht mehr trauen könne. Grund: Die Abstimmung im Bundestag, als Merz’ Vorschlag Stimmen der AfD einsammelte. Der sagt: „Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen AfD und Union.“ Eine Koalition käme nicht infrage, betont er.
- Persönlicher Start: Die Moderatorinnen fragen wegen der zuletzt deutlichen Wortwahl nach dem gegenseitigen Respekt. Merz: „Ich habe dem Bundeskanzler seine Worte nicht übel genommen, ich gehe davon aus, dass er das bei mir auch nicht tut.“ Da stimmt Scholz zu.
- Friedrich Merz kommt an: Rund eine halbe Stunde vor Duell-Beginn kommt auch der CDU-Kanzlerkandidat am Studio an. Er greift zum Megafon und richtet ein paar Worte an seine Anhängerinnen und Anhänger: „Wir werden diese Bundestagswahl gewinnen in zwei Wochen.“
- Polit-Prominenz im Nachbar-Studio: Gleich nebenan verfolgen SPD-Chef Lars Klingbeil und CSU-Chef Markus Söder das Duell. Beide sind im Anschluss bei Caren Miosga zu Gast. Dass sie gemeinsam vor einem Bildschirm sitzen, darf aber bezweifelt werden.
- Scholz ist da: Vor dem TV-Studio in Berlin haben sich Anhängerinnen und Anhänger beider Parteien versammelt. Gegen 19.30 Uhr läuft Bundeskanzler Olaf Scholz in Begleitung seiner Frau Britta Ernst weckend an Menschen mit SPD-Fahnen vorbei. Nicht weit entfernt heizt derweil CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann die Merz-Fans mit einem Megafon an. Im Studio selbst wird es kein Publikum geben.
![09.02.2025, Berlin: Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, feuert vor dem TV-Duell von ARD und ZDF am Studio CDU-Anhänger an. Hier stellen sich Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Merz im Studio Berlin-Adlershof zentralen Fragen und debattieren zu den wesentlichen Themen des Bundestagswahlkampfs. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++](https://static.express.de/__images/2025/02/09/b3a4bbe2-244a-4530-b35c-59d2b9b8ec63.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=920441d2d2b2d41b67405cb71363f37f)
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Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, feuert vor dem TV-Duell von ARD und ZDF am Studio CDU-Anhängerinnen und -Anhänger an.
In den nächsten zwei Wochen bis zur Wahl am 23. Februar werden die Kanzler- und Spitzenkandidaten in zahlreichen weiteren Fernsehdebatten aufeinandertreffen. Zu einem Novum kommt es nächsten Sonntag (16. Februar): Dann werden Scholz und Merz bei den Privatsendern RTL und ntv in einer Viererrunde auf Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) treffen.
Ursprünglich hatte auch RTL auch ein Zweierformat mit Scholz und Merz geplant, schwenkte dann aber um. Damit gibt es nach jetzigem Stand nur noch ein weiteres Duell zwischen Regierungschef und Oppositionsführer im Fernsehen: Vier Tage vor der Wahl am 19. Februar bei Welt-TV und „Bild.de“. (mit dpa)