Ukraine-KriegPutin zieht wohl 100.000 Soldaten zusammen – und sorgt für schreckliche Befürchtung

Auf diesem vom russischen Verteidigungsministerium am 12. Juli 2023 veröffentlichten Video feuert eine russische Haubitze auf ukrainische Stellungen an einem nicht näher bezeichneten Ort.

Auf diesem vom russischen Verteidigungsministerium am 12. Juli 2023 veröffentlichten Video feuert eine russische Haubitze auf ukrainische Stellungen an einem nicht näher bezeichneten Ort. Laut ukrainischen Angaben plant die russische Armee einen gewaltigen Aufmarsch.

Am Wochenende noch meldete Kyjiw Geländegewinne, Hunderte Quadratkilometer seien seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive zurückerobert worden. Nun berichtet ein Sprecher im Osten des Landes von einem gewaltigen Aufmarsch der russischen Armee.

von Martin Gätke  (mg)

Über 200 Quadratkilometer – so viel haben die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben nach Beginn der Gegenoffensive vor rund zwei Monaten zurückerobern können. Das ist die Fläche von über 29.000 Fußballfeldern. Gleichzeitig hält Russland weiterhin über 100.000 Quadratkilometer besetzt – einschließlich der annektierten Krim.

Mit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive verschärften sich auch die russischen Gegenangriffe, vor allem im Nordosten des Landes. Nun berichtet der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes, Serhiy Cherevaty, dass Putin eine gewaltige Anzahl an Soldaten zusammenzieht.

Ukraine: Russische Armee sammelt mehr als 100.000 Soldaten

Bei Kupjansk und Lyman sammle die russische Armee mehr als 100.000 Soldaten, über 900 Panzer und 370 Raketenwerfer. Das berichtet „The Kyiv Independent“ mit Berufung auf das östliche Militärkommando. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Kupjansk wurde bei der Gegenoffensive der Ukraine in der Oblast Charkiw im September 2022 befreit. Lyman in der Oblast Donezk folgte wenige Wochen später.

Alles zum Thema Wladimir Putin

Bereits seit einer Woche kursieren Gerüchte über eine massive russische Aufrüstung, nun heißt es erstmals von offizieller ukrainischer Seite, dass sie tatsächlich im Gange sei.

Die Regionen gelten als strategisch wichtige Frontabschnitte, nach Angaben des ukrainischen Generalstabs konzentriere Russland „seine Hauptanstrengungen weiterhin auf die Äxte Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marinka“, es würden heftige Gefechte geführt. Nun scheine es so, als würden Putins Generäle einen neuen Vorstoßversuch planen. Auch einige der besten Einheiten seien in die Region verlegt worden, so Cherevaty.

Ukraine: Plant Putin Großoffensive auf Charkiw?

Putins Ziel könne eine Großoffensive auf Charkiw sein, erklärte auch die Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar. Auch Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber seien verlegt worden.

Hier bei unserer Umfrage mitmachen:

Sollte die russische Armee die Stadt angreifen, wären die ukrainischen Streitkräfte dazu gezwungen, Truppen aus anderen Regionen abzuziehen, vor allen Dingen im Süden. Auch dort hat die Ukraine zuletzt Geländegewinne verzeichnen können, vor allen Dingen im Gebiet Saporischschja.

Wie angespannt die Lage für das russische Militär ist, lassen Berichte über zahlreiche Entlassungen und sogar Verhaftungen von Kommandeuren erahnen, die an den Frontabschnitten bei Saporischschja und Bachmut stationiert waren. Sie sollen die Armeeführung offen kritisiert haben, heißt es den unbestätigten Darlegungen zufolge. Das prominenteste Beispiel ist der mittlerweile entlassene russische General Iwan Popow, dessen Einheiten im Gebiet Saporischschja kämpften. Auch er übte harte Kritik.

Einer Analyse des US-Thinktanks „Institute for the Study of War“ zufolge könnte diese Entlassungs- und Verhaftungswelle in Zusammenhang stehen mit einer zurückgehenden Kampfbereitschaft. Auch Soldaten sollen demnach immer wieder damit drohen, Befehle zu verweigern oder wichtige Positionen aufzugeben.