Es scheint, als würde Donald Trump erneut ins Weiße Haus einziehen – ein verurteilter Straftäter. Er führt aktuell in allen entscheidenden Staaten. Kamala Harris und die Demokraten haben keine Antwort auf seinen Hass gefunden. Ist Europa bereit für eine Zeitenwende? Ein Kommentar.
Kommentar zur US-WahlDer Hass siegt! Was Donald Trumps Erfolg für Olaf Scholz bedeutet
Donald Trump ist eben ein Geschäftsmann, ein Verkäufer: Er hat eine sehr klare Vision, die er gut verkauft hat. Ein Versprechen, Amerika in die Vergangenheit zurückzuführen – seine Antwort auf die Zukunftsängste der Wählerinnen und Wähler.
Er will die Zeit zurückdrehen, will die USA so wieder „groß“ machen – und auch wenn viele seiner Argumente auf Lügen fußen, scheinen sie bei den meisten anzukommen.
US-Wahl: Demokraten haben keine Antwort auf den Hass gefunden
Es ist eine sehr einfache Antwort – und vielleicht deshalb so attraktiv. Es sind Versprechen eines Lügners, so wie viele Autokraten auf der ganzen Welt sie geben – und die USA sind bereit, diese Versprechen anzunehmen.
Kamala Harris hat auf diese Ängste der Menschen hingegen keine Antwort gefunden. Die einzige Möglichkeit, Trumps Politik entgegenzuwirken, hätte darin bestanden, eine echte Politik der Zukunft anzubieten. Mehr als nur Lametta und Show. Das haben viele vor allem demokratische Wähler von ihr erhofft – als Biden zurückgetreten war, keimte eine kurze Hoffnung auf. Doch dann verschwand sie.
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Trump hat den Hass wieder attraktiv gemacht, seine Wut fiel bei vielen auf fruchtbaren Boden. Leider haben die Demokraten es versäumt, dem etwas Positives entgegenzusetzen. Stattdessen heißt es bei ihnen: Alles ist gut so wie es ist. Die Demokraten sind zu einer Partei geworden, die den Status quo bewahren will. Doch genau der ist für viele beängstigend.
Statt eine echte Alternative aufzuzeigen, haben sich die Demokraten auf Trump eingeschossen und auf seine Wählerschaft: Hauptsache nicht er. Sie haben Horror-Szenarien aufgemacht, sollte er gewinnen. Es gab eine Tendenz, Trump-Sympathisanten als Rassisten und Fanatiker zu betrachten – doch es ist schwer, Stimmen von Menschen zu gewinnen, die man als Rassisten und Fanatiker bezeichnet. Für viele wirkte das herablassend.
Ist das jetzt der Anfang vom Ende der Schutzmacht USA?
Nun sind es nicht nur viele Demokraten, die in den USA besorgt sind:
- In Europa herrscht Angst darüber, dass ein Präsident Trump aus der NATO aussteigen wird.
- In der Ukraine herrscht Angst darüber, dass die Unterstützung im Kampf gegen Putin versiegen wird.
- In Moldawien und Estland herrscht Sorge darüber, dass Putin ohne US-Engagement auch andere Länder angreifen wird.
- Taiwan ist nervös, dass weniger US-Unterstützung China weiter ermutigt, die Muskeln in der Region spielen zu lassen.
Mit anderen Worten: Die Sicherheitspolitik, seit 1945 Grundlage der Weltordnung, steht auf wackligen Beinen.
Ist das jetzt der Anfang vom Ende der Schutzmacht USA? Ist Deutschland vorbereitet auf eine Zeit, in der die USA das Land nicht mehr selbstverständlich als Partner sehen?
Fest steht: Die Bundesrepublik muss jetzt mehr Verantwortung übernehmen, Kanzler Olaf Scholz wird zu Europas wichtigem Mann, wenn es um die Verteidigung geht. Und gleichzeitig muss er sich auch mit Donald Trump – ob Straftäter oder nicht – um gute Beziehungen bemühen.