Marwa Eldessouky tritt die Nachfolge von Mareile Höppner als Moderatorin des ARD-Magazins „Brisant“ an. Im Interview spricht sie über ihre neue Aufgabe, ihre ägyptischen Wurzeln und Journalismus in Krisenzeiten.
Neue „Brisant“-ModeratorinMarwa Eldessouky im Interview: „Das wünscht sich keine Redaktion“
Bereits in den ersten Minuten des Interviews ist klar: Marwa Eldessouky gehen die Gesprächsthemen offenbar niemals aus. Nicht umsonst nannte ihr Vater sie in jungen Jahren „das kaputte Radio“, scheinbar, lacht sie, habe er ihren „Berufsweg damals schon kommen sehen“. „Ich habe wohl schon als Kind gern viel geredet und kannte weder Punkt noch Komma“, bekennt die in 1983 geborene Moderatorin. Ihre Anfänge machte Eldessouky beim Radio, wo sie nach eigener Aussage schon immer hinwollte. Danach arbeitete sie beim RBB-Fernsehen hinter den Kulissen als Autorin – bis sie gefragt wurde, „ob ich nicht auch mal vor der Kamera stehen möchte“.
Nun steht eine neue Aufgabe für die Berlinerin an: Ab Donnerstag, 1. Dezember, moderiert sie neben Kamilla Senjo das ARD-Boulevardmagazin „Brisant“ (Montag bis Samstag, 17.15 Uhr und 17.30 Uhr, im Ersten). Sie tritt die Nachfolge von Mareile Höppner an. „Diesem Format nun ein neues Gesicht geben zu dürfen, ist aufregend“, freut sie sich. „Es beginnt ein spannendes neues berufliches Kapitel.“ Im Interview spricht Marwa Eldessouky über ihre ägyptischen Wurzeln und verrät, welche Aufgabe einem Boulevardmagazin wie „Brisant“ in Krisenzeiten zukomme
Marwa Eldessouky: Darum nannte ihr Vater sie früher „das kaputte Radio“
Auf Ihrer Homepage steht, dass Ihr Vater Sie als Kind „Das kaputte Radio“ genannt hat. Warum?Marwa Eldessouky: Nun ja, ich habe wohl schon als Kind gern viel geredet und kannte weder Punkt noch Komma. Anscheinend hat mein Vater meinen Berufsweg damals schon kommen sehen. Auch wenn ich schließlich beim Fernsehen gelandet bin.
Also wollten Sie als Kind schon „irgendwas mit Medien“ machen?Eldessouky: Ich wollte schon immer zum Radio. Das war einfach das Größte für mich. Früher habe ich mich immer mit meinem Kassettenrekorder aufgenommen und die Aufnahmen meiner Familie vorgespielt. Und die waren vermutlich hellauf begeistert, mich endlich „mal wieder“ reden zu hören.
„Und wie haben Sie dann den Sprung ins Fernsehen geschafft?“Eldessouky: Ich war damals bei der RBB-Jugendwelle „Fritz“ nicht nur als Radiomoderatorin tätig, sondern auch als Autorin. Und ich merkte immer mehr, dass ich die Geschichten nicht nur erzählen wollte, sondern auch die visuelle Ebene spannend fand. Nachdem ich beim RBB erst hinter der Kamera als Autorin angefangen hatte, wurde ich schließlich gefragt, ob ich nicht auch mal vor der Kamera stehen möchte.
Nachfolgerin von Mareile Höppner im Interview: „Ich bin Berlinerin“
Ihre Eltern kommen aus Ägypten. Was verbinden Sie mit Ihren Wurzeln?Eldessouky: Meine Eltern sind beide in Ägypten geboren, aber unsere Familie lebt schon seit vielen Jahrzehnten in Deutschland. Ich selbst bin in Berlin geboren und hier aufgewachsen. Trotzdem liebe ich die ägyptische Kultur: das Essen, die Filme, die Sprache. Aber wenn ich heute nach Ägypten reise, fühle ich mich eher als Touristin – auch wenn ich eine ganz besondere Verbindung zum Land habe. Nur habe ich eben rund 99,9 Prozent meines Lebens in Deutschland verbracht.
Also sehen Sie Berlin als Ihre Heimat?Eldessouky: Ich bin Berlinerin. Aber für mich ist Heimat mehr als ein Ort. Heimat findet man auch in anderen Menschen. Mit Menschen, die ich liebe, kann ich mich überall zu Hause fühlen.
Sie verrieten unlängst, dass Sie gerne mit dem Rucksack um die Welt reisen würden. Wann ist es soweit?Eldessouky: Ich hatte das Glück, schon sehr viele Orte auf der ganzen Welt zu sehen. Von Japan, über Indonesien und Mexiko bis hin zu Südafrika, Malaysia und Kambodscha – die Liste ist lang, und all das mit dem Rucksack. Zwischendurch wird sich dafür auch in Zukunft immer mal wieder Zeit finden. Aber zurzeit gibt es für mich kein schöneres Ziel, als für „Brisant“ vor der Kamera zu stehen. Nur den Rucksack lasse ich in diesem Fall lieber zu Hause (lacht).
Marwa Eldessouky über ersten Auftrit bei „Brisant“
Warum, glauben Sie, hat man sich für Sie als Mareile Höppners Nachfolgerin entschieden?Eldessouky: Nun ja, es gibt natürlich auch in der ARD-Welt noch viele andere Moderatorinnen und Moderatoren. Ich hoffe, man hat sich für mich entschieden, weil ich so bin, wie ich bin. Meine 14 Jahre Radioerfahrung und meine Erfahrung mit Live-Sendungen waren bei der Entscheidung aber sicherlich nicht unerheblich. Ich habe verschiedene Formate vor der Kamera moderiert, auf dem roten Teppich bei der Berlinale und ähnlichen Veranstaltungen. Zudem bin ich als Autorin tätig und habe schon verschiedene Dokumentationen fürs Fernsehen umgesetzt.
Was bedeutet es für Sie, Teil des „Brisant“-Teams zu sein?Eldessouky: Es gibt mir das Gefühl, dort angekommen zu sein, wo ich immer hinwollte. Diesem Format nun ein neues Gesicht geben zu dürfen, ist aufregend. Ich freue mich auf die Zeit und das ganze Team. Es beginnt ein spannendes neues berufliches Kapitel für mich.
Glauben Sie, dass es für das Publikum eine Umstellung sein wird, weil Mareile Höppner für eine so lange Zeit zu sehen war?Eldessouky: Ich denke, „Brisant“ bleibt „Brisant“. Für viele Zuschauerinnen und Zuschauer mag ich ein neues Gesicht sein, aber schon bald werden sie auch mich kennen. Ich werde das Format auf meine ganz persönliche Art und Weise moderieren. Ich hoffe, dass das beim Publikum ebenso gut ankommt.
„Die aktuelle Krisensituation wünscht sich keine Redaktion“
Energiekrise, Inflation und der Krieg in der Ukraine - die Gesellschaft scheint aktuell aus guten Gründen sehr angespannt. Welche Aufgabe hat eine Sendung wie „Brisant“ in solchen Krisenzeiten?Eldessouky: Ich denke, ein Format wie „Brisant“ ist gerade auch in Krisenzeiten für die Zuschauerinnen und Zuschauer da und berichtet mit vielen Hintergründen und Facetten zu gesprächswertigen und nachrichtlich relevanten Themen. „Brisant“ hat ja täglich eine lange Sendefläche und damit als Magazin-Sendung auch die Zeit, sich Themen in Schwerpunkten zu widmen, Nachrichtenlagen einzuordnen und zu erklären. „Brisant“ ist eben das ganze Leben.
Also liefern Ihre Promigeschichten in diesen schwierigen Zeiten auch ein wenig Eskapismus und Abwechslung?Eldessouky: Das halte ich für etwas zynisch. Die aktuelle Krisensituation wünscht sich keine Redaktion. Aber wenn „Brisant“ mit seiner Verbindung aus Infotainment und Relevanz dem Publikum eine kleine Insel bieten kann, ist das doch eine schöne Sache.
Ist es denn heutzutage für Boulevardmagazine schwer, Exklusivität zu erzeugen, wenn jeder Promi auf Social Media Neuigkeiten aus seinem Leben veröffentlichen kann?Eldessouky: „Brisant“ berichtet nun mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten über die Welt der Stars und Sternchen. Unser Team hat eigene exklusive Kontakte zu den Prominenten. Social Media ist nun als eine neue Quelle für alle dazugekommen. Und wir bieten ja auch weit mehr als Promi-News. Unser Team kuratiert sozusagen täglich das Best-of der Neuigkeiten. Nur die besten Geschichten schaffen es in unser Programm.
Beschäftigen Sie sich privat auch mit der Promi-Welt?Eldessouky: Klar finde ich das auch persönlich spannend. Umso mehr freue ich mich auf meine neue Aufgabe bei „Brisant“ – weil ich mich voll und ganz damit identifizieren kann.
Sie haben in den letzten Jahren auch an Reportagen gearbeitet, in welchen Sie eine syrische Flüchtlingsfamilie begleitet haben. Stehen solche Projekte noch in Aussicht?Eldessouky: Warum nicht? Ich habe ja bis zuletzt auch für „COSMO“ gearbeitet – das internationale und interkulturelle Radioformat des WDR. Doch genau wie die von Ihnen erwähnten Formate moderiere ich auch ganz andere, wie beispielsweise „Der beste Chor im Westen“ oder auf dem roten Teppich zur Premiere des neuen Bond. Ich passe da in keine Schublade.
Man sollte doch Menschen sowieso in keine Schublade stecken, oder?Eldessouky: Auf keinen Fall. Schubladen sind eine tolle Erfindung für Schränke. Für Menschen eher nicht so. (tsch)