„Bares für Rares“Erbstück erzielt Rekord, doch Anwalt hält Kauf für rechtswidrig
Schwerin – „Das macht mich ehrfürchtig. Ich bin geplättet!“ Zuschauer erlebten Moderator Horst Lichter am Mittwochabend auf einmal völlig baff. Kein Wunder!
Vor historischer Kulisse gab es bei „Bares für Rares XXL“ nicht nur einen geschichtsträchtigen Schatz zu bestaunen − das spektakuläre Stück sorgte auch für einen Rekord-Erlös und Tränen bei der ZDF-Händlerin.
Doch genau dieses Stück sorgt nun auch bei einem Rechtsanwalt für Kopfschütteln: Der hält den Deal für rechtswidrig.
Doch von vorn: „Ein Träumchen“ war für Lichter nicht nur die Kulisse von Schloss Schwerin. Auch das antike „Mitbringsel“ von Studentin Stephanie und ihrer Mutter, Krankenschwester Cosima, aus Rülzheim sorgte am vergangenen Mittwoch für große Augen.
Reliquie versetzt alle in Staunen bei „Bares für Rares“
Im Gepäck hatten sie ein 300 Jahre altes pontifikales Brustkreuz mit 40-karätigen Diamanten besetzt. Dazu enthielt das Kreuz drei Holzsplitter aus dem Kreuz Jesu. Eine echte Reliquie! So etwas bekommen die Trödel-Experten auch nicht alle Tage zu sehen.
Expertin Dr. Heide Rezepa-Zabel war auch erstmal platt: „Das ist toll“. Allein der Materialwert wurde von ihr auf rund 17.000 Euro geschätzt. Den Wert des Erbstückes schätzte sie schließlich auf 60.000 bis 80.000 Euro ein.
„Mädels, fallt mir nicht um“, scherzte TV-Koch Lichter als er die ungläubigen Blicke der beiden Verkäuferinnen sah.
Rekord-Preis und Tränen der Freude bei „Bares für Rares“
Und diese sollten bei der anschließend einsetzenden Bieterschlacht nicht enttäuscht werden. Für unfassbare 42.000 Euro ging das Kreuz am Ende an Händlerin Susanne Steiger aus Bornheim bei Köln.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, stammelte sie erstmal. Wen wundert's? Steiger hat das teuerste Stück in der Geschichte von „Bares für Rares“ erworben. „Ihr Glück konnte die 36-Jährige kaum in Worte fassen: „Das ist quasi die Nadel im Heuhaufen. Die habe ich heute Abend hier gefunden. Ich bin wahnsinnig glücklich.“
Reliquienkreuz soll nun ins Museum
Glücklich waren auch Stephanie und Mama Cosima. Auch wenn es nicht 80.000 Euro geworden sind. Mit 42.000 Euro kann Studentin Stephanie beruhigt in die Zukunft starten.
Händlerin Susanne Steiger will das wertvolle Reliquienkreuz nun als Leihgabe einem Museum zur Verfügung stellen. „Es haben sich schon so viele Menschen bei mir gemeldet, die das Kreuz gerne ansehen wollten, dass ich es der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte“, sagte die Juwelierin.
Doch nicht alle finden den Deal gelungen. Auf Facebook waren bereits viele Fans der Meinung, die ZDF-Redaktion habe die Verkäuferinnen zu einem Auktionshaus schicken sollen. Dort hätte es deutlich mehr Geld gegeben, so die Meinung.
„Bares für Rares”: Rechtsanwalt hält den Kauf für rechtswidrig
Ein Rechtsanwalt geht sogar noch weiter: Laut „Der Westen” hält Anwalt Friedemann Ungerer den Kauf gar für rechtswidrig. Der Jurist begründet das mit dem Paragraf 138 im BGB, der sittenwidrige Geschäfte und Wucher definiert.
„Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das jemand unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen”, wird er zitiert.
Angesichts der Unerfahrenheit der Verkäuferinnen sieht Ungerer diesen Tatbestand als gegeben an. Doch es ist fraglich, ob es zu einer Anfechtung des Kaufs kommt.
Kunstschätze und ihre Liebhaber sind hier herzlich willkommen!
„Bares für Rares“ wird seit 2013 im ZDF ausgestrahlt. Moderator Horst Lichter ist der Gastgeber der Trödelsendung, bei der Teilnehmer ihre Antiquitäten, Raritäten und auch Kuriositäten vorstellen und im Idealfall durch einen Verkauf eine schöne Summe mit nach Hause nehmen.
Seit 2013 wird die Sendung, die in Köln produziert wird, im Nachmittagsprogramm des ZDF ausgestrahlt und hat sich zu einem echten Quoten-Garant entwickelt. Von Montag bis Freitag schalten im Durchschnitt drei Millionen TV-Zuschauer ein, wenn es ums Feilschen und Handeln geht.
So läuft die Sendung „Bares für Rares“ ab
Die Kandidaten werden samt ihren Verkaufsobjekten zu einem Experten geschickt, der die Ware überprüft, etwas zur Geschichte erzählen kann und dann einen Schätzwert abgibt, in welchem preislichen Rahmen sich der Verkaufswert befindet.
Liegt diese Summe nah an der preislichen Erwartung der Teilnehmer, bekommen sie von Moderator Lichter die Händlerkarte überreicht. Diese ist die Eintrittskarte in den Raum, in dem sich die Antiquitätenhändler befinden.
Dort stellen sich die Kandidaten samt Gegenstand vor. Ähnlich wie bei einer Versteigerung versuchen die fünf Händler dann, das jeweilige Exponat für sich zu sichern. Das kann dazu führen, dass die Summe unverhofft in die Höhe steigt.
Dann liegt es am Anbieter, ob er die Summe der Händler akzeptiert oder noch feilschen will. Erhält der Höchstbietende den Zuschlag, bezahlt er die Summe in bar an den Verkäufer aus.
Das bisher höchste Gebot
Neben der klassischen Ausgabe wurden auch schon zahlreiche Spezial-Ausgaben produziert. So gab es schon Promi-Ausgaben, Händlerduelle und eine Prime-Time-Show im ZDF, die unter dem Namen „Deutschlands größte Trödelshow“ lief.
Das bisher höchste Gebot lag übrigens bei 90.000 Euro und wurde für ein Mercedes Cabriolet geboten. Doch der Besitzer wollte 5000 Euro mehr – und so kam das Geschäft nicht zustande.
(sp/mg)