Eine historische Bierzapfsäule stand am Donnerstag bei „Bares für Rares“ zum Verkauf. So wie sie war, wäre sie aus hygienischer Sicht nicht nutzbar. Als Deko-Objekt aber machte das Kneipeninventar aus dem Jugendstil aber etwas her.
„Bares für Rares“Expertise ernüchtert: Wunschpreis für Bierzapfsäule weit verfehlt
Ulrich und Enkel Silas glaubten, dass es nicht leicht würde für ihr Mitbringsel bei „Bares für Rares“. „Es gibt eigentlich keinen Markt dafür, deshalb bin ich gespannt, was die Händler sagen“, sinnierte der Opa. Experte Sven Deutschmanek sah das ähnlich ...
Optisch machte die antike Bierzapfsäule etwas her. Aber besaß sie wirklich Verkaufspotential? Sven Deutschmanek nahm das Mitbringsel genau unter die Lupe, um diese Frage zu beantworten. „Ihr habt ein interessantes Gerät mitgebracht, was ich so in der Machart nicht wirklich kenne“, gab Horst Lichter zu. Dass es sich um eine Bierzapfsäule handelte, erkannte er immerhin. „Hat eine Kneipe zugemacht bei euch in der Gegend?“, fragte der Moderator.
Von wegen „Partykeller“: Verkäufer erklären Herkunft ihrer Bierzapfanlage
Ulrich berichtete, dass seine Vorfahren seit 1840 in der Gastronomie tätig waren. 1980 wurde der Betrieb geschlossen. „Die Zapfanlage und die Theke habe ich mitgenommen“, erzählte er. Lichter wollte mehr Infos von seinem „jugendlichen Freund und Leidensgenossen“. „Das ist eine alte Majolika-Zapfsäule“, wusste Sven Deutschmanek. „Der Name kommt aus Italien – so hat man im 15. und 16. Jahrhundert zinnglasierte, farbige Ton- und Steinwaren genannt“, dozierte der Experte.
„Um 1910“, datierte Deutschmanek die Herstellung der Rarität. „Das kann man an der Gestaltung ausmachen, das ist ausgehender Jugendstil“, präzisierte er. Nur der Hersteller war nicht auszumachen. Was am Auto die Figur am Kühlergrill und am Schiff die Galionsfigur war, nannte sich an einer Zapfsäule Aufsatzfigur. Vorbild: Gambrinus, „der König, dem das Bierbrauen zugesprochen wird“, so Sven Deutschmanek.
Der Moderator erkundigte sich nach Beschädigungen. Deutschmanek verwies auf den „Blindstopfen“, der eine kleine Beschädigung hatte. Dazu kamen leichte Chips. Insgesamt aber sei der Gesamtzustand „recht gut“. Der Preiswunsch des Familienduos: 900 Euro. So eine historische Bierzapfsäule würde zwar „sehr imposant“ aussehen, „aber so was ist echt schwierig zu verkaufen“, meinte der Experte. Für eine Nutzung müsse man sie umrüsten, „um den heutigen Hygienestandards zu entsprechen“. Schätzpreis: höchstens 500 Euro.
Im Händlerraum wurden Friedrich Häusser, Julian Schmitz-Avila und Christian Vechtel angelockt. Schmitz-Avila strich fast zärtlich über die Rundungen des Objekts. Kollege Vechtel blieb nüchtern: Aus hygienischen Gründen brauche man neue Schläuche, war er sicher. „Sie haben den Partykeller zu Hause ausgeräumt?“, tippte David Suppes. Der Händler nannte das Mitbringsel „sensationell“. Opa und Enkel verneinten. Die familiäre Kneipe wurde von der Großmutter 1980 geschlossen, so die Erklärung.
Gebot von „Bares für Rares“-Händlerin macht Kollegen fassungslos
„Ihr schönes Objekt wurde leider mal beim Umtrunk vorne an der Stirn leicht beschädigt“, vermutete Julian Schmitz-Avila. „Das ist ein Ansatz für einen dritten Zapfhahn, das ist ein Blindstopfen“, zitierte Enkel Silas korrekt den Experten. Elke Velten wollte den Hersteller wissen. „Es gibt an dem Teil keinerlei Hinweise“, gestand Ulrich. Christian Vechtel fand das zwar „schade“, machte aber dennoch das erste Gebot: 80 Euro
Vechtel und Julian Schmitz-Avila duellierten sich zunächst. Dann stiegen auch die Rivalen David Suppes und Friedrich Häusser ein. Nach der 160-Euro-Marke erkundigte sich Julian Schmitz-Avila nach der Expertise. „Heidewitzka!“, staunte Vechtel über die Schätzung auf 500 Euro. Nach der 200-Euro-Marke stieg auch Elke Velten ein. Sie war die Erste, die im weiteren Verlauf 400 Euro nannte. Schmitz-Avila hatte das nicht kommen sehen. Er nannte fassungslos ihren Namen: „Elke?!“
Christian Vechtels letztes Gebot: „450, dann ist bei mir ...“ Er suchte nach einem Bild. „... der Zapfhahn zu“, schlug Friedrich Häusser als Metapher vor. „Schön“, fand Vechtel den Vergleich. Opa und Enkel verkauften an ihn. David Suppes nahm an, Vechtel wolle mit dem Objekt den eigenen Partykeller dekorieren, doch der sah die Zukunft der Bierzapfsäule eher in seinem Verkaufsraum.
Schmuck übertrifft bei „Bares für Rares“ alle Erwartungen
Einen Gold-Ohrhänger mit Diamantenbesatz wollte Angelika aus Mölln für 300 Euro veräußern. Dr. Heide Rezepa-Zabel empfahl deutlich mehr: bis zu 1.000 Euro! Elke Velten war der Schmuck 900 Euro wert. Die Schwestern Gerda und Irmgard wollten einen Ring aus den 1960er-Jahren veräußern. Für den Schmuck aus 585er-Gold und Edelsteinen erhofften sie sich bis 500 Euro. Dr. Heide Rezepa-Zabel taxierte auf bis zu 700. 530 Euro bezahlte Elke Velten.
Reisesouvenir aus Rom: 18 Medaillons aus Gips, die Dr. Werner auf zwischen 1831 und 1846 datierte, sollten laut Janine 150 Euro einbringen. Die Expertin riet zu 300. Christian Vechtel waren sie 450 Euro wert. „Ein Denkmal der Arbeit“, nannte Dr. Friederike Werner die Bronze des Künstlers Theodor Akkermann. Hanna und ihre Tochter Alena erhofften sich 500 Euro. Die Expertin verdoppelte. Friedrich Häuser erstand das Duo auf dem Granitsockel für 650 Euro. (tsch)