Von Marokko bis Griechenland: Das „Bares für Rares“-Prinzip funktioniert inzwischen auch in zahlreichen anderen Ländern.
„Bares für Rares“ internationalGewusst? In Marokko ist Horst Lichter eine Frau
„Bares für Rares“ ist eine magische Show: Hier werden unscheinbarste Staubfänger qua fachgerechter Expertise zu „Sensationen“. Auch vergeht seit über zehn Jahren kaum eine Folge, in der es sich Moderator Horst Lichter bei aller Gleichförmigkeit nicht nehmen lässt, auch den verstaubtesten Flohmarktfund mit Ausrufen wie „So was hatten wir noch nie!“ abzufeiern.
Die Begeisterung darüber ist ansteckend. Knapp zwei Millionen Menschen schalteten im Jahresdurchschnitt 2024 ein – übrigens auch rekordverdächtig viele Jüngere (fast 20 Prozent Marktanteil waren es in einer April-Ausgabe bei den 14- bis 49-Jährigen). Das sind aufs Nachmittagsniveau heruntergebrochen „Tatort“-artige Quotenverhältnisse.
„Bares für Rares“ läuft in zahlreichen europäischen Ländern erfolgreich
Und auch wenn der Moderator und seine „Bares für Rares“-Mitstreiter das vielleicht nicht gerne hören: Der Erfolg liegt wohl nicht alleine an Lichters altbackenem Charme und aus der Zeit gefallenen Händler-Originalen wie Walter „80-Euro-Waldi“ Lehnertz. Denn inzwischen gibt es zahlreiche internationale Ableger der ZDF-Trödelshow, die zeigen, dass das Konzept der Sendung auch in anderen Ländern einen Nerv trifft. Und das sogar außerhalb Europas.
2023 startete in Marokko auf dem Sender 2M der „Bares für Rares“-Ableger „Akhir Taman“. Moderiert wird die Sendung von der in ihrer Heimat bekannten Schauspielerin Samia Akariou. Damit ist das Format mittlerweile in zehn internationalen Märkten regional umgesetzt worden, in Frankreich („Affaire conclue“, seit 2017), Österreich („Bares für Rares Österreich“, seit 2019) und Großbritannien (“The Bidding Room“, seit 2020) läuft es schon länger erfolgreich.
Weltweit seien von der Show mittlerweile rund 125 Staffeln mit über 7.800 Folgen produziert worden, heißt es in einer Pressemappe der Produktionsfirma Warner Bros. International Television.
Mit Ausnahme des niederländischen Ablegers „Cash Or Trash“, der 2019/20 nur zwei Staffeln lang lief, hat sich das Format also etabliert. Doch woher kommt die Faszination für die Trödelshow? In einem „Focus“-Interview erklärte der Medienpsychologe Jo Groebel 2017 den großen Zuspruch des Formats damit, dass jeder Zuschauer selbst auch alten Trödel besitze und davon träume, „im Keller oder auf dem Speicher einen unentdeckten Schatz zu finden, der ihn reich machen könnte oder zumindest mit einem angenehmen Geldbetrag versehen könnte.“
Tragen bescheidene Besitzer zum Erfolg von „Bares für Rares“ bei?
Aber auch die Fragen nach der Authentizität der mitgebrachten Stücke und deren Wert baue „gegenüber den meist bescheidenen (Noch-)Besitzern Sympathie und Mitfiebern auf“, so Groebel.
Vielleicht erklärt sich der Erfolg des Formats aber auch durch das Gefühl, dass dank der mitgebrachten, sorgfältig bewerteten Antiquitäten die Zeit stillzustehen scheint. Trödeln kann schließlich ja auch bedeuten, sich Zeit zu nehmen.
Und das hektische Alltagsrascheln, die moderne Wegwerfmentalität haben in diesem Format definitiv keinen Platz. Die Dinge um uns herum richtig wertzuschätzen, auch das könnte ein Grund für den länderübergreifenden Erfolg von „Bares für Rares“ und seiner Ableger sein. Sorry, Horst! (tsch)