„This is my life“, verspricht Andreas (58) zum Auftakt des „Perfekten Dinners“ (Vox) in und um Würzburg. Damit meint er keine Rockhymne, sondern zum Beispiel „Schwäbisches aus dem Main“. „Vielleicht Sushi?“, mutmaßt Nadine (43). Ach was: Maultaschen! Auch serviert wird eine Lebensgeschichte, die es in sich hat.
„Das perfekte Dinner“Blick in den Flur bringt Andreas’ Vergangenheit ans Licht
Er deutet es nur an, aber im malerischen Kitzingen lebt Andreas inmitten von Weinbergen sein „zweites“ und vielleicht eigentliches Leben. Mit Partner Volker wohnt er in einem geschmackvollen Apartment direkt am Main.
Der Partner sei „der Urheber des Problems“, so Andreas zum Auftakt der „Das perfekte Dinner“-Woche in und um Würzburg: „Weil ich immer als kleiner Klugscheißer vom Sofa aus zugeschaut habe, hat er mich irgendwann angemeldet.“
„Das perfekte Dinner“: Blick in den Flur zeigt Wahrheit über Andreas’ Leben
Nur eine Fotogalerie im Flur erinnert an Andreas’ Zeit als Familienvater mit zwei Kindern. Was dazwischen lag, verschweigt er dezent, schließlich sollen hier die Kochlöffel sprechen. Was er nur verrät, ist seine Leidenschaft für den Eurovision Song Contest („In diesem Jahr schaue ich ihn zum 50. Mal“) und das Skifahren.
Dazu ist er inzwischen Opa und seiner Familie herzlich zugetan. Davon zeugt unter anderem ein von seinen Kindern geschenktes Schneidebrett mit handgebranntem Schriftzug „Das perfekte Dinner by Andi.“ Darauf entstehen unter dem Motto „Herzlich willkommen – This is my life“ drei Gänge:
- Vorspeise: Schwäbisches aus dem Main
- Hauptspeise: Verwöhnter Vogel trifft Strudel
- Nachspeise: Cheesecake Challenge
Doch wer wird sich Andreas’ handgemachte Maultaschen mit Hechtfüllung in klarer Fischbrühe, das Perlhuhn mit Kürbisstrudel und Petersilienpüree sowie zweierlei Käsekuchen munden lassen? Wie „Warten aufs Christkind und das gleich viermal“, sei es, kribbelt es bei „Andi“ kurz vor Ankunft der Gäste. Doch das Eis, wenn überhaupt vorhanden, bricht gleich beim Aperitif: Keiner möchte ihn ohne Alkohol, und alle mögen Fleisch: „Auf die Franken ist Verlass“, freut sich der Gastgeber.
Auch Gilli (45) gefällt die muntere Runde: „Wenn ich mich auf ein Pferd setze, weiß ich nach fünf Minuten, ob es passt oder nicht. Hier ist das auch der Fall.“ Ihren rustikalen Humor kann die Chefin eines Reitstalls auch gleich beweisen: „Sieht aus wie ein Rektal-Handschuh“, kommentiert sie die Spritztüte, mit der Andreas filigrane Baisertupfen für das Dessert produziert. „Wenn das Niveau erst mal unten ist, geht’s richtig los“, zeigt sich auch er mit der Stimmung zufrieden.
Was er innerhalb von drei Gängen produziert, ist überaus beeindruckend: Sorgfältiges Mis-en-place („ganz wichtig“), herrliche Dekos und spannende Kombination – von mit Eiweiß geklärtem Fischfonds mit Gemüseeinlage in Sternform über selbstgebackenes Baguette und marinierter Perlhuhnbrust bis hin zu „dekonstruiertem“, in seine Einzelteile zerlegtem Cheesecake mit selbst gebasteltem Schokogitter, serviert auf „puderzuckersublimierter“ Schiefertafel: Das gibt zum Auftakt in Kitzingen satte 34 Punkte.
„Wie sollen wir das nur toppen?“, fragt Pferdezüchterin Gilli ehrfürchtig. Denn nur mühsam findet die Runde Winzigkeiten zum Kritisieren: „Vielleicht war das Pflaumenkompott unter dem Cheesecake ein kleines bisschen sauer ...“ (tsch)