Tränen, Gelächter, Rülpser. Die Gefühle brachen sich an Tag 12 im RTL-Dschungelcamp intensiv und lautstark ihre Bahn durchs australische Gehölz. Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt war alles geboten. Und am Ende gab's abermals eine Riesenüberraschung, weil ein Favorit gehen musste.
„Das ist abscheulich – du solltest dich schämen!“Dschungel-Star bekommt einen Einlauf
„Fake“ war eines der prägendsten Worte am zwölften Tag bei „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ (RTL). Erst im Dschungelcamp, als der zuvor maunzende „Löwe“ Maurice Dziwak doch noch mal wild wurde. Und dann, nachdem Sam Dylan (nicht nur zu seiner Überraschung) vom Publikum rausgewählt wurde. Bei Instagram war von Fake, Schiebung und Manipulation die erzürnte Rede. „Fakt“ ist aber: Nicht die am Vortag „geschonten“ „Vielleicht“-Kandidaten Edith und Maurice mussten gehen, sondern der lange als Geheimfavorit gehandelte Sam. Karma wirkt auch mit Verzögerung. Deshalb sollte sich Maurice schon mal warm anziehen für morgen.
Der selbsternannte „Löwe“ war sinnbildlich für die mentale Achterbahnfahrt, die die Kandidaten und Kandidatinnen nach bald zwei Wochen im Dschungel durchmachen: erst die dicke Lippe riskiert, dann ein jammerndes Häufchen selbstmitleidiges Elend, dann angestrengt grübelnd und am Ende garstig geifernd. Vor allem, als er greinend sein eigenes hartes Schicksal beweinte (den Umstand, dass er gestern die zweitwenigsten Anrufe erhalten hatte), wollte man ihm zurufen: „Maurice, heul leise!“ Aber wo ist Elyas M'Barek, wenn man ihn wirklich braucht?
Maurice hadert über fehlende Fanliebe: „Was stimmt nicht mit mir?“
Maurice war erst, gemeinsam mit Edith, der Held. Beide erkämpften die Rückkehr der Luxusartikel.
Da durfte Maurice endlich seinen Stoffhasen Schnuffel an die dschungelmuffelige Wange drücken, Edith und Lilly ihre Zigaretten inhalieren, und Timur beweinte gerührt das Wiedersehen mit dem Familienfoto und tröpfelte ein paar Tränen in den Tümpel.
Sam setzte sich (inklusive Schritt und Mund!) und das Camp unter Parfümduft und nutzte dann die seiner Meinung nach „beste Erfindung der Menschheit“ - das Make-up. Da konnte sich Jörg eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen: „Pass auf, dass das eine Töpfchen nicht wieder rausfällt.“
Dann aber Vorhang auf für den angeschossenen Löwen. Maurice war ganz tief im Jammertal: die zweitwenigsten Stimmen, so gut wie raus. Eine Welt brach zusammen. „Bruder, das ist vorbei“, raunte er Jörg zu. „Wäre ich doch lieber zu Hause geblieben. Ich habe jetzt ein noch größeres schlechtes Gewissen wegen zu Hause, ich hab doch versprochen 'Papa gewinnt'.“ Und er greinte, jammerte immer weiter: „Anscheinend reiche ich den Zuschauern nicht. Was stimmt den nicht mit mir?“
„Ich bin doch hier nicht zum Spaß reingegangen. Es war immer mein absoluter Traum, hier zu sein, dass ich irgendwann über die Brücke gelaufen wäre mit Feuerwerk und Jan und Sonja warten auf mich.“ Das war dann aber schon bezeichnend. Denn letztlich hatte das sensible Maunzi einfach nur Angst davor, auszuscheiden und den Sieg (und die Kohle) zu verpassen.
Sahen auch zahlreiche User in den Sozialen Netzwerken so: „Er suhlt sich in diesem 'Vielleicht', als würde die Welt enden, wenn er das Camp nicht als Sieger verlässt“, schrieb einer bei X. Ein anderer ist der Meinung: „Davon auszugehen, zu gewinnen beziehungsweise schon vorher von der Dschungelkrone zu sprechen, macht leider unsympathisch. Jetzt hat er sich den Sieg erst recht verspielt.“
Frauenpower: Lilly Becker und Edith Stehfest holen vier Sterne
Deutlich zäher waren die Frauen im Camp, die zuvor eine von Pierre Sanoussi-Bliss losgetretene und fremdschämige Wortstamm-Diskussion über sich ergehen lassen mussten, wonach alle Herren herrlich und alle Damen dämlich seien. „Mit dem Spruch hat sich Pierre ein Eigentor geschossen“, glaubte Timur.
„Ironie hat auch etwas mit der Intelligenz zu tun“, hielt Pierre an seinem vermeintlichen Hochkultur-Kalauer fest. Jedenfalls holten Edith und (vor allem) Lilly vier Sterne in der widerlichen „Dinnieren oder blamieren“-Dschungelprüfung. „Wir geben nicht auf! Kämpfen bis zum Schluss - 100-prozentig“, schworen sie sich schon vorher ein - und hielten Wort. Bei der Essensprüfung warteten ein paar Quizfragen, vor allem aber eine prall gefüllte Ekel-Speisekarte mit Saudarm, australischem Sandwurm, Rinderhirn, Krokodilherz, Lammmagen, Schweinezunge und noch Schlimmerem.
Zwei Sterne holten die beiden unter großem Geörkse und Gestöhn gemeinsam, dann angelte sich Lilly drei halbe und am Ende Edith noch einen halben, machte insgesamt vier. „Ihr seid wahre Helden“, lobte Moderatorin Sonja Zietlow. Und so zogen die Ladys stolz gen Camp und Lilly röhrte gewaltige Rülpser durchs Gehölz, um vom Triumph zu künden.
Maurice Dziwak weint: Muss er als nächster den Dschungel verlassen?
Den Rest der Sendung gestaltete genaugenommen Timur Ülker. Einmal im Solo, als er die gewohnt enervierende Kochsession von Edith mit einem spontanen Oben-Ohne-Kellnerservice bereicherte, und dann zweimal als Duo-Partner. Erst knackte er mit Alessia (als Werferin) beim „Dschungel-Pong“ die Schatzkiste. Die öffnete sich, nachdem die entscheidende Frage „Wie viele Seiten hat ein gewöhnlicher Spielwürfel?“ von allen Campern richtig (sechs) beantwortet wurde - auch wenn Alessia gleich mal forsch „Neun“ in den Raum geworfen hatte.
Tja. Und dann machte Timur einen Fehler. Er wollte den immer noch bettvorlegerhaft am Boden zerstörten Maurice trösten und motivieren - und erzählte ihm die Geschichte von der eigenen Tochter, die krank zur Welt kam, weshalb auch Timur und seine Frau gezweifelt hätten, sich dann aber zum Kämpfen entschieden - und gewonnen hätten. Es war eine Metapher, die Maurice Mut machen sollte. Nur blöd, dass Maurice mittlerweile überall Dämonen sah. Und: Fake!
Timur Ülker bändigt den Löwen: „Du solltest dich schämen“
Timur habe die Geschichte nur erzählt, um den Fokus auf sich zu lenken, also aus Berechnung, Scheinheiligkeit und um sich, auf Kosten des aufrecht leidenden Maurice, in der Vordergrund zu spielen. „Ich könnt kotzen“, steigerte sich Maurice in seine Fantasien hinein, kam nicht mal im Ansatz auf die Idee, dass es Timur einfach nur um eine nette Geste gegenüber einem traurigen Camp-Kumpel hätten gehen können.
Als es zur Aussprache kam und Maurice Timur seine trüben Gedanken mittelte, fiel der GZSZ-Mann aus allen Wolken. „So was zu sagen, so was zu denken, ist abscheulich, du solltest dich schämen, das ist krank und total bescheuert.“ Timur bot dem Löwen die Stirn und ließ ihn stehen wie ein patschnasses Kätzchen im tropischen Gewitter.
Erst Yeliz Koc, dann Sam Dylan: Die populärsten Realitystars sind raus!
Aber nicht mit Maurice. Der fühlte sich in seinen Theorien nach Timurs Schelte nur noch bestätigt. „Ich bin vielleicht nicht der Schlauste wie Außenminister Pistorius, aber Menschenkenntnis kann ich.“ Am Rande: Pistorius ist Verteidigungsminister.
„Hör auf meine Worte“, gab Maurice dann noch bedeutungsschwanger zum Besten und ergänzte: „Ich geh erst mal aufs Klo.“
Kurz danach war Sam raus und damit der - nach der bereits ausgeschiedenen Yeliz - Realitystar mit den meisten Instagram-Followern. Es gibt also noch Hoffnung. Oder Fake. (tsch)