„Embryonenspende“ARD-Doku zeigt, wie ein fast unmöglicher Kinderwunsch doch noch wahr wurde

Susanne versucht sich mit der Embryonenspende ihren Kinderwunsch zu erfüllen. (Bild: BR / Johanna Söt)

Susanne versucht sich mit der Embryonenspende ihren Kinderwunsch zu erfüllen. (Bild: BR / Johanna Söt)

In der ARD-Doku „Ein Baby durch Embryonenspende: Der letzte Versuch“ kämpft Susanne für ihren großen Traum, ein Kind zu bekommen. Nach zahlreichen Rückschlägen und trotz schwieriger Umstände nimmt sie mit ihrem Mann Ibrahim die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf ihre emotionale Reise.

„Man will jedes Mal, dass es der letzte Versuch ist, dass es klappt“, beginnt Susanne in der ARD-Doku „Ein Baby durch Embryonenspende“ (abrufbar in der Mediathek) ihre emotionale Geschichte. Mit ihrem Mann Ibrahim ist sie seit zehn Jahren zusammen, seit „fünf, sechs Jahren“ versuchen sie ein Kind zu bekommen, wie Ibrahim erzählt. Bislang erfolglos.

Dabei musste das Paar schon zahlreiche Schicksalsschläge verkraften. Vor einigen Jahren war Susanne schwanger. „Unverhofft“, wie sie zu Protokoll gibt. Sie behielt es zunächst für sich und wollte ihren Mann mit der schönen Nachricht überraschen. „Dann kam aber alles anders.“

Endometriose und verfrühte Wechseljahre: Die Embryonenspende als letzte Hoffnung

„Ich habe dann auch schon gemerkt, irgendwas ist nicht richtig. Ich habe dann auch sehr, sehr schnell Schmerzen bekommen, sehr starke Schmerzen“, erinnert sich Susanne. Bei einer Untersuchung kam schließlich heraus, dass es sich um eine Eileiter-Schwangerschaft handelte. Aufgrund von Lebensgefahr musste ihr ein Eileiter entfernt und das Baby nach sieben Wochen rausgeholt werden. Die schlechten Nachrichten rissen damit aber nicht ab.

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Bei Susanne wurde Endometriose diagnostiziert, eine entzündliche Krankheit der Gebärmutter. Dazu kam Susanne auch noch verfrüht in die Wechseljahre. Eine natürliche Schwangerschaft: für Susanne nahezu unmöglich. Da das Paar auch für eine Adaption nicht infrage kommt, suchten sie nach Methoden der künstlichen Befruchtung. „Grob überschlagen haben wir mit Sicherheit 40.000 Euro plus für diesen Wunsch investiert“, verrät Susanne - über Jahre hinweg ohne Erfolg. Im Internet stieß sie auf ihre letzte Hoffnung: eine Embryonenspende.

Die Embryonenspende ist eine legale Methode, die viele in Deutschland gar nicht kennen. Dabei werden Embryos von einem Paar an ein anderes gespendet. Das Spenderpaar hat selbst eine künstliche Befruchtung abgeschlossen, bei der eingefrorene, befruchtete Eizellen übrig geblieben sind, die gespendet werden können. Der Embryo wird dann in die Frau eingesetzt.

Bei ihrem Kinderwunsch musste Susanne viele Schicksalsschläge verkraften. (Bild: BR / Johanna Söth)

Bei ihrem Kinderwunsch musste Susanne viele Schicksalsschläge verkraften. (Bild: BR / Johanna Söth)

Zunächst ist sich Susanne allerdings unsicher - denn bei der Methode würden sowohl von ihr als auch von Ibrahim die Gene fehlen. In ihrer Verzweiflung entscheiden sie sich es zu probieren. „Das ist der letzte Versuch. Wenn das jetzt nicht klappt, dann ist's vorbei“, beschließt Susanne, die enorm unter der psychischen Belastung leidet. Als der Anruf kommt, dass der Embryo aufgetaut und bereit ist, bekommt Susanne Gänsehaut. Der Moment der Wahrheit naht.

„Solange die Kraft da ist, werden wir nicht aufgeben“

900 Euro muss das Paar für die Behandlung bezahlen. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Wie Ärztin Dr. Ines Göhring erklärt, ist das auch für die spendenden Eltern nicht leicht, immerhin wächst irgendwo ein Geschwisterchen ihres Kindes auf und sie wissen nicht, wie es ihm dort geht. „Das müssen die sich schon gut überlegen, aber es ist natürlich eine wunderbare Sache, weil man damit wirklich auch ganz viel helfen kann.“

Das Einsetzen des Embryos dauert nicht mal eine Minute. Jetzt muss sich der Embryo einnisten - und Susanne gedulden. Dr. Ines Göhring versprüht Optimismus: Auch trotz der schwierigen Vorgeschichte von Susanne habe sie „eine richtig gute Chance“. Denn der Embryo sei bei dem Verfahren das Entscheidende.

Acht Tage später ist eine nervöse Susanne zu sehen, die gerade den Schwangerschaftstest absolviert hat. „Mir ist schlecht“, gesteht sie, bevor sie sich das Ergebnis ansieht. Dann folgt die Ernüchterung: Der Test ist negativ. Daran ändert sich auch die nächsten Tage nichts. „Ich weiß nicht, wie viele Schwangerschaftstests ich in meinem Leben schon in der Hand hatte“, erzählt Susanne, dass es immer wehtun würde, aber „solange die Kraft da ist, werden wir nicht aufgeben“.

Fünf Wochen später führt Susanne den nächsten Schwangerschaftstest durch - wieder ist der eingesetzte Embryo vom selben Spenderpaar. „Das ist jetzt erst mal der letzte Versuch für die nächste Zeit“, teilt Susanne mit. Diesmal lässt sie ihre mögliche Schwangerschaft ärztlich prüfen. Während der Wartezeit denkt sie auch über eine Suchanzeige in den sozialen Medien nach, um die Spendereltern kennenzulernen - sollte der Eingriff diesmal erfolgreich gewesen sein. Wenig später ist das Ergebnis da.

„Ich habe den Kleinen angeschaut und habe geweint, wie ein kleines Kind“

Susanne fährt ein Lächeln ins Gesicht - dann bricht sie in Tränen aus. Sie ist schwanger. Der Traum von einem Kind ist plötzlich wieder ganz nah. Am Ende der hoffnungsvollen Reise ist das Paar allerdings noch nicht. Ein paar Wochen später klagt Susanne über Schmerzen, es ist Blut im Urin. Beim Ultraschall kommt es dann zu einer großen Überraschung: Der Embryo hat sich gespalten - beide sind intakt. „Es werden vielleicht sogar noch Zwillinge“, berichtet Susanne erleichtert.

Bei einem empfohlenen Experten geht es mit der Achterbahnfahrt der Gefühle weiter. „Schwanger sein ist dann nicht gleich immer nur schwanger sein, also man muss auch schwanger bleiben“, weiß Susanne. Schließlich hat der Experte eine gute und eine schlechte Nachricht: Einen Herzschlag kann er erkennen, der andere jedoch bleibt aus. „Ich habe mich so auf Zwillinge gefreut“, muss Susanne einen Rückschlag verkraften, sieht aber auch das Positive. Denn dem anderen Kind geht es gut.

Wochen vergehen, das Baby wächst. Es wird ein Junge, erfährt das Paar und bereitet über die Monate alles vor. Jetzt muss der Kleine nur noch kommen. Der lässt allerdings auf sich warten. Susanne und Ibrahim entscheiden sich für einen Kaiserschnitt. „Dann ging eigentlich alles schnell, das Tuch wurde nach oben gemacht und dann habe ich den Kleinen angeschaut und habe geweint, wie ein kleines Kind“, erzählt die glückliche Mutter von dem Moment. Sie habe nichts mehr um sich herum wahrgenommen. „Das war halt einfach so viel. So viel. Und der Wunsch und dass er dann vor dir liegt und so ein hübscher Junge dann auch noch ist, damit hat gar keiner gerechnet.“

„Das ganze Leben hat sich verändert“, erzählt Susanne nach einiger Zeit. „Es ist anstrengend, manchmal sehr, sehr anstrengend, aber wiederum wunderschön.“ Nach ihrem erfüllten Traum in einer fast schon aussichtslosen Situation möchte das Paar ein Aufklärungsbuch zum Thema Embryonenspende verfassen. Denn mehr Leute sollen über diese vorhandene Möglichkeit erfahren, damit mehr Kinderwünsche erfüllt werden können. So wie bei Susanne und Ibrahim. (tsch)