Markus Lanz und Richard David Precht haben sich in ihrem Podcast „Lanz & Precht“ über die aktuelle innenpolitische Lage in den USA unterhalten. Dabei wählte vor allem der Philosoph deutliche Worte und bezeichnete den dortigen Staats-Umbau als „Experiment, das in der Weltgeschichte völlig neu ist“.
„Grusel-Vorstellung“Precht wählt krassen Vergleich für Trump-Situation in den USA

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Richard David Precht (links) hat sich mit Markus Lanz über die innenpolitische Lage in den USA unterhalten.
„Wir haben das Weltbild: Wir sind der gute, freiheitliche, liberale Westen.“ Richard David Precht wirft zu Beginn der neusten Folge seines Podcasts „Lanz & Precht“ im Gespräch mit Markus Lanz die Frage auf: „Kann man noch irgendwie überhaupt sagen: Wir sind die Guten?“ Was der bekannte Philosoph vor allem meint: die aktuelle innenpolitische Lage in den USA. Das, was US-Präsident Donald Trump dort aktuell vorantreibe, sei eine „Kultur-Revolution“.
„Das ist der Versuch, eine ganz andere Art von Staat zu erfinden“, glaubt Precht. Bei der neuen DOGE-Behörde um Tech-Milliardär Elon Musk gehe nicht nur um Entbürokratisierung, sondern vor allem „um eine andere Herrschaftsform“.
Lanz & Precht: Netflix-Vergleich lässt aufhorchen
Seiner Meinung nach sei der Westen, in erster Linie die USA, gerade dabei, die eigenen Systeme völlig umzubauen. „Und wir haben noch überhaupt gar nicht begriffen, was da gerade eigentlich passiert.“
Da kann Markus Lanz nur zustimmen. „Ich gestehe, ich habe es ansatzweise verstanden. Ich hatte so ein Gefühl dafür, aber ich habe es nicht wirklich begriffen“, gibt der Moderator zu. Er habe das Gefühl, in den USA entstehe gerade „so ein komischer Führer-Kult“. Lanz weiter: „Das fühlt sich für jemanden, der in Deutschland lebt, sehr, sehr seltsam an.“
Gestandene Beamte hätten in den USA aktuell Angst, dass jederzeit eine Einladung zu einem Zoom-Interview kommen könnte, bei dem sie von teilweise 19- bis 23-jährigen DOGE-Mitarbeitern mit ausgeschalteter Kamera über ihre Arbeit ausgefragt werden würden. 20-Jährige, die 60-Jährige nach ihrer Lebensleistung beurteilen, obwohl sie sich deren Berufsleben nicht einmal vorstellen können - das sei laut Richard David Precht eine „Grusel-Vorstellung“.
Er vergleicht dieses Szenario mit „einer völlig irren Netflix-Serie“, über die vor zehn Jahren jeder gesagt hätte: „Geile Serie, aber weit von der Realität entfernt.“ Doch genau das würde gerade zur Realität werden.
„Ich glaube tatsächlich, dass der Umbau, der hier in den Vereinigten Staaten gerade vor sich geht, ein historisches Ausmaß hat“, sagt der Schriftsteller. Es vollziehe sich ein Experiment, „das auf diese Art und Weise in der Weltgeschichte völlig neu ist“. Es sei „der feuchte Traum des Kapitalismus“, ergänzt Precht, „dass man ein riesiges Land führen kann wie ein Unternehmen“. (tsch)