Jan Fedder, über Jahrzehnte Star des „Großstadtreviers“, wäre am 14. Januar 70 Jahre alt geworden. Ende 2024 erschien zum fünften Todestag des kantigen Nordlichts ein neuer Porträtfilm. Wer ihn sieht, vergießt nicht nur wie Fedders Freunde im Film Tränen. Man versteht auch, warum der Mann fehlt.
„Jan Fedder - unvergessen“Film zeigt, wie schmerzlich Deutschlands letzter Volksschauspieler vielen fehlt
„Jan hasste Silvester“, verrät Jan Fedders Witwe Marion im Dokumentarfilm „Jan Fedder - unvergessen“ (ARD Mediathek). Deshalb, so vermutet die Partnerin des Volksschauspielers, habe er sich wohl auch einen Tag vor dem Jahresende 2019 aus dem Staub gemacht.
Jan Fedder, natürlich geboren und gestorben in Hamburg, verließ seinen irdischen Körper am 30. Dezember 2019.
Jan Fedder: Zu seinem Grab pilgern pro Tag an die 100 Menschen
Zu seinem Grab auf Europas größtem Friedhof im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf pilgern wohl pro Tag an die 100 Menschen.
Einen wie ihn - wild, herzlich und maximal geradeaus - wird es wohl nicht mehr geben, sagen die Menschen im Norden und auch anderswo. Weil sie so denken, nannte man Fedder schon zu Lebzeiten den vielleicht letzten Volksschauspieler Deutschlands. Am 14. Januar wäre er 70 Jahre alt geworden.
Wie sehr der Star aus nordischen Langzeitserien wie „Großstadtrevier“ oder „Neues aus Büttenwarder“ vermisst wird, zeigt sich in bewegenden Interviews mit Wegbegleitern und jahrzehntelangen Freunden des Schauspiel-Originals.
Neben kultigen Spielszenen und Nonfiction-Alltagsbeobachtungen Fedders kommen ausführlich zu Wort: Marion Fedder, sein enger Freund Tim Mälzer sowie viele weitere Prominente wie Axel Milberg, Bettina Tietjen, Claude-Oliver Rudolph, Michaela May, Carlo von Tiedemann, Maria Ketikidou oder Peter Jordan.
Seit 30. Dezember 2024 kann man den stimmungsvollen Collage- und Interviewfilm von Antje Althoff und Leonie Kampmeyer zwölf Monate lang der ARD Mediathek abrufen. Unbedingt ansehen!
Jan Fedders Leben war eine große Inszenierung des Authentischen. Denn zwischen Fedder, dem Typen, und Fedder, dem Schauspieler, gab es kaum einen Unterschied. Das behaupten Menschen, die ihm sehr nahestanden. Ist es nicht genau das, was einen Volksschauspieler auszeichnet: ein Typ, mit dem man sich identifizieren kann und der andersherum die Menschen kennt und liebt?
Trotzt Krebserkrankung: Jan Fedder drehte bis kurz vor seinem Tod
Harte Schale, weicher Kern - so wird der Sohn eines St. Paulianer Kneipenbesitzers und einer Tänzerin beschrieben. Das Leben genoss er in vollen Zügen. Fedder gestaltete Tage und Nächte alles andere als gesund. Er litt ab 2012 an Krebs und anderen Krankheiten. Trotzdem drehte er bis kurz vor seinem Tod.
Schauspielerin Saskia Fischer, die im „Großstadtrevier“ seine Chefin spielte, erinnert sich im Film unter Tränen an ihren letzten Dreh mit Jan Fedder, bei dem er vor Schwäche kaum noch aufrecht sitzen konnte.
„Dann hör doch bitte auf, Jan“, sagte sie ihm in diesem Moment so oder so ähnlich. Doch der Dreh war sein Lebenselixier. Jener Moment, in denen er ein anderer war. Einer, der im Drehbuch stand. Jemand, ihm sehr ähnlich, aber eben nicht sterbenskrank.
Auch Fedders Beerdigung war noch einmal eine große Hamburg-Schau. Sein Leichenwagen mit Sarg wurde über die Reeperbahn gezogen, so hatte er sich das gewünscht. Im Michel, seiner Kirche, in der er schon als Junge über viele Jahre die Weihnachtsgeschichte vorgelesen hatte, wurde Deep Purple gespielt.
Jan Fedder war Macho, Rockfan und sogar mal Balletttänzer, wohl aus dem Erbe der Mutter heraus. In seiner Ballettschule, wo er als Kind hart trainierte, gingen auch Schauspieler ein und aus. Der kleine Jan Fedder beobachtete, dass die viel weniger hart arbeiteten und dafür öfter mal was tranken - damit war seine Entscheidung für den Berufswechsel gefallen. Fedder spielte schon als Schüler in Filmen mit, seinen ersten Schauspielunterricht erhielt er mit 13 Jahren.
Gedenkveranstaltung in der Kneipe
Als er etwas älter wurde, war der langhaarige Hamburger während der 70er auf eher schmutzige Rollen festgelegt: Er spielte Rocker, Kleinkriminelle und Drogensüchtige. Anfang der 80-er castete ihn Wolfgang Peterson für seinen Klassiker „Das Boot“. Etwa um diese Zeit drehte er auch mit Götz George einen frühen Schimanksi-„Tatort“.
Auch davon gibt es Ausschnitte im Film. Fedders bekannteste Rolle war allerdings die des Kiez-Polizisten Dirk Matthies im „Großstadtrevier“. Darin sorgte er mehr als 25 Jahre lang für Recht und Ordnung auf St. Pauli, seinem Stadtteil. Fast ebenso lang war Fedder der ausgefuchste Bauer Kurt Brakelmann in der NDR-Kultserie „Neues aus Büttenwarder“.
Dass er auch ernstere Stoffe stemmen konnte, bewies Jan Fedder im Filmdrama „Der Mann im Strom“. Für die 2006 entstandene Verfilmung des gleichnamigen Siegfried Lenz-Romans erhielt der Schauspieler einen Deutschen Fernsehpreis. Mit 64 Jahren ist er nach langer Krankheit gestorben.
Fünf Jahre ist Jan Feder nun schon nicht mehr da. Der Film „Jan Fedder - unvergessen“ erinnert an ihn, zeigt aber auch schmerzlich, wie sehr er vielen fehlt. Zum 70. Geburtstag hat ihm seine Witwe einen Song geschrieben: „Jan Fedder rockt den Himmel“ heißt die Hymne, die Marion Fedder zusammen mit dem Orchester der Hamburger Polizei und Musiker Ole Feddersen produziert hat. Am 14. und 15, Januar findet eine Gedenkveranstaltung statt, in der dieser und andere Songs live gespielt und Lesungen zu Jan Fedders Leben gehalten werden. Marion Fedder moderiert die beiden bereits ausverkauften Abende selbst. Ach ja, wo sie stattfinden? Natürlich in einer Kneipe auf der Reeperbahn: „Zur Ritze“ lautet ihr Name. (tsch)