Er nannte sie „alte Schachtel“ und wollte sie „fertigmachen“. Als bei „Kitchen Impossible“-Herausforderin Monika Fuchs allerdings die Tränen flossen, wurde Tim Mälzer rot vor Scham. Die 83-jährige Autodidaktin gewann dann auch nicht das Duell – dafür aber sämtliche Sympathien.
„Kitchen Impossible“Tim Mälzer macht 83-jährige YouTuberin fertig – dann schämt er sich
Erfolgsverwöhnte Sternegastronomen in seine Sendung locken – und ihnen dann in fremden Küchen klarmachen, wer der Meister des improvisierten Kochens in Deutschland ist. So in etwa lautet Tim Mälzers Genussrezept für seine Vox-Reihe „Kitchen Impossible“.
Unzählige Top-Chefs haben sich der undankbaren Aufgabe gestellt – doch einen Gast wie Monika Fuchs hat Mälzer in der Geschichte der Sendung noch nie begrüßt.
„Kitchen Impossible“ (Vox): Tim Mälzer gegen 83-jährige YouTuberin
Die 83-jährige Hanseatin ist nicht nur Mälzers älteste und vermutlich auch liebenswerteste Herausforderin bisher. Sie ist auch die Erste, die keine gelernte Köchin ist, sondern spät berufene Autodidaktin. Erst mit 52 Jahren kündigte Monika Fuchs ihren Job als Journalistin und machte eine Catering-Agentur auf.
2015 eröffnete sie ein Wohnzimmer-Restaurant in Hamburg-Eppendorf. Alles an Einnahmen, das über die Kostendeckung hinausgeht, spendet sie einer Kinderkrebsstiftung. Seit drei Jahren hat die langjährige Weltenbummlerin auch noch ihren eigenen YouTube-Kanal: „Monika Fuchs kocht“. Mehr Sympathiefaktor geht nicht.
Ärger über Tim Mälzer: „Er missbraucht mein Vertrauen“
„Wer sie nicht liebt, ist emotional verkrüppelt“, stellte Mälzer seine ungewöhnliche Kontrahentin bei „Kitchen Impossible“ dem Vox-Publikum vor (auf Abruf auch bei RTL+). Wer nun aber erwartete, der Show-Gastgeber würde seine betagte Herausforderin mit Samthandschuhen anfassen, irrte gewaltig. Die Aufgaben für „die alte Schachtel“ (Mälzer-O-Ton) hatten es knüppelhart in sich. Auch, weil Mälzer gezielt ihre kulinarischen Schwachstellen ausnutzte.
„Er missbraucht mein Vertrauen. Ich gestehe ihm meine Schwächen, bumm, nimmt er genau aus“, schäumte Monika Fuchs. Dass es bei „Kitchen Impossible“ außer ums Kochen auch immer ums Fluchen geht, hatte die Dame instinktiv verstanden: „Er ist ne kleine Wurst, ne kleine Wurst mit Plastikpelle.“
„Kitchen Impossible“ (Vox): Mälzer bringt Monika Fuchs mit Aufgabe zur Verzweiflung
Aber es half nichts. In ihrer Heimatstadt Hamburg wurde der Unruheständlerin die erste schwarze Box vor die Nase gestellt. Der Inhalt: Tamal, lateinamerikanische Maisteigröllchen, mit virtuos drapiertem Gemüse- und Soßenkranz. „Ich weiß, dass ich weiß, dass ich gar nichts weiß“, hisste die Koch-Influencerin die weiße Flagge. „Ich geh jetzt nach Hause und beiße abwechselnd in beide Kissen, die ich habe.“
Anderntags sollte sie das Highend-Gericht ohne Kenntnis von Zutaten und Zubereitung zehn Stammgästen des Szenelokals „Salt & Silver“ servieren. „Ich wünschte, es wäre schon vorbei“, ging sie die schier unlösbare Aufgabe nicht gerade kraftstrotzend an. Die Gast-Köchin hatte Kürbis statt Süßkartoffeln fürs Mus gekauft, einige erforderliche Zutaten fanden sich gar nicht im Korb.
Küchenchef Simon Lindow sah’s mit Skepsis: „Sie wird auf ein Ergebnis kommen, das aber sehr, sehr weit vom Original entfernt ist.“ Der zur Untätigkeit Verdammte war kaum weniger zu bemitleiden als die Köchin selbst: „Selbstverständlich wird einem ein bisschen das Herz weich, wenn eine Dame vor einem steht und nicht weiß, was sie machen soll.“
„Kitchen Impossible“ (Vox): Bei Monika Fuchs fließen Tränen
Am Ende stand dann doch etwas auf dem Tisch, das mit durchschnittlich 4,8 von 10 Punkten auch noch wohlwollend bewertet wurde. Bei Monika Fuchs brachen in der Küche alle Dämme: „Es sind Freudentränen. Dampfablasstränen.“
An ihre Grenzen geriet die 83-Jährige auch bei ihrer zweiten Aufgabe - wieder flossen am Ende Tränen. Dabei war das Restaurant nur einen Steinwurf von ihrer Eppendorfer Wohnung entfernt. „Ich mach die kaputt in ihrer eigenen Nachbarschaft, ich find das so brillant von mir!“, frohlockte Mälzer. Doch bei gemeinsamer Ansicht des Beitrags wurde er schon wieder ganz kleinlaut vor Scham.
Im mit einem Michelin-Stern dekorierten „Piment“ sollte Monika Fuchs das Signature-Gericht eines der besten Köche der Welt nachzaubern: Topfenknödel. Was weit profaner klingt, als es sich in der Interpretation des marokkanischstämmigen Ausnahmekochs Wahabi Nouri darstellt.
„Kitchen Impossible“ (Vox): Tim Mälzer wird fuchsig
„Jeder in meinem Umfeld weiß: Dessert und ich passen nicht zusammen“, verzweifelte Monika Fuchs. Die Mitleidsmasche verfing diesmal. „Sie ist halt ne ... sehr nette Dame“, entschuldigte sich der Küchenchef für die kleinen Handreichungen und Hilfsdienste am Herd. Was Monika Fuchs mit zitternden Händen auf die Teller zauberte, war dann auch aller Ehren wert. Mälzer erwachte beim Anschauen urplötzlich aus der rotbackigen Schamstarre und wurde fuchsig: „Du machst die ganze Zeit hier auf Mitleidsdüse. Guck dir mal an, was du da hinzimmerst! Die Analyse ist brillant, die Umsetzung ist brillant. Bei aller Liebe: Krieg dich in den Griff!“
5,8 Punkte gab es von den „Piment“-Stammgästen, ergab in Summe 10,6. Mälzer: „Damit habe ich schon Sendungen nach Hause geschaukelt“ – „Du willst jetzt lieb sein, ne?“, vermute Frau Fuchs eine verdruckste Entschuldigung, doch das ließ der „Kitchen Impossible“-Meister nicht auf sich sitzen: „Du kannst dermaßen stolz auf dich sein! Der Einzige, der sich schämen muss, bin ich.“ Aber er lasse eben niemanden „einfach nur aus Mitleid“ gewinnen.
„Kitchen Impossible“ (Vox): Mälzer gewinnt, aber alle lieben Monika Fuchs
Und Mälzer selbst? Der pflügte mit gepflegter Hybris durch seine Lieblingssendung. Im Privatmuseum Villa Potzlach in Hannover kochte er in einer Miniküche nach später Erkenntnis „komplett am Thema vorbei“, das aber so konsequent, dass es zu sehr soliden 6,1 Punkten im Schnitt reichte. „Großzügige Jury“, wusste Mälzer, dass er gnädig davongekommen war.
Im philippinischen Restaurant „Pinoy“ in Berlin wirbelte sich der Hamburger dann durch das offenbar köstliche Nationalgericht Adobo sowie „das kulinarische Nachtischgrauen Asiens“ (genannt „Halo-Halo“). Weil die Originalköchin Rosalinda schlecht ausgestattet war, wurden Schnellfroster und Schneebesen bei der Gastro-Konkurrenz gegenüber geborgt. „Ich glaub, er ist ein König von Improvisation“, staunte Rosalinda, und ihre Stammgäste staunten auch.
7,5 Punkte im Schnitt, machte in der Addition unschlagbare 13,6. Tim Mälzer trug den Sieg davon, Monika Fuchs aber alle Sympathien. „Heute, wo ich Monika kennengelernt habe, liebe ich Hamburg noch ein bisschen mehr“, sagte Sternekoch Wahabi Nouri. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. (tsch)