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„Das kann ich so nicht durchgehen lassen“Lanz weist Lauterbach in die Schranken, als es um Olaf Scholz geht

In Umfragen liegt Olaf Scholz weit hinter SPD-Politiker Boris Pistorius. Dennoch machte Karl Lauterbach bei „Markus Lanz“ deutlich, warum Scholz aus seiner Sicht der geeignete SPD-Kanzlerkandidat ist. Mit seiner Argumentation löste er bei dem ZDF-Moderator großes Unverständnis aus.

Die Frage, welcher Kanzlerkandidat bei den kommenden Neuwahlen im Februar 2025 für die SPD antreten wird, ist noch immer nicht geklärt. Zwar machte Olaf Scholz bereits deutlich, dass er den Wunsch hege, sich erneut für seine Partei aufstellen zu lassen, doch einige Kritiker sehen in seinem Parteikollegen Boris Pistorius eine bessere Wahl.

Markus Lanz nahm dies am Mittwochabend zum Anlass, in seiner Sendung offen über die Kanzlerfrage zu debattieren. Im Gespräch mit SPD-Politiker Karl Lauterbach hakte Lanz deshalb prompt nach: „Wer ist gerade gesichert Kanzlerkandidat der SPD?“ Statt schwammig zu antworten, machte der Bundesgesundheitsminister deutlich: „Olaf Scholz ist unser Kanzlerkandidat.“

SPD-Politiker Karl Lauterbach: „Wir haben eine Reihe von guten Kanzler-Kandidaten“

Laut Lauterbach habe Scholz die Kandidatur „nicht nur verdient“, er werde „erneut dramatisch unterschätzt“. Aktuell gebe es zwar noch einen „Wirbel um die Kandidatur“, dieser solle jedoch schnellstmöglich beendet werden. „Wenn wir diese Klarheit geschaffen haben, dann kann man tatsächlich in den Wahlkampf eintreten“, so Lauterbach siegessicher.

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Markus Lanz reagierte jedoch überrascht, dass Lauterbach über eine fehlende Klarheit sprach: „Das ist interessant, dass Sie sagen, Sie müssen sie erst schaffen.“ Der Bundesgesundheitsminister ruderte prompt zurück und stellte klar: „Es kann sich ja niemand selbst zum Kandidaten alleine ausrufen, aber die Gremien werden die Kandidatur von Olaf Scholz bestätigen.“ Dann sei „der gesamte Spuk um die Kanzler-Frage“ beendet.

Grund genug für den ZDF-Moderator, weiter nachzuhaken: „Wie ist es zu diesem Spuk gekommen?“ In Bezug auf Verteidigungsminister Boris Pistorius, der ebenfalls als potenzieller SPD-Kanzlerkandidat gehandelt wird, sagte Lauterbach: „Der Spuk ist nicht überraschend gewesen. Also wenn ein Minister ausgesprochen gut in den Umfragen dasteht und der Bundeskanzler durch die unfassbaren Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, (...) im Moment bei den Umfragen nicht so gut dasteht, dann gibt's immer die Frage: Sollten wir nicht den Kandidaten austauschen?“

Bei „Markus Lanz“ stellte Michael Bröcker fest: „Die SPD-Wirtschaftspolitik der letzten drei Jahre ist gescheitert!“

Bei „Markus Lanz“ stellte Michael Bröcker fest: „Die SPD-Wirtschaftspolitik der letzten drei Jahre ist gescheitert!“

Für Lauterbach sei dies jedoch keine Option, da Wahlkämpfe nicht mit der Frage, „Wer ist der beliebteste Politiker?“, gewonnen werden. Markus Lanz wollte dennoch von dem Bundesgesundheitsminister wissen: „Warum wäre Pistorius ein guter Kanzler-Kandidat?“ Statt ehrlich zu antworten, wich der SPD-Politiker aus: „Wir haben eine Reihe von guten Kanzler-Kandidaten.“

Dennoch musste er zugeben, dass in der SPD über Pistorius „diskutiert“ werde. „Das ist eine Diskussion, die da ist, weil wir jetzt derzeit in den Umfragen schlecht stehen. Und wenn die Umfragen schlecht sind, dann wird alles diskutiert.“ Der Gesundheitsminister erklärte weiter, dass sich vieles zum Positiven verändern werde, sobald seitens der Gremien Klarheit geschaffen werde. „Dann kommt die Frage auf, wie gut war Olaf Scholz eigentlich als Kanzler?“, so Lauterbach. Er behauptete in dem Zusammenhang, dass die Bilanz von Scholz „deutlich besser“ sei, „als es derzeit in der Berichterstattung“ den Anschein mache. Lauterbach wetterte weiter: Olaf Scholz habe das Land „durch schwerste Krisen“ gebracht und wäre „jetzt in der Lage gewesen, auch die Wirtschaft wieder anzuschieben.“

Bröcker: Scholz ist „Kanzler der Widersprüche und der nicht-erfüllten Versprechen“

Markus Lanz reagierte daraufhin fassungslos: „Das kann ich so nicht durchgehen lassen!“, sagte der Moderator, „Sie wollen jetzt nicht insinuieren, dass Olaf Scholz nur deswegen da ist, wo er ist, weil es unfaire Berichterstattung gegeben hat?“ Lauterbach verneinte dies zwar, sagte jedoch auch, dass Scholz häufig „unterbewertet“ werde: „Diese Feststellung muss man mir zugestehen.“

Journalist Michael Bröcker wollte dies nicht unkommentiert lassen und stellte fest: „Ich schätze Sie ja sehr dafür, dass Sie loyal fast bis in den Untergang hinein an der Seite von Olaf Scholz stehen, (...) aber diese Bundestagswahl ist doch ein Leistungstest für einen Kanzler, der drei Jahre regiert hat!“

Markus Lanz (links) diskutierte am Mittwochabend mit SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (zweiter von links), Journalistin Olivia Kortas (Mitte), Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch (zweiter von rechts) und Journalist Michael Bröcker.

Markus Lanz (links) diskutierte am Mittwochabend mit SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (zweiter von links), Journalistin Olivia Kortas (Mitte), Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch (zweiter von rechts) und Journalist Michael Bröcker.

Laut Bröcker habe Scholz „400.000 neue Wohnungen versprochen“, jedoch nichts davon eingehalten. „Er ist überhaupt der Kanzler der Widersprüche und der nicht-erfüllten Versprechen“, so Bröcker streng. Der Journalist bemängelte zudem, dass Scholz „einen neuen Stil, eine neue Kultur in Deutschland einführen“ wollte, jedoch das Gegenteil geschafft hat: „Wie die sich gegenseitig öffentlich beschimpft haben, das ist das Gegenteil von einer respektvollen politischen Kultur.“

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Karl Lauterbach wollte dies nicht so einfach hinnehmen und sagte, dass unter anderem die schwere wirtschaftliche Lage auf der jahrelangen Abhängigkeit von billigem Gas und Öl aus Russland basiere. Der Gesundheitsminister fügte wütend hinzu, dass „die ständige Sabotage der FDP“ ihr Übriges getan habe: „Niemand will die Steuern erhöhen und der Haushalt wird auch blockiert. Was hätten Sie denn gemacht? Dieses schlaue Kritisieren hilft null weiter!“

Lauterbach ergänzte dazu: „Ich glaube, dass das zentrale Problem wirklich das gewesen ist, dass wir mit der FDP von Anfang an Sand im Getriebe gehabt haben.“ Über die heimlichen Pläne von Christian Lindner, die Ampel zum Scheitern zu bringen, sagte er erschüttert: „Ich hätte es niemals vermutet, dass es schon lange feststand, dass die FDP raus will und im Prinzip nur unter einer Camouflage so tun will, als wenn sie noch an einer gemeinsamen Lösung arbeiten würde - in Wirklichkeit aber alles sabotiert. (...) Das ist aus meiner Sicht ein beispielloser menschlicher Verrat!“ (tsch)