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„Man stirbt langsam“Long-Covid-Patienten aus ARD-Doku fühlen sich im Stich gelassen

Weil Betroffene von Corona-Langzeitgeschädigte mit ihren Beschwerden oft auf sich gestellt sind, versuchen sie immer wieder auf Kundgebungen auf ihr Leid aufmerksam zu machen. (Bild:  WDR / Bilderfest / Sascha Keller)

Weil Betroffene von Corona-Langzeitgeschädigte mit ihren Beschwerden oft auf sich gestellt sind, versuchen sie immer wieder auf Kundgebungen auf ihr Leid aufmerksam zu machen.

Zwischen Impfschaden, Long Covid und psychischen Problemen: Die Corona-Pandemie hat das Leben von Millionen Deutschen maßgeblich negativ beeinflusst. Wie schlecht es den Betroffenen mitunter geht und wie wenig Hilfe sie vom deutschen Gesundheitssystem bekommen, zeigt eine ARD-Doku von Eckart von Hirschhausen.

Auch wenn sich in der herbstlichen Erkältungswelle zuletzt wieder Corona-Infektionen häuften, den Schrecken für die breite Masse hat das Virus verloren. Doch während für viele der Alltag längst wieder normal und von der Pandemie unberührt ist, leiden noch Millionen Deutsche unter Langzeitschäden von Corona - ob an Long Covid, Impfschäden oder durch die Pandemie ausgelöste psychische Probleme.

In seinem inzwischen siebten Corona-Film, „Hirschhausen und der lange Schatten von Corona“ (ab sofort in der ARD-Mediathek und am Montag, 18. November, 20.15 Uhr, im Ersten), gibt Eckart von Hirschhausen Betroffenen eine Stimme.

In seinem mittlerweile siebten Corona-Film widmet sich Eckart von Hirschhausen den Langzeitfolgen der Corona-Pandemie.

In seinem mittlerweile siebten Corona-Film widmet sich Eckart von Hirschhausen den Langzeitfolgen der Corona-Pandemie.

Eine von ihnen ist Andrea. Bevor sie 2021 an Corona erkrankte, war sie fit, stieg regelmäßig auf Berge. Daran ist heute nicht im Ansatz zu denken. „Ich schwanke zwischen bettlägerig und hausgebunden“, beschreibt sie in der Doku ihren Zustand, der sich zunehmend verschlechtert. Doch Unterstützung bekommt sie vom Gesundheitssystem trotz einer seit drei Jahren laufenden Klage nicht. Als berufskrank ist sie nicht anerkannt. „Das macht mich so wütend und traurig“, konstatiert der fassungslose Hirschhausen.

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Andrea ist bei Weitem nicht die einzige Verzweifelte. Hirschhausen skizziert die Schicksale zahlreicher Betroffener, für die ein geregelter und gesunder Alltag utopisch ist. Unter ihnen ist auch Kabarettistin Christine Prayon (einst „heute-show“). Seit ihrer zweiten Corona-Impfung leidet sie an einem Herzschaden, Durchblutungsstörungen und anderen Symptomen. „Ich muss jetzt mit einem kranken Körper umgehen und einer Krankheit, die ich nicht einordnen kann - auch alle Ärzte nicht.“

Wegen einer schweren Depression infolge des ersten Corona-Lockdowns dachte Karl daran, sich das Leben zu nehmen.

Wegen einer schweren Depression infolge des ersten Corona-Lockdowns dachte Karl daran, sich das Leben zu nehmen.

Berechenbar ist die Krankheit nicht. „Immer, wenn ich den Eindruck habe, mir geht es besser, kann ich den Wecker danach stellen, dass ich den absoluten Absturz erlebe“, sagt Prayon vor der Kamera. Die Hoffnung auf Besserung hat die 50-Jährige nicht verloren, besonders ihres Kindes wegen: „Ein Kind bedeutet immer, ich darf die Hoffnung nicht aufgeben.“

Egal ob das besonders gravierende Erschöpfungssyndrom ME/CFS oder Impfschäden: Die 45-minütige Doku von Eckart von Hirschhausen offenbart drastisch, dass Betroffene auch Jahre nach dem offiziellen Ende der Pandemie oft auf sich gestellt sind. Termine in Fachkliniken haben monatelange Wartezeiten, Krankenkassen lassen Unterstützung vermissen, dringend benötigte Studien werden als zu teuer klassifiziert und vertagt, Ärzte nehmen die Patienten und ihre Beschwerden nicht ernst. „Je nachdem, an welchen Arzt man kommt, bekommt man entweder Yoga empfohlen oder den Eindruck, man ist kerngesund“, klagt Apothekerin Diana.

Wie der Lockdown die Psyche malträtiert: „Ich nehme mir einen Strick und beende das jetzt“

Luis wird regelmäßig von schweren Herzattacken gebeutelt. Obwohl ein Arzt als Ursache dafür einen Impfschaden diagnostizierte, wartet Luis seit über zwei Jahren auf finanzielle Unterstützung.

Luis wird regelmäßig von schweren Herzattacken gebeutelt. Obwohl ein Arzt als Ursache dafür einen Impfschaden diagnostizierte, wartet Luis seit über zwei Jahren auf finanzielle Unterstützung.

So ist es an den Erkrankten selbst, Initiative zu ergreifen - obwohl sie dazu körperlich eigentlich gar nicht in der Lage sind. Am Rande einer Solidaritätskundgebung zeichnet das Kamerateam teils erschütternde Statements auf. „Man stirbt langsam“, lautet die bittere Bilanz eines Betroffenen. Wie schlimm die Auswirkungen von ME/CFS sein können, schildert ein anderer: „Alles, was ich machen kann, ist Toilette, Dusche und halb sitzend, halb liegend im Bett essen.“

Besonders drastisch zeigt die Dokumentation das Schicksal zweier junger Männer. Trotz der Verdachtsdiagnose auf einen Impfschaden wartet Luis seit über zwei Jahren auf Zahlungen des Versorgungsamts. Ein 20-minütiger Herzanfall, den die Doku in Ausschnitten widerspiegelt, zeigt den üblen Zustand des jungen Mannes. Teilweise wache er nachts um 3 Uhr schweißgebadet und mit Herzrasen auf - bei einem Puls von 220.

Auf dem Weg der Besserung ist dagegen Karl. Zwar hat sich bei ihm nie eine Corona-Infektion dauerhaft negativ auf die Gesundheit ausgewirkt, aber besonders der zweite Lockdown ließ den jungen Mann tief in eine Depression abrutschen. „Da war ich an einem Punkt, wo ich mir gesagt habe, das war es jetzt“, erinnert sich Karl im Gespräch mit Eckart von Hirschhausen. Er habe gedacht, „ich gehe jetzt irgendwo hin, nehme mir einen Strick und beende das jetzt“. Erst dank einer Gesprächstherapie arbeitete er erfolgreich an seiner psychischen Gesundheit. (tsch)