Bittere Blamage in ZDF-ShowLinken-Chefin erlebt bei Markus Lanz Talk-Debakel

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Linken-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow war am Mittwochabend (31. März) zu Gast bei Markus Lanz.

Köln – Susanne Hennig-Wellsow träumt von einer Regierungsbeteiligung der Linkspartei. Im Faktencheck bei ZDF-Moderator Markus Lanz hatte der jedoch den Eindruck, das Parteiprogramm besser zu kennen als sein Gast. Die neue Linken-Chefin erlebte ihr zweites Talk-Debakel in kurzer Zeit.

  1. Markus Lanz am Mittwochabend (31. März)
  2. Linke-Vorsitzende erlebt Talk-Debakel
  3. Markus Lanz macht Faktencheck mit Linken-Chefin

Ende Februar wurde sie mit 70,5 Prozent der Stimmen zur neuen Linke-Vorsitzenden neben Janine Wissler gewählt. Seither läuft es für Susanne Hennig-Wellsow suboptimal, zumindest was die medialen Auftritte angeht. In einem Talk mit dem Journalisten Tilo Jung hatte sich die neue Parteichefin Anfang März beim Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr blamiert.

Markus Lanz: Linke-Vorsitzende erlebt Talk-Debakel

Hennig-Wellsow will die gerne alle beenden, konnte aber im Gespräch nicht nennen, welche es überhaupt gibt („Da muss ich ehrlich sagen, die hab' ich nicht alle einzeln im Blick“).

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Ein Talkshow-Desaster, das Markus Lanz nicht entgangen sein dürfte. Der ZDF-Moderator hatte sich am Mittwochabend augenscheinlich nach der Methode Tilo Jung einen neuerlichen Faktenfestigkeitscheck mit der Linken-Politikerin vorgenommen. Wieder rasselte die neue Co-Doppelspitze mit Pauken, Trompeten und etlichen „Ähs“ durch die Prüfung.

Alle Parteien profitierten von der Krise der Union, warf Lanz seinem Gast gleich mal eine vergiftete Steilvorlage zu, „nur die SPD und die Linke nicht“. „Weil wir zu lange unsichtbar waren“, suchte Hennig-Wellsow nach einer Erklärung.

Markus Lanz: ZDF-Moderator gibt den strengen Lehrer

„Mein Weg ist, ernsthaft zu sagen, wir können das auch anders.“ Lanz wollte das konkreter wissen. „Was wäre das für Land, wenn sie morgen Bundeskanzlerin oder Finanzministerin wären?“ – „Das wäre schön“, frohlockte die Politikerin, der das Lächeln dann aber schnell gefror.

„Wo ist der Spitzensteuersatz“, gab der ZDF-Talker den strengen Prüfer – „Im Moment bei 42 Prozent?“, fragte die Spitzenpolitikerin unsicher zurück. „Ja, plus drei“, präzisierte Lehrer Lanz. „Sie würden ihn da lassen?“ Die Antwort: „Ich würde ihn schon ein bisschen hochsetzen. 50 Prozent könnte man schon machen.“ Dem Fragesteller war das zu schwammig.

„50 Prozent plus Soli, oder was kommt da noch obendrauf?“ Keine klare Antwort der Linken-Frau: „Dass es ein komplexes Steuersystem ist, was wir umbauen müssen, ist so.“ – „Schon klar“, entgegnete Lanz, „aber Sie haben hier die Chance, das mal zu erklären. Ab welchem Einkommen greift Ihr Spitzensteuersatz?“ Da werde es „komplex“, wand sich Hennig-Wellsow, die offenbar schon von Koalitionsgesprächen träumt: „Das wird eine Verhandlungssituation.“

ZDF-Talk: Lanz stichelt gegen Hennig-Wellsow

Lanz ließ nicht locker „Sagen Sie mal ne Zahl! Die Leute würden gerne mal verstehen, was Sie vorhaben, wenn Sie an die Regierung kommen.“ 80.000 Euro Jahreseinkommen, lieferte die Linken-Chefin die gewünschte Zahl.

Dazu käme nach ihrer Vorstellung eine Einmal-Steuer ab einer Million Euro Vermögen. Wie man das Vermögen ausrechne, wollte der Gastgeber nun wissen. „Das können Immobilien sein, das können Aktien sein, Sparvermögen, Einkommen“, zählte der Polit-Gast ein paar Möglichkeiten auf.

Lanz konstruierte ein Immobilen-Beispiel um einen Bewohner des Münchner Stadtrands, der sich sein Haus einmal für 250.000 Euro hart Erspartes gekauft habe, nun sei das Haus vielleicht eine Million wert. Nach dem, was Hennig-Wellsow gesagt habe, müsse dieser Mensch Vermögenssteuer zahlen. „Ich weiß, was ich gesagt hab“, grantelte die Thüringer Landtagsabgeordnete zurück, „das ist auch immer ne Verhandlungsgeschichte“.

Markus Lanz: Linken-Vorsitzende blamiert sich bei Faktencheck

Lieber brachte sie noch die Erbschaftssteuer als Stichwort ins Spiel. „Die gibt's auch?“, wunderte sich Lanz. "Natürlich!" – „Wie hoch wäre die?“ Hier musste Hennig-Wellsow passen: „Das habe ich jetzt nicht im Einzelnen im Kopf.“

Lanz konnte das nicht fassen: „Das ist doch ein zentraler Baustein Ihrer Finanzpolitik!“ Hennig-Wellsow: „Natürlich, aber wir streiten auch darum noch.“ Lanz schritt im Faktenkatalog weiter zur einmaligen zehnprozentigen Vermögensabgabe, die auch im Linken-Programm vorgesehen ist.

Diese soll sich sogar steigern. „Erklären Sie einmal, in welchen Schritten!“ Auch hier war die Parteichefin überfragt: „Das steigert sich prozentual über die ..., also mindestens ja ..., also das bleibt bei den zwei Prozent.“ Lanz korrigierte wieder: „Zehn Prozent! Nicht, dass ich Ihr Programm besser kennen als Sie!“

Markus Lanz: Will Linken-Politikerin Kapitalismus abschaffen?

Hennig-Wellsow wagte den Fluchtversuch in den Allgemeinplatz: „Es geht eben darum, dass wir die Lasten, die wir zu tragen haben als Gesellschaft, nicht denjenigen auflasten, die jetzt schon zahlen.“ - „Schon klar, bitte nicht ausweichen!“, bat Lanz und half mit den Fakten nach.

Laut Parteibeschluss steigere sich diese Abgabe auf bis zu 30 Prozent. „Bei welchem Vermögen ist das der Fall?“ – „Ich glaube, ich habe im Kopf, zehn Millionen.“ Lanz erstaunt: „Das heißt, jemand, der zehn Millionen hat, drückt einmalig drei Millionen ab? Zusätzlich zu den Steuern, die er eh schon zahlt?“ Hennig-Wellsow etwas brustschwach: „Ich finde das angemessen.“

Lanz' Einwand, das sei „natürlich happig“, kommentierte sie mit wortlosem Nicken. Der ZDF-Talker brachte noch einmal ein praktisches Beispiel: „Was ist, wenn einer diese zehn Millionen zum Teil in einer Immobilie hat? Muss er die dann verkaufen?“ Auch hier war keine klare Stellungnahme zu entlocken: „Das muss man sich im Einzelnen anschauen.“

Am Ende des Gesprächs ging es schließlich noch mal ums Ganze: „Sie sind schon dafür, den Kapitalismus abzuschaffen?“, stellte Lanz eine Suggestivfrage, auf die er wieder nur eine ausweichende Antwort bekam: „Das entscheiden die Wählerinnen und Wähler.“ – „Ich frage Sie, Frau Hennig-Wellsow!“ Die Linken-Chefin: „Ich kritisiere das System, das ist so.“ Sie wolle allerdings nicht suggerieren, man werde „diesen Kapitalismus innerhalb der nächsten zehn, 15 Jahre abschaffen“. (tsch)