AfD-VorschlagJens Spahn verteidigt sich: „Muss echt keiner erzählen, was für Typen in deren Reihen sitzen“

Bei „Markus Lanz“ offenbarte Jens Spahn, dass er seit Jahren Hass und Hetze erlebt.  (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Bei „Markus Lanz“ offenbarte Jens Spahn, dass er seit Jahren Hass und Hetze erlebt.

Wenn es um den richtigen Umgang mit der AfD geht, scheiden sich die politischen Geister. Bei „Markus Lanz“ erklärte Jens Spahn, warum er ein Ausgrenzen der umstrittenen Partei für falsch hält. Gleichzeitig machte er keinen Hehl daraus, wie er persönlich zur AfD steht.

Am vergangenen Wochenende plädierte CDU-Politiker Jens Spahn für einen pragmatischeren Umgang mit der AfD und erklärte, dass er einen Ausschluss der Partei um politischen Geschehen für falsch halte.

Stattdessen plädierte er für eine harte inhaltliche Auseinandersetzung und Konfrontation mit der AfD. Eine Meinung, die der ehemalige Bundesgesundheitsminister am Mittwochabend auch bei „Markus Lanz“ vertrat. Er erläuterte, dass es ihn „Tag und Nacht“ beschäftige, wie man die umstrittene Partei wieder kleiner kriegen könne.

Markus Lanz: Jens Spahn äußert sich zur AfD-Debatte

Auf die Frage von Lanz, wie er das machen wolle, antwortete Spahn entschieden: „Gut regieren!“ Er führte auch aus, was das für ihn bedeute: „Illegale Migration weitestgehend beenden. Dem Land wieder Wachstum geben. Jobs sichern. Für innere Sicherheit sorgen.“

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Laut des CDU-Mannes sei ein erfolgreiches Umsetzen, das „im Alltag spürbar wird“, „das Einzige, was hilft“. „Kriegen wir damit jeden zurück? Nein. Aber ich glaube schon, dass ein Großteil der AfD-Wähler (...) schon auch schaut, macht sich jetzt was bemerkbar im Alltag? Kann ich wieder Vertrauen fassen in die beiden Volksparteien?“, so Spahn weiter.

Markus Lanz stimmte zwar zu, hakte jedoch nach, warum Spahn die Partei im politischen Alltag dann einbeziehen wolle, wenn sie angeblich so gefährlich sei. Der Unions-Fraktionsvize verteidigte seinen Vorschlag: Er erlebe „auch ganz persönlich“ Hass und Hetze, „teilweise schwulenfeindliche Sprüche, wenn ich da vorbeigehe an den Reihen der AfD-Abgeordneten. Also mir muss echt keiner erzählen, was für Typen in deren Reihen sitzen. Das weiß ich.“ Spahn ergänzte, dass man das Vertrauen der Bevölkerung „durch gute Politik“ zurückgewinnen müsse und der AfD „nicht immer die Chance geben“ dürfe, „diese Opferrolle“ einzunehmen.

„Wir wollen keine Opferrolle, sondern eher eine Bringpflicht – nämlich eben, nach den Regeln zu spielen“, erklärte Spahn. Eine Aussage, die Bärbel Bas stutzig machte. Sie warnte davor, die AfD zu normalisieren, sie erlebe diese Fraktion seit 2017 und sie habe sich radikalisiert: „Deshalb warne ich davor, sie in Funktionen zu nehmen, wo sie die Institution Deutscher Bundestag repräsentiert.“ Laut der SPD-Politikerin bestehe ein enormes „Sicherheitsrisiko“, dass die AfD die Funktionen „nicht so benutzen“ werde, „wie wir es vielleicht kennen als Demokraten“. Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: „Haben Sie die Bedenken nicht, Herr Spahn?“ Der CDU-Politiker nickte: „Doch!“

„Das ist doch Quatsch“: Jens Spahn reagiert genervt auf Aussage von Tino Chrupalla

Dennoch beschwerte sich der Unions-Fraktionsvize gleichzeitig über die „Empörungs-Rituale“ in den deutschen Medien: Das Wort Normalisierung habe er nicht benutzt. Markus Lanz konterte prompt, dass Spahn mit seinen AfD-Aussagen sogar Tino Chrupalla dazu ermutigt hätte, ihn als Teil der „neuen CDU ohne Brandmauer“ zu bezeichnen. Eine Aussage, gegen die sich Jens Spahn wehrte: „Das ist doch Quatsch!“

Lanz blieb jedoch dabei und sagte: „Nicht meine Worte. Ich lese gerade ein Zitat von Tino Chrupalla.“ Der CDU-Mann wollte dies nicht akzeptieren und stichelte in Richtung Chrupalla: „Der erzählt öfter Quatsch.“ Er fügte wütend hinzu, dass die CDU weiterhin klar sei in der Frage der Zusammenarbeit mit der AfD: „Wir sind das letzte Bollwerk!“ Gerade deshalb stellte er abschließend klar: „Diese große Koalition muss liefern, sonst gibt's in vier Jahren ein ganz böses Erwachen. Wir haben jetzt schon einen massiven Vertrauensverlust.“ Spahn weiter: „Diese linke Politik wurde abgewählt – offenkundig!“ Man werde jetzt „eine Politik der Mitte“ dagegensetzen. (tsch)