Peter Kloeppel, Nachrichtenchef bei RTL, moderiert am Donnerstag (15. Juli) seine Abschiedssendung über Angela Merkel. So tickt er privat, das denkt er über die Kanzlerin. Hier lesen Sie das Interview.
RTL-Nachrichtenchef ganz privatPeter Kloeppels Tochter macht Pop-Karriere
Köln. Das Gesicht von RTL, wenn’s um seriöse Information geht: Peter Kloeppel (62), Chefmoderator der Hauptnews „RTLaktuell“, hilft beim Facelifting des Kölner Privatsenders, der für weniger Leichtes und mehr Politik stehen will. Kommenden Donnerstag, 15. Juli 2021, führt er durch den großen Themenabend „Angela Merkel – Ihr Weg, ihre Geheimnisse & Ihre Zukunft“ (ab 20.15 Uhr).
RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel im EXPRESS-Interview
Ein Abschiedsabend für Angela Merkel – mischt sich da nach 16 Jahren Wehmut ein?Peter Kloeppel: Wehmut hieße, dass Inka Bause, ich und unsere Gäste da sitzen und traurig sind. So wird das nicht ablaufen. Es ist ein Bilanzieren, aber auch der Versuch, etwas mehr zu zeigen, als nur die Kanzlerin beim Kanzlerin-Sein. Wir werden auch persönliche Eigenarten darstellen, aus der Zeit erzählen, ehe sie in die Politik gegangen ist. Unser neuer Kollege Felix Hutt wird in seiner Dokumentation auch ein Bild des Menschen Merkel hinter dem Amt zeichnen.
Berührt Sie Merkels Abschied persönlich?Peter Kloeppel: Als Journalist bin ich Beobachter, berichte über das, was in der Welt passiert. Dazu gehören Regierungen, die gewählt werden. Die Deutschen haben sich bei den Bundestagswahlen der vergangenen 16 Jahren immer dafür entschieden, dass die Union die stärkste Partei und somit Frau Merkel zur Kanzlerin wurde. Ich habe mich dran gewöhnt, gleichzeitig weiß ich auch, dass in der Politik Wandel möglich und auch manchmal nötig ist.
Haben Sie bei den ersten Begegnungen gedacht: Aus der wird noch mal was?Peter Kloeppel: Ich habe sie zum ersten Mal persönlich Anfang der 90er erlebt, damals war sie Frauen- und Jugendministerin, danach Umweltministerin im Kabinett von Helmut Kohl. Obwohl ich anerkannte, wie schnell sie sich in diese Jobs eingearbeitet und ihre Positionen vertreten hatte, habe ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen können, dass sie eines Tages Kanzlerin sein wird. Ich bin mir gar nicht sicher, ob sie selber das damals für möglich gehalten hat.
Es könnte sein, dass es der letzte Kanzlerinnen–/ Kanzler-Abschied mit Ihnen wird. Altersmäßig biegen Sie auf die Zielgerade zum Rentnerdasein ein. Planen Sie schon?Peter Kloeppel: Ich denke nicht viel darüber nach. Ich werde mir sicher intensiver Gedanken machen, wenn ich auf die 65 zusteuere. Aber jetzt? Warum sollte ich? Mir macht die Arbeit genauso viel Spaß wie vor 30 Jahren – und ohnehin moderiere ich jetzt schon weniger als früher, gönne mir mehr Freiheiten.
Wie nutzen Sie die?Peter Kloeppel: Ich bleibe in Bewegung! Ich spiele im Moment sehr viel Tennis und immer mal wieder Golf. Ich lese viel, treffe mich mit Freunden – und weil meine Frau Amerikanerin ist, verbringen wir auch mehr Zeit in den USA. Unsere Tochter lebt in New York, wir versuchen, uns als Familie öfter zu treffen.
Besteht noch der Plan, ein halbes Jahr in Deutschland und ein halbes in den USA zu leben?Peter Kloeppel: Das werden wir mit Sicherheit so oder ähnlich machen. Aber es ist für mich im Moment sehr wichtig, den Anschluss an Deutschland zu halten. In der Medienwelt, besonders bei RTL, passiert gerade viel, das möchte ich mitgestalten.
Was heißt das?Peter Kloeppel: Unser Unternehmen verändert sich an vielen Stellen. Was meine Arbeit angeht: Wir haben seit Beginn der Corona-Pandemie festgestellt, dass die Zuschauer ein Riesen-Interesse an Information haben. Und um darauf zu reagieren – ob es mit neuen Formaten oder Sondersendungen ist – werde auch ich immer wieder um Rat gefragt und in neue Formate involviert. Das freut mich und bestätigt mich darin, an der richtigen Stelle zu sein. Und mit Pinar Atalay kommt auch eine tolle, neue Kollegin ins Team, die für uns eine zusätzliche Stärkung bedeutet.
Zum neuen Konzept gehört auch, dass Ex-„Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer eine Sendung bei RTL bekommt...Peter Kloeppel: ...und das ist großartig für unsere Primetime. Ich glaube, dass er was richtig Gutes abliefert und die Zuschauer viel Spaß mit seiner Sendung haben werden.
Hatten Sie in Ihrer Karriere auch mal dran gedacht, in der Unterhaltung mitzumischen?Peter Kloeppel: Das gab es mal. Ende der 90er haben wir zum Ende des Jahres mit Rudi Carrell ein News-Quiz produziert. Obwohl es nicht meine Kernkompetenz war, auf der Showtreppe in den Saal zu tänzeln, haben wir es drei Mal auf die Beine gestellt. Das Format war erfolgreich, dann waren neue Quizsendungen noch erfolgreicher. Da war mir aber schon klar, dass Showmaster nicht mein Ding ist.
Anfang des Jahres haben Sie bei „Bin ich schlauer als... Peter Kloeppel?“ mitgemacht…Peter Kloeppel: Eine Ausnahme. Ich wollte mal wissen, ob ich unter Zeitdruck und bei hoher nervlicher Anspannung Fragen beantworten kann, die nichts mit dem Nachrichtengeschäft zu tun haben. Das war ein für mich lehrreicher Selbstversuch, bei dem ich gemerkt habe, dass ich bei der Lösung mancher Alltagsprobleme sehr daneben liege. Aber da bin ich ja nicht alleine!
Ihre Tochter ist hauptberuflich Marketing Managerin in New York, macht aber als Geena Kaye Pop-Karriere. Finden Sie den Seitensprung okay?Peter Kloeppel: Aber ja. Ich hatte immer von ihr erwartet und gehofft, dass sie ihre Talente nutzt, sei es nun als Künstlerin oder in einem anderen Beruf.
Geenas neuer Song „Dizzy“ ist ein Hit im Netz. Stolz drauf?Peter Kloeppel: Natürlich! Wenn man hört, dass die Kinder gelobt werden und Erfolg haben, sind Eltern mit Recht stolz. Ich freue mich, dass sie musikalisch etwas Außergewöhnliches leistet – ich wäre dazu niemals in der Lage.
Peter Kloeppel: Beginn in der Landwirtschaft
Peter Kloeppel (geboren am 14. Oktober 1958 in Frankfurt am Main) studierte Agrarwissenschaften in Göttingen und machte seinen Abschluss als Diplom-Agraringenieur (Fachrichtung Tierproduktion). Von 1983 bis 1985 besuchte er die Henri-Nannen-Journalistenschule, arbeitete ab 1985 im Bonner Studio von RTLplus und war dort von 1987 bis 1990 Studioleiter.
1990 wurde er erster RTL-US-Korrespondent. Seit 1992 ist er Chefmoderator von „RTLaktuell“, von 2004 bis 2014 war er RTL-Chefredakteur. Seit 2001 ist er Direktor der RTL-Journalistenschule. Er ist seit 1993 mit der Amerikanerin Carol Sagissor verheiratet. Die beiden haben eine Tochter (25) und leben in Bad Godesberg.