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Großes InterviewPeter Kloeppel: Meine Pläne mit Sender, Frau und Familie
Er ist der dienstälteste Nachrichtenmoderator im deutschen Fernsehen, ist am Donnerstag seit 25 Jahren Anchorman bei „RTL Aktuell“ (hier alle Infos dazu nachlesen).
Passenderweise verlängerte Peter Kloeppel seinen Vertrag jetzt bis 2020. Wir trafen ihn in seinem Büro in Köln-Deutz – wo er seine Pläne mit RTL und Familie verriet.
Herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung! Eine leichte Entscheidung?
Danke – und ja. Das, was ich jetzt schon seit über 30 Jahren bei RTL tun darf, nämlich Journalist sein in all seinen Facetten, werde ich jetzt noch ein bisschen länger ausüben. Ich bleibe bis zum Jahr 2020 hier als Moderator. Ich freue mich sehr, dass das Vertrauen da ist und auch das Team mit mir weiter machen möchte. Das wird eine gute Zeit, denn wir sind schon lange erfolgreich mit unserer Sendung. Wir haben Spaß, bewegen etwas und werden von den Zuschauern ernst genommen und gerne eingeschaltet.
Wie wurde das beschlossen, was war der Rahmen?
Das muss man sich relativ simpel vorstellen. Wir, also der Geschäftsführer von infoNetwork, Michael Wulf, und ich, haben schon Anfang 2016 angefangen uns zu unterhalten, wie es weitergehen soll.
Vorher hatte ich mir natürlich mit der Familie Gedanken darüber gemacht. Und dann haben wir gesagt, es gibt keinen Grund, an den bestehenden Verhältnissen etwas zu ändern oder sie gar zu beenden. Wir reden hier bei RTL ja jeden Tag miteinander, da brauchen wir kein großes Überzeugungs-Abendessen oder eine große Flasche Rotwein. Für beide Seiten war es im Endeffekt keine Überraschung mehr.
Sie sind jetzt 25 Jahre Anchorman. Wie fühlen Sie sich damit?
Die Zahl fühlt sich schon groß an. 25 Jahre ist ein Vierteljahrhundert, eine ganze Generation. Gleichzeitig fühlt es sich jeden Tag wieder neu und frisch an, hierher zu kommen.
Ich bin selbst überrascht, dass die Nachrichtenwelt so viele Facetten bietet, die unsere Arbeit jeden Tag wieder interessant machen. 1992 war die Welt noch eine andere. Deutschland war gerade erst wiedervereinigt, Helmut Kohl war Bundeskanzler und blieb das auch noch sechs Jahre.
Danach kam der Regierungswechsel, der Terror-Anschlag vom 11. September, der Krieg im Irak, die Wahl von zwei außergewöhnlichen amerikanischen Präsidenten, es kam immer etwas Neues. Die Welt um uns herum hat sich beschleunigt und verändert.
Die Möglichkeiten der Menschen, von Informationen erreicht zu werden, haben sich verbessert. Aber wir merken immer mehr, wie wichtig Nachrichtensendungen für die Menschen weiterhin sind.
Feiern Sie so ein Jubiläum?
Wir treffen uns mit der Redaktion zu einem kleinen Kochabend im Belgischen Viertel und essen dann auch gemeinsam. Im April machen wir hier bei RTL eine kleinere Feier mit ein paar Häppchen und einer Flasche Sekt.
Ansonsten arbeiten wir aber jeden Tag, und können uns auf diesen 25 Jahren nicht ausruhen. In der Sendung selbst am Donnerstag, den 30. März, bin ich einfach da wie immer. Aber die Kollegen sind ja manchmal kreativ… wenn da was kommt freue ich mich drauf. Wir sind inzwischen so etwas wie eine große Familie.
Gerade haben Sie auch die Goldene Kamera erhalten. Macht sie so etwas stolz?
Ja, uns alle. Das gesamte Unternehmen. Das ist eine Bestätigung, stellvertretend auch von den Zuschauern. Solch eine Auszeichnung ist immer Motivation.
Wir leben in nachrichtlich turbulenten Zeiten, von Trump bis Terror. Macht das als Nachrichtenmann mehr Spaß oder mehr Sorgen?
Es ist journalistisch natürlich eine Herausforderung. Wir haben eine offenere Debatte über Medien in Deutschland, werden von Teilen der Gesellschaft mit Attributen wie Lügenpresse versehen. Und das stimmt einfach nicht.
Bewusst Dinge zu unterschlagen oder falsche Dinge in die Welt zu setzen, würde uns ja nur angreifbar machen. Wir müssen uns trotzdem damit auseinandersetzen und uns jeden Tag die Frage stellen: Machen wir alles richtig?
Gleichzeitig kann durch solche populistischen Strömungen auch ein Präsident ins Amt kommen, der schon in den ersten Monaten bewiesen hat, dass er offenbar nur guten Wahlkampf kann.
Ich registriere diese spannenden Zeiten vor allem daran, dass ich selbst zu Hause abends oft noch CNN schaue, weil ich wissen will was es Neues aus Washington gibt. Der Abend ist bei uns zu Hause wieder stärker von Nachrichten geprägt.
Wie sehr hat sie überrascht, dass so wie Trump jemand überhaupt Präsident werden kann?
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er gewählt wird. Das für uns Deutsche ungewöhnlich erscheinende Wahlsystem hat ihm sehr geholfen, denn die Mehrzahl der Stimmen hatte er ja nicht. Aber damit muss man leben. Das ist das Spannende an der Demokratie.
Macht Ihnen der Rechtsruck in Deutschland Sorgen?
In den Umfragen liegt die AfD derzeit bei 8 Prozent, wir hatten auch mal Zeiten in denen die Republikaner relativ stark waren. Ich sehe es nicht als Rechtsruck.
Es ist ein Teil einer Wellenbewegung, die wir immer mal wieder beobachten. Viele Anhänger dieser Partei sind mit den Institutionen nicht einverstanden, und dazu gehören auch die Medien. Die Kritik ist nicht neu, nur wird sie lauter propagiert, von einer sehr lauten Minderheit.
Mir persönlich geht diese Kritik nicht nah, weil ich weiß woher sie kommt. In diesen Kreisen haben auch Verschwörungstheorien Hochkonjunktur, und alles was man dagegen sagt, wird abgetan. Aber wenn das Wort „Lügenpresse“ Wort in bestimmten Kreisen gängig wird, könnte es sich festsetzen in den Köpfen.
Wie planen Sie bzw. RTL die Berichterstattung zur Bundestagswahl?
Wir werden intensiv über die Themen berichten, die die Menschen beschäftigen, und dabei versuchen, so nah wie möglich an den Bürgern dran zu bleiben.
Die Menschen fragen sich wie Deutschland gerechter werden kann, wie die Altersvorsorge sicherer werden kann, die Krankenkasse bezahlbar und wie sich die Integration der Flüchtlinge entwickelt. Woher das Geld kommt, für bessere Bildung, bessere Schulen und Universitäten?
All diesen Fragen wollen wir nachgehen und von den Politikern konkrete Antworten einfordern.
Sie kennen beide Kandidaten. Was unterscheidet sie?
Angela Merkel pflegt einen sehr pragmatischen Umgang mit Journalisten und weiß, dass sie im Wahlkampf besonders gefordert ist. Martin Schulz hat derzeit ordentlich Rückenwind.
Für ihn kann die SPD sich begeistern, danach hat die Partei lange gesucht. Ob sich das in Stimmen ummünzen lässt, müssen wir abwarten.
Wissen Sie schon, wen sie wählen werden?
Ja, das weiß ich. Ich bin kein klassischer Wechselwähler.
War eine Nachrichtensendung, als sie angefangen haben, noch mehr Welterklärer als heute?
Ich glaube, wir sind noch mehr Welterklärer als damals. Weil uns so viele Nachrichten erreichen, stündlich und minütlich. Unsere Rolle ist dadurch noch wichtiger geworden. Wir filtern diese Nachrichtenflut und versuchen, in 20 Minuten zumindest einen wichtigen Teil der Welt zu erklären.
Darum werden auch Sendungen wie die Tagesthemen, das heute-Journal oder wir so oft geschaut.
Gibt es dort ein Konkurrenzverhältnis?
Wir schauen auf Quoten und Interview-Partner, ja. Aber wir liefern uns kein Kopf-an-Kopf Rennen, wer zuerst mit Volker Kauder spricht. Natürlich sind wir gerne auch schneller als die anderen. Aber: Wir wollen vor allem unsere eigene Handschrift zeigen.
Haben Sie einmal bereut, als Chefredakteur aufgehört zu haben?
Nein, das war die richtige Entscheidung. Als ich das Amt angetreten habe, wusste ich schon, dass ich das nicht bis an mein Lebensende machen werde.
Ich wollte und habe Transformationsprozesse angestoßen, danach wollte ich mich aber wieder auf die Nachrichten konzentrieren.
Viele haben das als Zeichen des beginnenden Rückzuges gesehen, sie werden schließlich 60. Planen Sie den Ruhestand?
Nein, mit 60 wäre das ein bisschen früh. Mit 65 oder 70 vielleicht, das möchte ich nicht ausschließen. Aber das ist noch relativ weit weg für mich.
Feiern Sie die Silberhochzeit mit Ihrer Frau im nächsten Jahr größer als 25 Jahre RTL?
Das kombinieren wir vielleicht mit meinem 60. Geburtstag, das ganze liegt ja nur acht Wochen auseinander. Da fällt uns bestimmt was Tolles ein, an dem wir beide uns freuen können.
Wie bewahrt man in so vielen Jahren das Interesse für einander?
Das Leben muss im Beruf wie im Privatleben Perspektiven haben. Wenn man keine Planung hat, keine Dinge, auf die man sich freuen kann, wird es fad. Aber ich habe Perspektiven, in beiden Bereichen.
Meine Frau und ich tun beide viele Dinge gemeinsam und mit Freude. Wir haben zum Beispiel vor gut einem Jahr angefangen, neben Tennis auch noch Golf zu spielen, und haben beide ein Handicap in den 30ern. Unser Projekt ist, gemeinsam besser zu werden.
Apropos: Sie sind länger mit RTL „verheiratet“ als mit Ihrer Frau. Wie schafft man die richtige Work-Life-Balance?
Je mehr einem bewusst ist, wie wichtig diese Balance ist, desto besser kann man daran arbeiten. Man muss sich Zeiten und Freiräume schaffen, für den Sport und das Privatleben.
Man muss auch mal Nein sagen können. Ich kann nicht jeden Abend auf einer Ausstellungseröffnung oder Konferenz auftauchen. Da bin ich ganz konsequent. Ich entspanne lieber zu Hause mit meiner Frau zusammen. Und das ist auch gut so.
Wir haben sie sich in den letzten 25 Jahren verändert?
Ich bin grauer geworden, habe mehr Falten bekommen. Ich stehe aber dazu, Haare färben war nie eine Überlegung, jetzt wäre es eh zu spät… Da hätte ich mit 40 anfangen und dran bleiben müssen. Das war nie mein Ding. Aber ich versuche mich fit und gesund zu halten. Ich kann damit leben, was ich im Spiegel sehe.
Ihre Tochter hat durch ihre musikalischen Ambitionen Schlagzeilen gemacht. Bleibt sie da dran?
Ja, sie studiert seit fast drei Jahren Musik in New York. In einem knappen Jahr müsste sie fertig sein. Aber sie hatte nie die Ambitionen, die nächste Taylor Swift zu werden. Sie wird auf jeden Fall etwas mit Musik machen. Schreiben, selbst singen oder etwas anderes. Sie kann sich mit Musik verwirklichen. Sie geht ihren Weg.
Lebt sie noch bei Ihnen oder ist sie komplett ausgezogen?
Sie hat jetzt ihre eigene Bleibe in New York. Kinder sollten die Möglichkeit haben, sich eigenständig zu entwickeln. Aber wir reden natürlich weiter miteinander über unsere jeweiligen Pläne. Es war schließlich für sie und uns ein großer Schritt, ins Ausland zu gehen.
Die Distanz von 6.000 km kann man nicht wegdiskutieren. Man sieht sich natürlich nicht so oft, wie das für ein Studium in Deutschland der Fall wäre. Aber wir haben uns gut damit arrangiert und versuchen, uns so oft wie möglich zu treffen.